Flucht in 100-jährige Mexiko-Anleihe

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Die niedrigen Zinsen treiben die Investoren in Schwellenländeranleihen. Mexiko bietet relativ hohe Aufschläge bei guter Bonität.

New York. Es gibt ein Land auf dieser Welt, das den Großteil des Ausverkaufs auf den weltweiten Finanzmärkten zuletzt gut umschifft hat. Kein Wertpapier macht das so deutlich wie die 100-jährigen Anleihen Mexikos, die längstlaufenden Bonds von Staaten weltweit. Während es bei den Anleihen risikoreicherer Schwellenländer von Venezuela bis Argentinien Verluste gegeben hat, haben sich Mexikos Papiere mit Investmentgrade-Einstufung als sicherer Hafen entpuppt.

Dahinter dürften die Ölreformen des Landes und die engen wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA stehen. Letzteres macht Mexiko weniger anfällig für eine Verlangsamung der Weltkonjunktur. Die 2,68 Mrd. Dollar umfassenden 100-Jahr-Anleihen haben es in den 30 Tagen bis 16. Oktober auf einen Ertrag von 5,6 Prozent gebracht. Das half, mexikanische Dollar-Bonds zum Topgewinner in Schwellenländern zu machen.

Angesichts der schwachen Weltkonjunktur haben Investoren ihre Erwartungen für einen Zinsanstieg in den USA verschoben. Im selben Atemzug steigt die Nachfrage nach besser bewerteten, länger laufenden Anleihen wie jene aus den USA und Mexiko. Sie reagieren sensibler auf Veränderungen der Zinsen als Kurzläufer.

Öffnung der Ölbranche steht an

Mexiko profitiert letztlich auch von Anlegern, die mit dem Kauf der Papiere des Landes auf die Öffnung der mexikanischen Ölbranche für ausländische Investments erstmals in sieben Jahrzehnten setzen wollen. „Mexikos 100-Jahr-Anleihe ist einer der größten Nutznießer fallender Renditen von US-Treasuries, weil ihre Laufzeit eine der längsten auf dem Markt ist“, sagt David Oliver, Geldmanager bei Stone Harbor Investment Partners. „Bei Mexiko geht es um fundamentale Reformen. Das ist interessant und hält Mexiko aus den Schreckensschlagzeilen heraus.“

Weltweit haben die Aktienmärkte im Oktober verloren. Dahinter standen die Sorgen über eine Abschwächung der Weltkonjunktur. Die Rendite von 30-jährigen Treasuries, den Papieren aus den USA mit der längsten Laufzeit, ist auf 2,92 Prozent gefallen. Das ist ein 17-Monats-Tief. Doch die mexikanischen Dollaranleihen verteuerten sich noch stärker. Damit schrumpfte der durchschnittliche Renditeaufschlag gegenüber Treasuries auf 1,95 Prozentpunkte. Das belegen Daten, die von Bloomberg und JPMorgan Chase zusammengetragen worden sind.

„Wo findet man sichere Anlagen, die einen solchen Spread bieten?“, meint Heather Hagerty, Staatsanleihe-Analystin bei Fidelity. „Der Markt sollte sich auf eine längere Zeit mit niedrigen Zinsen vorbereiten.“ Die Veränderungen bei den mexikanischen Energiegesetzen haben Moody's Investors Service veranlasst, das Rating des Landes im Februar auf A3 zu heben– eine so hohe Note aus dem Qualitätsbereich Investmentgrade ist vorher noch nie an Mexiko vergeben worden. Das Moody's-Rating liegt eine Stufe über den Noten von S&P und Fitch. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2014)


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