Anleihen: Wenn aus schlecht gut wird

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US-Unternehmen, die ihre guten Bewertungen verlieren, stehen derzeit hoch im Kurs der Anleger. Denn ihre Anleiheerträge sind höher als die anderer Papiere.

New York. Unternehmen, die von Ratingagenturen einst als investitionswürdig eingestuft, später aber in den Ramsch-Bereich fielen, sind derzeit gefragt. Auf dem US-Kreditmarkt zählen sie zu jenen mit den besten Erträgen.

Die Papiere der sogenannten „gefallenen Engel“ konnten in den vergangenen zwölf Monaten um rund acht Prozent zulegen. Im laufenden Jahr liegt das Plus bei drei Prozent, wie Daten der Bank of America Merrill Lynch zeigen. Der Ertrag der Firmen war im vergangenen Jahr zudem um 2,4 Prozentpunkte höher als der des gesamten US-Marktes für Unternehmensanleihen. Auch brachten sie mehr als „Investment-Grade“-Anleihen und Hochzins-Papiere.

Analysten von Barclays erwarten, dass in den kommenden 18 Monaten ein Anleihenvolumen von rund 30 Mrd. Dollar in die Gruppe der „gefallenen Engel“ rutschen wird. Besonders Energiekonzerne kämpfen derzeit mit dem Behalten ihrer Bestnote. Seit dem Sommer des Vorjahres hat sich der Ölpreis mehr als halbiert. Das ist deswegen problematisch, weil sich die Gewinnung von Schieferöl nur bei bestimmten Preisniveaus rechnet. Dies nährte sogleich die Befürchtung, viele Unternehmen könnten ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen. Die Sorge vor einer Blase in dem Sektor schickte US-Hochzinsanleihen im zweiten Halbjahr 2014 auf Talfahrt.

„Der Ausverkauf bei Öl hat das fundamentale Bild drastisch für Energie-Unternehmen verändert“, schreiben die Barclays-Analysten. Das habe eine Reihe großer Firmen an den Rand einer Herabstufung gedrückt.

Droht Welle der Herabstufung?

Wie sich herausstellte, ergab sich die beste Kauf-Gelegenheit für „gefallene Engel“ direkt zum Zeitpunkt der Herabstufung und unmittelbar danach. Dann bewerten Investoren ihre Risken neu, und die Kurse fallen, wie die Analysten der US-Großbank Wells Fargo in einer Studie schreiben. Als möglichen Herabstufungskandidaten nannte Barclays den Schweizer Öldienstleister Transocean. Auch Firmen wie Weatherford International, Nabors Industries, Canadian Oil Sands oder DCP Midstream sind vor einer Bonitätsherabstufung nicht gefeit.

Derzeit haben „gefallene Engel“ einen Anteil von etwa sieben Prozent am US-Hochzinsanleihen-Markt. Wells Fargo zufolge könnte sich das aber rasch ändern. Denn Ratingagenturen wie Standard & Poor's oder Moody's würden dazu tendieren, spezielle Branchen in einer Welle herabzustufen.

Grundsätzlich bedeutet der Verlust eines Top-Ratings, dass Unternehmen mit höheren Finanzierungskosten rechnen müssen. Gleichzeitig sinkt aber der Pool potenzieller Investoren, die bereit sind, ihr Geld in die Anleihen eines solchen Konzerns Geld zu stecken. Zwar erhöht sich dann die Rendite einer Anleihe, allerdings steigt auch das Risiko eines Zahlungsausfalls. Für Anleihe-Käufer, die das Risiko nehmen wollen, könnte sich ein Einstieg bei „gefallenen Engeln” aber auszahlen. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2015)


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