Das Geld vor der Inflation retten

(c) EPA (Karl-Josef Hildenbrand)
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Die Inflation zu schlagen ist in Zeiten wie diesen alles andere als einfach. Es gibt aber Möglichkeiten, sein Vermögen zumindest zu halten.

Wien. Es ist schon kurios. Während die Teuerungsrate in der Eurozone im August (mit 0,3 Prozent) auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2009 gefallen ist, befindet sich die Inflation in Österreich dort, wo europäische Zentralbanker sie sich wünschen: Sie liegt in der Nähe des angepeilten Zielwerts von knapp unter zwei Prozent, und zwar bei 1,7 Prozent.

Geht es nach den Experten des Instituts für Höhere Studien, dürfte sich daran nicht allzu viel ändern. Denn bis 2018 rechnen die Ökonomen mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent.

Das alles wäre nicht so schlimm, wären die Zinsen in der Eurozone nicht an einem Tiefpunkt angelangt. Die Europäische Zentralbank senkte den Leitzinssatz kürzlich auf 0,05 Prozent. Im Windschatten davon sind auch die Zinssätze gesunken, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Sparzinsen. Mit sicheren Anlageformen lässt sich nun also noch weniger Geld verdienen. Doch wie kann man der Teuerungsrate ein Schnippchen schlagen?

Konzerne mit Preismacht schützen

Die klassische Antwort lautet: Aktien. Anleger kaufen damit einen realen Wert, nämlich einen Anteil an einem Unternehmen. In den vergangenen Jahren ist man damit auch sehr gut gefahren. Doch dass Wertpapiere ihre Inhaber zwangsläufig vor der Teuerung schützen, ist „so nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch“, sagt Friedrich Strasser von der Bank Gutmann. Sehe man sich entsprechende Studien an, so kommen diese zu dem Schluss: Das richtige Patentrezept bei Aktien gibt es nicht.Zwar habe sich herausgestellt, dass sich manche Sektoren (Techwerte) als besserer Inflationsschutz als andere (Finanzwerte) erweisen. Doch die Schutzeigenschaften der Aktien schwanken im Zeitablauf.

Doch freilich gibt es auch Studien, die das Gegenteil behaupten. Eine Erhebung von Morgan Stanley aus 2009 bringt zu Tage, dass sich Banken nicht nur seit 1973, sondern auch in den zehn Jahren bis 2009 als guter Inflationsschutz erwiesen haben. Susanne Höllinger von der Kathrein Bank erklärt das so: „Bei steigender Inflation haben die Banken in der Regel eine höhere Zinsmarge. Das Bankergebnis hängt davon ab.“

So groß die Uneinigkeiten über den geeignetsten Sektor auch sein mögen, maßgeblich für den Inflationsschutz eines Papiers scheint ohnehin etwas anderes zu sein: nämlich die Qualität eines Unternehmens. Also etwa, ob es eine Firma über eine gewisse Marktmacht verfügt. In diesem Fall kann ein Konzern höhere Kosten in Form höherer Preise weitergeben. Aber auch Produktqualität und Innovationskraft spielen eine Rolle. Das leitet die Bank Gutmann aus Studien ab.

Häufig werden auch Dividendenaktien als geeigneter Inflationsschutz angepriesen. Doch kann ein Unternehmen ob mangelnder Preismacht seine Kosten nicht weitergeben, drückt das auf den Gewinn. Das wiederum schmälert die Dividende. Felix Düregger von der Schoellerbank warnt: „Den Inflationsschutz sollte man nicht an der Dividendenhistorie festmachen.“ Schon eher an jenen Faktoren, die auch für „normale“ Aktien (Stichwort Preismacht) gelten.

Mit der Inflation mitwachsen

Wer es „sicherer“ will, könnte zu inflationsgeschützten Anleihen greifen. Deren Verzinsung steigt, wenn die Teuerung anzieht. Eine große Rolle spielt hier die eigene Inflationserwartung. Ist sie höher als die von den Finanzmärkten erwartete Teuerung (Break-Even-Inflation), ist dies ein Kaufargument. Die Höhe des Zinskupons richtet sich nach dem Verbraucherpreisindex (oder der Nominalwert wird jährlich um diese Rate erhöht).

Inflation Linked Bonds machen im Anleihenportfolio der Schoellerbank mittlerweile ein Drittel aus. „Die Anleihen haben stark im Kurs verloren und sind billig zu haben“, sagt Düregger. „Zudem erscheinen uns die dort eingepreisten Inflationserwartungen als zu niedrig.“ Sie liegen bei einer entsprechenden neunjährigen deutschen Anleihe bei 1,25 Prozent. „Wenn die Inflation in den nächsten zehn Jahren bei über 1,25 Prozent liegt, fahre man mit dieser Anleihe besser als mit einer normalen Anleihe, sagt Düregger. Für die Schoellerbank kommen als Emittenten solcher Anleihen nur Frankreich und Deutschland infrage. Italien habe man mangels ausreichend guter Bonität nicht im Portfolio. Als Alternative zu staatlichen Schuldnern würden sich auch Bankemittenten guter Bonität eignen.

Staatsschulden als Deflationsschutz

Sollte die Lage hierzulande in einer Spirale aus sinkenden Preisen und Kaufzurückhaltung münden, empfiehlt die Kathrein Bank, auf Anleihen zu setzen. Als „Paradebeispiel“ diene da Japan, das in den vergangenen beiden Jahrzehnten von Preisrückgängen betroffen war. Obwohl die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen seit 1997 unter zwei Prozent liege, wurde (mit einer Ausnahme) jährlich ein positiver Ertrag erzielt, so Höllinger. Der Vermögenserhalt war also gesichert. Auch Düregger von der Schoellerbank rät zu Anleihen, etwa zu deutschen oder solchen aus den USA. Denn anders als Staaten mit schlechter Bonität, sollten die Topschuldner ihre Verbindlichkeiten auch noch in 30 Jahren zurückzahlen können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2014)

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