Wenn Private Wachstum finanzieren

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In Österreich kommt der Private-Equity-Markt allmählich in die Gänge, in den USA sind Direktbeteiligungen schon lang etabliert. Auch für Kleinanleger ist der Markt längst zugänglich geworden.

Wien. Jüngst gab der heimische Kranhersteller Palfinger etwas bekannt. Und zwar, dass er die norwegische Herkules Harding Holding übernehmen möchte, einen Rettungsausrüster von maritimen Einrichtungen. Das Besondere daran: Beim Verkäufer handelt es um den norwegischen Private-Equity-Fonds Herkules.

Tatsächlich gewinnt die Finanzierung im Bereich Private Equity zunehmend an Bedeutung. Dabei greifen private Geldgeber Unternehmen finanziell in Form einer Beteiligung unter die Arme. Im Gegenzug sichert man sich ein gewisses Mitspracherecht. Und den Geldnehmern bietet es eine alternative Geldquelle, abseits von Krediten oder einer Kapitalerhöhung. Beendet werden Private-Equity-Beteiligungen meist mittels Exit an der Börse. Alternativ können Anteile aber auch an andere Unternehmen verkauft werden, wie im Fall von Palfinger.

Auch in Österreich wächst laut der Interessenvertretung der österreichischen Beteiligungskapitalgesellschaften (Avco) das Interesse. 2014 lag das Volumen bei rund 13 Millionen Euro, im Vorjahr waren es schon 111 Millionen Euro. Noch werde diese Finanzierungsform von der heimischen Politik aber kaum wahrgenommen, sagt Peter Mayrhofer, Geschäftsführer des heimischen Private-Equity-Unternehmens i4g. Allerdings hoffe man, dass auf politischer Ebene ein Umdenken einsetze. „Denn nach Einführung global geltender, neuer und strengerer Eigenkapitalregeln für Banken gibt es vor allem für mittelständische Betriebe einen absoluten Handlungsbedarf, nach alternativen Finanzierungsformen wie Private Equity zu suchen.“

Über Indizes investieren

Eine weitere Hürde ist oft das Startkapital. „Bei Start-ups kann ein Investment bei 100.000 Euro beginnen. Bei etablierten Unternehmen ist das in Eigenkapital eingebrachte Finanzierungsvolumen deutlich höher und immer von der Unternehmensgröße abhängig“, sagt Mayrhofer. Auch die Bindungsfristen sind meist lang. Jedenfalls wundert es nicht, dass „dieser durchaus profitable Markt bisher Banken, Versicherungen und vermögenden Privatleuten vorbehalten war“, wie Bahram Sadighian vom Indexfondsanbieter iShares sagt.

Inzwischen gibt es bereits Indizes, die sich aus börsenotierten Private-Equity-Unternehmen zusammensetzen. So können nun auch Privatanleger mit kleinen Summen und täglich handelbaren Wertpapieren in das Segment investieren. Der iShares Listed Private Equity UCITS ETF (DE000A0MSAF4) bildet etwa den S&P Listed Private Equity Index ab. Er misst die Wertentwicklung von 59 großen, börsenotierten Private-Equity-Gesellschaften aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum. Zu den größten Werten zählt die Schweizer Partners Group. Konkretes Beispiel einer Beteiligung ist jene an Kue LLC, dem größten US-Anbieter von Kleinkinderbetreuung.

Weitere Top-Positionen sind Blackstone aus den USA sowie die 3i Group aus England. Die 3i Group hat etwa Beteiligungen am deutschen Juwelier Christ sowie dem schwedischen Telekomkonzern Eltel.

Beim LPX MM Private Equity UCITS ETF (LU0322250712) von der Deutschen Bank haben die USA mit rund 40 Prozent eine geringere Gewichtung. Enthalten sind außerdem nur 25 Titel, wobei hier die größten Positionen unter anderem auch KKR sowie Ares Capital (beide aus den USA) umfassen. Diesen Index bildet die BNP Paribas ebenfalls ab, allerdings mittels eines Zertifikats (NL0000180941).

Auch die Société Générale hat ein Zertifikat im Angebot, das den PRIVEX (DE000SG0HP73) abbildet. Er enthält 25 Aktien, sagt Alana Maue von der Société Générale. Die größte Gewichtung entfällt dort auf den Investor AB. Zu dessen Beteiligungen zählen Astra Zeneca, Ericsson und Saab. Der zweitgrößte Wert ist das japanische Finanzkonglomerat Orix Corporation, das sich etwa an indischen Windparks oder Solarparks in Japan beteiligt.

AUF EINEN BLICK

In Österreich wächst das Interesse an Private Equity. Dabei greifen private Geldgeber Unternehmen durch eine Beteiligung finanziell unter die Arme. 2015 lag das Volumen hierzulande bei 111 Mio. Euro. Über Indizes können sich auch Kleinanleger an diesem Markt beteiligen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2016)

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