Wo ist die Rendite geblieben?

(c) Bloomberg (Michael Nagle)
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Eine weitere Zinserhöhung war mit der US-Notenbank Fed in der Vorwoche nicht zu machen. Investoren wird der Anlagenotstand also noch eine Zeit lang erhalten bleiben. Ganz aussichtslos ist die Suche nach Erträgen trotzdem nicht.

2008 ging es Schlag auf Schlag. In diesem Jahr senkte die US-Notenbank Fed ihren Leitzinssatz ganze sieben Mal. Auch die Europäische Zentralbank sah sich damals angesichts der Gemengelage zum Handeln gezwungen.

Während die Eurozone ihren Zinstiefpunkt aber erst diesen März erreichte, hat das Pendel in den USA bereits in die andere Richtung ausgeschlagen. Die Fed wagte schon im Dezember des Vorjahres ihren ersten homöopathischen Zinsschritt nach oben. Einen weiteren unterließ sie zwar in der Vorwoche, doch zum Jahresende dürfte wohl die nächste Zinserhöhung folgen.

Für Sparer ist die Politik des billigen Geldes verheerend. Von der Idee, mit risikolosen Anlagen Geld zu verdienen, mussten sie sich längst verabschieden. Selbst wer bereit ist, auf dem Kapitalmarkt ein größeres Wagnis einzugehen, kann sich bloß über magere Erträge freuen. Ein Überblick darüber, wo es noch Rendite gibt:


Wer sich nach dem Börsenabsturz vor acht Jahren mit Aktien eingedeckt hat, darf sich heute über hohe Zugewinne freuen. Das seither erzielte Kursplus des breiten Standard-and-Poor's-500-Index (auf Eurobasis) liegt bei 260 Prozent. Europäische Anleger mussten sich mit einem geringeren Anstieg zufriedengeben. Plus 120 Prozent waren es aber allemal. Auch in diesem Jahr hat sich der US-Markt besser entwickelt. Erst vor wenigen Tagen kletterte die Tech-Börse Nasdaq auf ein neues Rekordhoch.

Die Konjunktur jenseits des Atlantiks läuft besser, das Gewinnwachstum der Konzerne ebenso (wenngleich es eher mager ausfällt). US-Aktien sind allerdings schon weit gelaufen, vielfach wird argumentiert, die Papiere seien teuer geworden. „Das ist relativ“, sagt Hans Engel von der Erste Group. „Wenn ein Unternehmen qualitativ besser ist, kann es nicht den gleichen Preis haben.“ Dynamische Konzerne wie Google, Apple oder Microsoft gebe es nun einmal nicht in Europa. „Und das äußert sich auch im Preis.“ In Europa zu investieren bedeute, an der Börse selektiver vorgehen zu müssen.

Die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), deren Märkte sich in den vergangenen Jahren schwach entwickelt haben, sind dafür heuer zurückgekommen – teils mit kräftigen Kursanstiegen. Erhöht die Fed ihren Leitzinssatz, könnte dies aber zu Rücksetzern führen. Auch sonst sind die Börsen nicht vor Einbrüchen gefeit. Aktieninvestments sollte nur tätigen, wer (notfalls auch hohe) Kapitalverluste verkraften kann. Ein Aktiendepot zahlt sich meist erst ab einer verfügbaren Summe von mehreren tausend Euro aus. Bei Kursgewinnen fallen außerdem Steuern an. Und dennoch führt kaum ein Weg an Aktien vorbei.

Die Niedrigzinspolitik und die daraus resultierende Flucht in als sichere geltende Anlagen hat Staatsanleihen teuer gemacht, ihre Renditen in den Keller und ihre Kurse nach oben getrieben. Papiere mit einem Volumen von 14 Billionen Dollar sind weltweit inzwischen zu einem Verlustgeschäft geworden. Mehr als ein Drittel aller Anleihen von OECD-Mitgliedsstaaten sind von dieser Entwicklung betroffen. Vielfach wird von einer Blase gesprochen.

Mit US-Staatsanleihen können Anleger derzeit noch mehr verdienen. Zehnjährige Treasuries rentieren mit 1,6 Prozent. Doch „gibt es ein Währungsrisiko, das man berücksichtigen muss“, sagt Felix Düregger von der Schoellerbank. Ob aber der Zinsvorteil dieses Risiko aufwiegt, ist fraglich.

Anleihen ganz den Rücken zu kehren, empfiehlt Düregger aber nicht. Er sieht Bonds als Sicherheitskapital, das weniger schwankt. Um das Zinsänderungsrisiko (steigen die Zinsen, fallen normalerweise die Kurse bestehender Anleihen, da es dann neue Anleihen mit höheren Zinsen gibt) zu minimieren, setzt das Institut daher auf kürzere Laufzeiten.

Sollte das Zinsniveau einmal steigen, wird auch die Inflation höher sein. Dieses Szenario ist zwar noch in weiter Ferne, doch schon jetzt deckt sich die Schoellerbank mit inflationsgeschützten Anleihen ein. Die Anlageklasse sei derzeit billig, wenn die „Teuerung kommt, wollen wir einen Hebel haben“, so Düregger.


Unternehmensanleihen wurden von vielen Experten als veritable Alternative zu Staatspapieren angepriesen. In den vergangenen Jahren sind viele Firmen mangels Kreditfinanzierung in diesen Markt eingestiegen. Seit Kurzem tritt auch die EZB als großer Käufer auf. Die Notenbank legt sich allerdings nur Papiere guter Schuldner ins Depot. Das macht die Schoellerbank auch, denn „das Risiko, das man mit schlechteren Schuldnern eingeht, wird nicht honoriert“, sagt Düregger. Firmen guter Bonität zahlen dafür kaum Zinsen. Zuletzt begaben Unternehmen wie Sanofi oder Henkel Anleihen mit negativer Rendite.

Als Investment in Krisenzeichen hat das Edelmetall Gold stets seine Berechtigung. Seit der Krise hat sich der Preis für eine Feinunze (auf Eurobasis) verdoppelt. Gold diversifiziert gut, sagt Engel. Und es läuft oft gegenläufig zu Aktien. Einen kleinen Nachteil hat Gold allerdings: Es wirft keine Zinsen ab.


Mit Immobilieninvestments lassen sich heute nur noch geringe Renditen erzielen, weil Liegenschaften schon teuer geworden sind. Wer Geld und Zeit hat, darf aber durchaus auf Wertsteigerungen hoffen. Die Nachfrage nach Immobilien dürfte eher nicht abnehmen.


Die Einlagensicherung ist für viele nach wie vor ein Grund, ihr Erspartes auf die Bank zu tragen. Doch die Zinsen der Banken liegen nahe null Prozent. Nach Abzug von Inflation und Kapitalertragssteuer bleibt auf dem Sparbuch also kein Gewinn mehr übrig. Dafür ist das Geld sofort griffbereit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2016)


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