Anleiherenditen fallen tiefer

A sign is displayed outside the Bank of England in London
A sign is displayed outside the Bank of England in LondonREUTERS
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Die Zinssenkung in Großbritannien ließ nicht nur auf der Insel die Kurse von Staatsanleihen steigen und ihre Renditen fallen.

London/Wien. Britische „Gilts“ sind nach dem Zinsentscheid der Bank of England kräftig gestiegen. Das bedeutet umgekehrt: Die Rendite der zehnjährigen britischen Staatsanleihen fiel um zeitweise 0,13 Prozentpunkte auf 0,67 Prozent. Die Bank of England hat in der Vorwoche erstmals seit März 2009 die Zinsen gesenkt (und zwar von 0,5 auf 0,25 Prozent) und weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der britischen Wirtschaft ergriffen, wie den Kauf von Unternehmensanleihen. Das Ziel für das Kaufprogramm der Notenbank wurde erstmals seit vier Jahren um 60 Mrd. Pfund auf 435 Mrd. Pfund ausgeweitet.

Die Maßnahmen verstärkten den weltweiten Trend einer geldpolitischen Lockerung, sodass die Kurse der Bonds weltweit zulegten und damit ihre Renditen (aus Käufersicht) fielen. „Die Bondrenditen weltweit werden nicht davon getrieben, was in dem Land passiert, sondern was in der Welt passiert“, sagte Martin van Vliet, leitender Zinsstratege bei der ING Groep in Amsterdam.

Bei zehnjährigen deutschen Bundesanleihen, die bereits negativ rentieren, fiel die Rendite um weitere 0,03 Prozentpunkte auf minus 0,07 Prozent. Anleihen mit kürzeren Laufzeiten rentieren bereits in vielen Ländern negativ. Mit zehnjährigen Papieren können Anleger, die die Anleihen bis Laufzeitende halten, aber meist noch Geld verdienen. Die zehnjährigen österreichischen Staatsanleihen etwa versprachen zuletzt magere 0,09 Prozent pro Jahr. Etwas mehr gibt es in Frankreich (0,151 Prozent).

Wem das zu wenig ist, der kann sich in der europäischen Peripherie umsehen. Für spanische und italienische Papiere bekommt man noch mehr als ein Prozent: In Spanien waren es zuletzt konkret 1,009 Prozent, in Italien 1,13. Portugiesische Anleihen rentieren mit 2,8 Prozent, griechische gar mit 8,1 Prozent – da ist ein höheres Risiko eingepreist. Wer in die sicheren Häfen Schweiz oder Japan fliehen will, muss sich indes darauf einstellen, Geld zu verschenken: Japanische Papiere rentieren mit minus 0,1 Prozent, Schweizer Anleihen gar mit minus 0,59 Prozent. Da kann man nur auf eine deutliche Aufwertung des Yen und des Franken hoffen.

Hohe Renditen bekommt man in Krisenländern wie der Türkei (4,5 Prozent für Dollar-Anleihen und 9,5 Prozent für solche in Lira) oder Brasilien (4,4 Prozent für Dollar- und fast zwölf Prozent für Real-Anleihen).

Relativ viel (1,56 Prozent) erhält man für US-Treasuries. Diese gelten ebenfalls als sehr sicher, doch ist die US-Notenbank Fed eine der wenigen, die einen Zinserhöhungskurs eingeschlagen hat. (b. l./Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2016)


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