Unternehmen: Finanzieren für Einsteiger

(c) Teresa Zötl
  • Drucken

Die Wirtschaftskammer Österreich hat einen Onlineratgeber herausgegeben, der über die richtige Finanzierung informiert.

Wien. Selbstständig zu werden und ein eigenes Unternehmen zu gründen, klingt vielversprechend, viele wählen jedoch eine ungeeignete Finanzierungsform, weil sie zu wenige Informationen haben.

Dem will die Wirtschaftskammer Abhilfe schaffen. Ein Onlineratgeber (www.wko.at/ratgeber/finanzierung) bietet Informationen zu 24 Finanzierungsarten für Gründer, aber auch für bestehende Unternehmen. Immerhin planen 36 Prozent der Unternehmer noch 2015 eine Investition. Auf der Homepage wird man nach Eingabe seiner Projektdaten darüber informiert, welche Finanzierungsvarianten infrage kommen und mit welchen Vorteilen, Nachteilen und Risken zu rechnen ist.

„Die meisten Gründer unterschätzen, was auf sie zukommt“, sagt Karl Pisec, Kurator des Wifi Österreich. Mit dem Ratgeber soll den Gründern und Unternehmern eine realistische Einschätzung der jeweiligen Finanzierung ermöglicht werden sowie Information darüber erteilt werden, für wen welche Finanzierungsform am ehesten geeignet ist, etwa bei Private-Equity-, Venture-Capital- und Business-Angels-Finanzierungen.

So mildert etwa Leasing das Risiko von Fehlinvestitionen: Wenn man auf eine neue Technologie umsteigt, hilft es, die alte Anlage nur geleast zu haben. Doch können bei einer Laufzeitänderung oder einer vorzeitigen Kündigung hohe Kosten anfallen. Auch eine Finanzierung durch Business Angels oder Freunde und Bekannte kann zum Nachteil werden. Zwar ist man unabhängig von professionellen Finanzierungspartnern wie etwa Banken oder Venture-Capital-Gesellschaften, jedoch kann es aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zu Spannungen kommen.

Unwissen führte zu Fehlern

Hat einem ein Bekannter Geld zur Verfügung gestellt, kann im Fall eines Totalverlusts das persönliche Verhältnis zum Kapitalgeber schwer belastet werden. Doch dient der Ratgeber nur als allgemeine Informationsquelle. Ansprechpartner der Wirtschaftskammer können im Anschluss weitere Ratschläge erteilen.

Ziel des Ratgebers ist es, Unternehmer vor Anfängerfehlern zu bewahren. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe machten oft den Fehler, nur einen Kredit bei der Bank aufzunehmen, statt an alternative Finanzierung zu denken.

Laut Pisec hat Österreich „in jedem Fall Aufholbedarf bei alternativen Finanzierungsformen“. Eine Studie der PGM Marketing Research Consulting hat ergeben, dass 76 Prozent der Gründer ihre Vorhaben über ihr privates Umfeld finanzieren.

Einer im Auftrag der Wirtschaftskammer von Marketmind durchgeführten Erhebung zufolge stammen 66 Prozent der Mittel für Investitionen aus dem Cashflow und dem eingebrachten Kapital. 40 Prozent der Befragten informieren sich über Förderungen, und 23 Prozent finanzierten sich im Vorjahr über einen Bankkredit. Nur sechs Prozent nutzen alternative Finanzierung. (wolte)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2015)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.