Österreichische Staatsanleihe schlägt ATX

Michaela Bruckberger
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Langfristig orientierten Anleger profitieren von Staatsanleihen aus Österreich. Diese haben in den vergangenen Jahren mehr Gewinne gebracht als der Wiener Leitindex.

Wien. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin die Halbinsel Krim zum Schauplatz einer internationale Krise macht, dann betrifft das nicht nur die Krim-Bewohner, sondern auch die internationalen Finanzmärkte. Während konservative Anleger auf ein baldiges Ende der Krim-Krise hoffen, können einige Händler in großen Bankhäusern der Lage auch positive Seiten abgewinnen. Politische Krisen bedeuten stark schwankende Aktien-, Anleihen- und Währungskurse – ideal für kurzfristige Spekulationen und hohe Spekulationsgewinne.

Das lässt sich anhand von Staatsanleihen sicherer Länder wie Österreich am besten veranschaulichen. Für seriöse Anleger ist klar, dass solche Anleihen keine hohen Erträge bringen. Trotzdem dienen diese Anleihen als Sicherheitspolster. Auch wenn Österreich ein hoch verschuldeter Staat ist und Schuldenberge in diversen Staatsbetrieben versteckt hält, ist das Land ein beständiger Zahler. Die Anleihen werfen ein sichereres Einkommen ab – und Anleger können von Kursgewinnen profitieren, gerade in Krisenzeiten. In diesen suchen die Investoren einen sicheren Platz für ihr Vermögen.

Anleihe schlug ATX...

An Krisen hat es in den vergangenen Jahren nicht gemangelt. In solchen Phasen wird deutlich, wie wertvoll Österreich-Anleihen für das Portfolio sein können. Etwa eine österreichische Staatsanleihe, die Anfang 2011 herausgegeben wurde und bis 2022 läuft (ISIN: AT0000A0N9A0). Seit Beginn hat sie um 15 Prozent an Wert zugelegt.

Zum Vergleich: Der Wiener Leitindex ATX hat im gleichen Zeitraum 15 Prozent verloren. Die langfristig orientierten Anleger haben also von der biederen Staatsanleihe absolut profitiert. Zu den 15 Prozent Kursgewinn kommen schließlich die jährlichen Zinskupons von 3,65 Prozent (vor Abzug der Steuer) hinzu. Und: Die Anleiheninhaber können sich beruhigt zurücklehnen. Sollte sich die Krim-Krise zuspitzen, könnte die sichere Österreich-Anleihe weiter in ihrem Wert steigen.

Aber: Beim (kurzfristigen) Spekulieren mit solchen Staatsanleihen ist die Ausgangslage eine andere. Mit kurzfristig ist dabei nicht ein Tag gemeint. Auch eine Haltedauer von einem ganzen Jahr ist bei Staatsanleihen ein kurzer Zeitraum. Vor allem für jene Kleinanleger, die erst jetzt in solche Papiere investieren.

Bleiben wir bei der vorhin erwähnten Staatsanleihe, die noch eine Restlaufzeit von acht Jahren hat und einen Kupon von 3,65 Prozent p. a. abwirft. Wenn ein Anleger heute 5000 Euro in die Anleihe (Nennwert) investieren will, muss er einen Aufschlag von 750 Euro zahlen. Sollte er die Anleihe acht Jahre bis zur Fälligkeit behalten, würde er aber trotzdem nur die 5000 Euro zurückbekommen. Das mindert die Rendite. Unterm Strich erzielt der Anleger in den acht Jahren eine jährliche Rendite von rund 0,6 Prozent (nach Steuern und Kosten). Damit wird er die Inflation nicht abdecken können.

...nun ist sie teuer

Wenn der Anleger die Anleihe aber mit der vagen Absicht kauft, sie nur für ein Jahr zu behalten, muss er die Kauf- und Verkaufsspesen, die Depotgebühr, die Kapitalertragsteuer und die Gewinnsteuer beachten. Unterm Strich machen Kosten und Inflation genauso viel aus wie der Zinskupon (nach Abzug der Steuer). Dieser ist damit nicht wirklich ein Sicherheitspolster für mögliche Kursverluste.

Fazit: Damit Anleger einen realen Gewinn erzielen können. müsste der Anleihekurs steigen. Es handelt sich um eine klassische Kursspekulation, die natürlich auch schiefgehen kann. Zum Beispiel dann – so paradox das klingt – wenn die Krim-Krise gelöst ist, die Ökonomen eine positive Konjunkturentwicklung in Europa prognostizieren und die Euroschuldenproblematik in den Hintergrund gerät.

In einem solch positiven Umfeld gehen die Investoren tendenziell mehr Risiko auf den Aktienmärkten ein und ziehen Geld aus sicheren, niedrigverzinsten Staatsanleihen ab. Die sichere Österreich-Anleihe würde dann auch an Attraktivität verlieren und Kursverluste erleiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2014)

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