Verunsicherung bei Staatsanleihen: „Etwas Übles steht bevor“

The corner stone of The New York Federal Reserve Bank is seen surrounded by financial institutions in New York's financial district
The corner stone of The New York Federal Reserve Bank is seen surrounded by financial institutions in New York's financial district REUTERS
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Die Renditen von Staatsanleihen aus zahlreichen Ländern sind vergangene Woche auf neue Rekordtiefs gefallen.

New York. Für Anleger weltweit zählte auch in der vergangenen Woche in erster Linie Sicherheit. Die Verunsicherung wegen des britischen Votums für einen Austritt aus der Europäischen Union nahm zu. Die Nachfrage nach als sicher geltenden Vermögenswerten trieb die Renditen vieler Anleihen auf Rekordtiefs, nachdem William Dudley, Präsident der Federal Reserve Bank of New York, erklärte, die Brexit-Auswirkungen könnten eskalieren, wenn sie für Verwerfungen über Großbritannien hinaus sorgten.

Der Yen wertete abermals auf. Die Goldnotierungen erreichten ein Zweijahreshoch, was wiederum die Aktien von Bergbaufirmen anschob, die Edelmetalle fördern. Das Britische Pfund sackte zum Dollar auf seinen tiefsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. „Alle versuchen, auf eine Situation zu reagieren, die es noch nie gegeben hat“, sagte Stewart Richardson, Investmentchef bei RMG Wealth Management in London. „Es gab schon vorher Schocks im System, aber so etwas hatten wir noch nicht. Und es wird noch lange dauern, bis wir die Antworten wissen.“

Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries betrug zuletzt knapp 1,4 Prozent. Wer sichere europäische Papiere kaufen will, muss sich mit weniger begnügen: Zehnjährige deutsche Bundesanleihen rentierten zuletzt mit minus 0,17 Prozent. Noch tiefere Renditen für zehnjährige Anleihen gibt es nur in der Schweiz, und zwar minus 0,67 Prozent. Auch die Renditen zehnjähriger Anleihen aus Australien, Japan, Frankreich und Großbritannien fielen zwischenzeitlich auf Rekordtiefs.

Auch italienische Anleihen teuer

Die enorme Nachfrage nach Staatsanleihen wirft bei Investoren die Frage auf, wie schlimm die Brexit-Folgen noch werden. „Es fühlt sich allmählich so an wie 2008“, sagte John Anderson von Smith & Williamson Investment Management in London. „Die Renditen von Staatsanleihen sagen, dass etwas sehr Übles bevorsteht.“ Auch in Peripherie-Ländern steigen die Preise, die Renditen fallen: Zehnjährige italienische Anleihen rentierten zuletzt mit 1,19 Prozent, spanische mit 1,14 Prozent. Nur für griechische Papiere erhält man 7,78 Prozent.

Nicht nur auf dem Sekundärmarkt fallen die Renditen. Deutschland begab vergangene Woche zweijährige Schatzanweisungen im Volumen von vier Mrd. Euro zu einer Durchschnittsrendite von minus 0,69 Prozent.(Bloomberg/red.)

(Print-Ausgabe, 11.07.2016)

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