Anleihen: Risiko wird immer weniger belohnt

imago/Christian Ohde
  • Drucken

Zinsen. Anleihen sind sehr teuer geworden. Geld lässt sich mit solchen Wertpapieren nur noch dann verdienen, wenn man höheres Risiko eingeht. Doch auch das wird längst nicht mehr so stark honoriert wie vor ein paar Jahren.

Wien. Anleihen hatten lange mit dem Image zu kämpfen, das langweiligere Investment im Vergleich zu Aktien zu sein. Wer gut schlafen wolle, hieß es, der sollte Anleihen kaufen, wer gut essen wolle, sollte hingegen lieber auf Aktien setzen. Zahlreiche Finanzkrisen, Staatspleiten und Firmeninsolvenzen später steht fest: Anleihen lassen einen nicht unbedingt gut schlafen. Hohe Renditen versprechen sie auch nicht, vor allem dann nicht, wenn sie halbwegs sicher sind.

Staatsanleihen aus der Eurozone rentieren derzeit mit 1,3 Prozent, Anleihen von Unternehmen aus der Eurozone mit guter Bonität mit 1,5 Prozent. Die Rendite hat nur bedingt mit der Höhe der jährlichen Zinsen zu tun. Bei der Rendite wird auch der Kaufpreis der Anleihe berücksichtigt. Liegt der Kaufpreis über dem Nominalpreis, den man am Schluss zurückerhält, muss man diesen Verlust von den Zinszahlungen abziehen, um die Rendite zu berechnen.

Rallye seit 20 Jahren

Eine Rendite unter der Inflationsrate (im Mai lag die Jahresteuerung in Österreich bei 1,8 Prozent) bedeutet, dass sichere Anleihen teuer sind. Doch galten sie schon zu Jahresbeginn als teuer. Und wer sich damals mit solchen Papieren eindeckte, kann sich über erkleckliche Kursgewinne freuen. Während die Anleihepreise stiegen, gaben die Renditen (aus Käufersicht) nach. Ein Trend, der bei zehnjährigen deutschen Bundesanleihen etwa seit zwanzig Jahren anhält. Anfang der Neunzigerjahre rentierten diese Anleihen mit neun Prozent, jetzt sind es 1,3.

Seit Jahren sei die Rede von einem Ende des Bondmarkts und von der großen Zinswende, die bald einsetzen werde, berichtet Alexander Fleischer, Bereichsleiter für Anleihenfonds bei der Erste Asset Management. „Ich bin nicht überzeugt, dass die Zinswende bald eintreten wird.“

Viel werde mit risikolosen Positionen aber nicht mehr zu holen sein. Wer höhere Renditen will, muss mehr Risiko eingehen: Anleihen von Firmen mit schlechter Bonität rentieren derzeit mit 4,2 Prozent. Solche Anleihen werden oft als High-Yield-Bonds bezeichnet. Diese Bezeichnung sei Anfang 2009 zutreffend gewesen, als solche Anleihen nach dem Schock der Finanzkrise mit 20 Prozent rentierten, meint Fleischer. Damals betrug die Differenz zu sicheren Anleihen mehr als zehn Prozentpunkte. Derzeit sind es drei.

Fleischer spricht daher lieber von Below-Investmentgrade-Anleihen. Verglichen mit sicheren Staatsanleihen erhält man für solche Anleihen etwas höhere Zinsen (die Differenz zu sicheren Anleihen ist aber deutlich zusammengeschrumpft), bezahlt dafür aber mit einem höheren Ausfallrisiko. Multipliziert man die Ausfallkosten mit der historischen Ausfallwahrscheinlichkeit und zieht das von der Rendite ab, bescheren einem die meisten Anleihen von weniger guter Bonität noch immer mehr Rendite als solche mit der besten Bonitätsnote AAA. Für Anleihen von Firmen mit dem relativ guten Rating AA erhält man einen Prozentpunkt mehr, für solche mit BBB 1,7 Prozentpunkte. Bis zu diesem Rating gelten Anleihen als Investmentgrade, als relativ sicher.

Alles mit der Note BB oder schlechter gilt als High-Yield-Bond oder – wenig schmeichelhaft – Junk-Bond. Viele institutionelle Anleger, etwa bestimmte Fonds, dürfen in solche Anleihen nicht mehr investieren und fallen als potenzielle Investoren aus. Firmen mit BB müssen daher deutlich höhere Zinsen zahlen als solche mit BBB, obwohl der Unterschied beim Ausfallrisiko gar nicht so hoch ist. Somit erhält man für Anleihen der Kategorie BB um zwei Prozentpunkte mehr Rendite als für AAA, und dabei ist das höhere Ausfallrisiko schon abgezogen. Anleihen mit dem Rating BB haben daher das beste Rendite-Risiko-Verhältnis.

Streuung wichtig

Danach geht es wieder nach unten. Bei Anleihen mit dem Rating CCC ist das Ausfallrisiko so hoch, dass das durch die höhere Rendite nicht wettgemacht wird. Unter Berücksichtigung der Ausfallwahrscheinlichkeit bringen solche Anleihen um gut einen Prozentpunkt weniger Rendite als solche mit bester Bonität.

Diese Berechnungen haben jedoch nur dann Sinn, wenn man Anleihen vieler verschiedener Emittenten hat. Setzt man nur auf ein Pferd, gibt es zwei Möglichkeiten: Man hat Glück, es kommt zu keinem Ausfall, und man profitiert von der hohen Rendite. Oder man hat Pech und es kommt zu einem Totalausfall. Das kann einem auch bei einer BB-Anleihe mit gutem Rendite-Risiko-Verhältnis passieren. Hat man zu wenig Geld, um breit zu streuen, ist es ratsamer, zu einem Fonds zu greifen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2014)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.