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Ölpreisverfall: Gewinner und Verlierer

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Seit Beginn des zweiten Halbjahres 2014 ist der Preis von Barrel-Brent-Rohöl um 58% gefallen. Wie wirken sich niedrige Energiepreise auf die Konjunktur aus, wer profitiert und wer leidet?

EXPERTENTIPP von Dr. Adam Lessing,

Country Head Austria and Eastern Europe bei Fidelity International

Es bestehen gravierende Unterschiede zwischen Ländern. Der Ölpreisrückgang kommt hauptsächlich ölimportierenden Staaten und Verbrauchern zugute. Die großen Ölproduzenten werden dagegen darunter leiden. Insgesamt wirken niedrige Rohstoffpreise wie eine globale Steuersenkung und werden der globalen Konjunktur Rückenwind verschaffen.

Warum fallen Energiepreise?
Preise im Rohstoffmarkt werden in erster Linie durch die aktuelle Lage von Angebot und Nachfrage bestimmt und im geringeren Maße durch zukünftige Erwartungen. Wachstumsschwächen in der Eurozone und die strukturelle Konjunkturabschwächung in China haben sich negativ auf die globale Nachfrage ausgewirkt, während von Seiten Amerikas das Angebot durch die Schieferölproduktion stark gewachsen ist. Das Ergebnis: ein Überangebot an Öl.

Gewinner und Verlierer
Die Länder, die bisher von hohen Energiepreisen profitierten, sind jetzt die Ersten, die den Druck des fallenden Ölpreises zu spüren bekommen. Ölproduzenten wie Russland, Norwegen oder Kolumbien werden unter fallenden Nettoexporten und rückgängiger Binnenkonjunktur leiden. Ölimportierende Staaten wie Thailand, Indien oder die Türkei profitieren indessen zweifach. Erstens steigt der Inlandskonsum, da das billigere Öl den gleichen Effekt wie eine Steuersenkung hat, und die Konjunktur beflügelt. Zweitens verbessern sich ihre Leistungsbilanzpositionen durch geringere Importkosten.

Der Ölpreis und Amerika
Die Auswirkung auf Amerika wird sich aus dem Zusammenspiel von zwei gegensätzlichen Kräften ergeben. Einerseits profitieren die USA als ölimportierendes Land, andererseits hat die Energieindustrie mit der Schiefergasrevolution eine Wiedergeburt erlebt. Wir erwarten, dass Amerikas BIP 0.9% durch den Verbrauch und 0.3% durch wachsende Nettoexporte ansteigen wird, während der Druck auf die Energieindustrie nur eine Abschwächung von ca. 0.4% herbeiführen dürfte. Daher antizipieren wir, dass das billige Öl eine positive netto Wachstumswirkung haben wird.

Auf dieser Grundlage rate ich dazu USAktien weiterhin überzugewichten. Europa könnte von dem Effekt der ‚Steuersenkung‘ profitieren. Bei Schwellenländern bevorzuge ich ölimportierende Länder wie Indien, und vermeide Staaten mit fallenden Ölexporten wie Russland. Lateinamerika wird mit den niedrigen Ölpreisen ringen, während Asien einen Wachstumsschub bekommt. Wenig überraschend werden Zulieferer und Serviceindustrien zur Energiebranche den größten Druck spüren. Hingegen ist anzunehmen, dass die Auto- und Luftfahrtindustrien profitieren werden.

Nähere Informationen erhalten Sie unter:
www.fidelity.at

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