Wohnbau: Fixzinskredite als kleineres Übel?

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Die Österreicher schließen bevorzugt Darlehen auf Basis variabler Zinsvereinbarungen ab. Bis Laufzeitende können diese aber deutlich teurer werden als gedacht. Kredite mit fixen Zinsen sind eine geeignete Alternative.

Wien. Die schlechte – und wenig überraschende – Nachricht zuerst: Die Preise für Eigenheime steigen seit Jahren. Nun die gute: Wer sich dennoch eine Wohnung leistet, hat Glück. Denn Kredite sind derzeit so billig wie nie.

Im April lagen die Zinssätze für Wohnbaukredite bei 2,31 Prozent – und damit auf einem absoluten Tiefstand, wie Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank zeigen. Auch im Vergleich zu Bewohnern anderer europäischer Staaten haben die Österreicher allen Grund zur Freude: Denn EU-Bürger zahlen für Wohnbaukredite im Schnitt 3,12 Prozent Zinsen. „Der Zinsaufwand österreichischer Haushalte für Wohnraumbeschaffung war daher um mehr als ein Viertel geringer als im Euroraumdurchschnitt“, schreibt die Nationalbank.

Und weil die Zinsen im Keller sind, greifen nach wie vor viele Kreditnehmer zu variablen Zinsvereinbarungen, wenn sie eine Liegenschaft finanzieren. Auf den ersten Blick mag das auch günstiger scheinen. Denn die Raten sind relativ gering – vor allem im Vergleich zu Fixzinskrediten.

Doch bei einer variablen Verzinsung ändern sich die Zinsen laufend, weil sie in der Regel am Interbankensatz Euribor hängen. Der Euribor ist jener Zinssatz, zu dem Banken untereinander Geld leihen. „Bei einer variablen Verzinsung nimmt man aber ein Zinsänderungsrisiko in Kauf“, sagt Erste-Bank-Vorstand Peter Bosek.

Wer einen Hypothekarkredit abschließt, bindet sich meist über einen Zeitraum von 20 Jahren an eine Bank. Wenn die Zinsen innerhalb von zehn Jahren dramatisch ansteigen sollten, dann erhöht sich nicht nur die Rate, sondern mit ihr auch die Gesamtkreditbelastung. Das ist jener Betrag, den die Kreditnehmer an die Bank zurückzahlen müssen, wenn sie ein Darlehen aufnehmen. Wie stark diese Belastung ansteigen kann, ist aber nicht vorhersehbar. Der von der Bank zu Beginn errechnete Betrag ist daher als Annahme zu sehen, nicht als fixer Wert.

„Mit einem Fixzinskredit kann dieses Risiko aber reduziert werden“, sagt Bosek. „Auch wenn diese Art des Kredits bei Abschluss teurer scheint. Ich würde die Mehrkosten aber als Versicherungsprämie zum Schutz vor steigenden Zinsen sehen.“ Freilich können Kreditnehmer mit variablen Zinssätzen auch besser aussteigen – etwa dann, wenn die derzeitige Niedrigzinsphase noch viele Jahre anhält.

Pönale bei vorzeitigem Ausstieg

In der Tat sind Fixzinskredite dem ersten Anschein nach teurer. Auf der anderen Seite lassen sich die monatlichen Raten für die Dauer von fünf, zehn oder sogar 15 Jahren einfrieren. Das sorgt für eine leichtere Planbarkeit. Erst nach Auslaufen der Fixzinsvereinbarung erfolgt die Anpassung an den variablen Satz. Wer sich für ein solches Darlehen entscheidet, sollte gleich zu Beginn passable Anschlusskonditionen verhandeln.

Viele heimische Banken haben in den vergangenen Jahren ihr Angebot an Fixzinskrediten stark ausgebaut. In Anspruch werden die Darlehen allerdings nicht besonders häufig genommen. Für Michael Bauer von der Bawag „ein Phänomen“. Und auch für Bosek ist das verwunderlich: „Denn wenn die Österreicher ihr Geld veranlagen, sind sie sehr sicherheitsorientiert. Bei der Finanzierung scheint man aber risikofreudiger zu sein.“

Wer bereits ein variables Darlehen zurückbezahlt, kann in der Regel ohne größere Probleme auf einen Fixzinskredit umsteigen. Auch der umgekehrte Weg ist möglich. Der Ausstieg aus einer Fixzinsvereinbarung ist aber mit einer Pönalzahlung verbunden, weil auch die Bank sich refinanzieren muss.

Was Sie beachten sollten bei... Immobilienkrediten

Tipp 1

Rechnung. Potenzielle Kreditnehmer sollten zunächst Angebote von Banken einholen und diese durchrechnen. Nur wer sich einen Kredit auch leisten kann, dem sei zum Abschluss eines Darlehens geraten. Experten empfehlen immer wieder, ein Haushaltsbuch zu führen, um zu sehen, in welchem Ausmaß Fixkosten zu Buche schlagen. Den finanziellen Spielraum sollte man jedenfalls nicht zu knapp bemessen. Denn Kreditraten können auch steigen.

Tipp 2

Fix oder variabel. Grundsätzlich können Kreditnehmer zwischen fixen und variablen Kreditvarianten wählen. Bei Darlehen mit variablem Basiswert können die Raten steigen oder sinken. Bei Fixzinskrediten sichert man sich fixe monatliche Raten für einen bestimmten Zeitraum. Mit welchem Kredit man günstiger aussteigt, ist leider nicht vorhersehbar – und zeigt sich meist erst am Laufzeitende. 20-jährige Zinsprognosen gibt es nicht.

Tipp 3

Bauspardarlehen. Eine Alternative zu Fixzinskrediten können auch Bauspardarlehen sein. Sollten die Zinsen dramatisch ansteigen, ist hier automatisch ein sogenannter Zinscap, also eine Zinsabsicherung nach oben, integriert. Diese liegt bei sechs Prozent. In Niedrigzinsphasen erscheinen Bauspardarlehen aber weniger attraktiv, weil die Kunden zumeist mindestens drei Prozent Zinsen bezahlen müssen. Derzeit gibt es günstigere Alternativen.

Tipp 4

Eigenmittel. Experten empfehlen Kreditnehmern immer wieder, ein Vorhaben nicht zur Gänze fremdzufinanzieren. Sinnvoll ist es sicher, einen Teil des Darlehens bereits auf der hohen Kante zu haben. 20 bis 30 Prozent des Darlehensvolumens sollten Kreditnehmer vorhalten können. Je besser die Bonität eines Kunden, desto geringer sind übrigens die zu zahlenden Aufschläge. Eine Lebensversicherung kann die Zinsbelastung reduzieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2013)

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