Investmentfonds: Anleihenfonds mit Nebenwirkungen

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Börsenotierte Indexfonds sind eine beliebte Alternative zu herkömmlichen Fonds. Bei Investments in Anleihen wird die Sache jedoch schnell kompliziert.

Wien. Auf dem Papier erfüllen börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) die wichtigsten Anforderungen an gute Finanzprodukte: Sie sind einfach zu verstehen und günstig zu haben. Im Gegensatz zu herkömmlichen Investmentfonds bilden sie etablierte (und seit Neuestem auch eigene) Indizes nach. Weil dafür keine teuren Manager beschäftigt werden müssen, fallen die Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschläge deutlich niedriger aus.

Viele Anleger haben sich die Fonds schon ins Portfolio geholt. Innerhalb von zehn Jahren ist das Vermögen, das weltweit mit ETFs verwaltet wird, von 141,6 Mrd. Dollar auf 1,54 Billionen Dollar gestiegen. Der Löwenanteil entfällt auf Aktien-ETFs, die zum Beispiel den deutschen DAX, den Dow Jones oder auch den ATX abbilden. „Nur“ 300 Mrd. Dollar werden in Indexfonds investiert, die die Entwicklung von Anleihenindizes nachvollziehen. In Vergleich zu der Summe, die in aktiv verwalteten Anleihenfonds steckt, ist das wenig.

Problem: Gewichtung

Der Grund ist schnell gefunden: Für Anleihen sind Indexfonds oft nicht das optimale Instrument. Wie so oft steckt der Teufel nämlich im Detail, und zwar bei der Gewichtung der einzelnen Titel im Index. Ein Beispiel: Welche Aktie welche Rolle im ATX spielt, hängt vom Wert der an der Börse gehandelten Anteile ab. Mit einem Gewicht von über 20 Prozent ist die Erste Bank zum Beispiel der wichtigste ATX-Wert. Bei Aktienindizes ist diese Gewichtung sinnvoll, weil so hauptsächlich in die größten Unternehmen investiert wird.

Anders ist das bei vielen Anleihenindizes. Sie versprechen, Kursbewegungen ebenso wie Zinszahlungen abzubilden. Die Gewichtung erfolgt dabei meist nach dem Volumen der ausstehenden Anleihen. So kann es passieren, dass ausgerechnet die größten Schuldner im Index überproportional vertreten sind. Kommen diese in Schwierigkeiten und werden von den Investoren gemieden, fallen auch die Kurse der Anleihen. Mit dem Index – und dem Indexfonds – geht es dann ebenso nach unten. „Es gibt tatsächlich den unangenehmen Nebeneffekt, dass man bei Anleihenindizes die größten Schuldner auch am größten gewichtet“, sagt Ali Masarwah, Fondsanalyst bei Morningstar.

Auf der Suche nach einer Alternative tun sich die sonst so kreativen Fondsgesellschaften aber schwer. „Es gibt Indizes, die anders gewichten“, sagt Blanca König, Produktexpertin beim ETF-Anbieter iShares. „Das Problem ist: Bei denen wird die Sache schnell kompliziert.“ Bei der Gewichtung nach Schuldenquote könne es zum Beispiel passieren, dass man sich viele illiquide Papiere ins Depot nimmt – etwa Staatsanleihen aus Luxemburg oder aus Schwellenländern. In Krisenzeiten kann es auch auf solchen Märkten zu Problemen kommen.

Außerdem könne man nicht pauschal sagen, dass jene Emittenten mit dem größten ausstehenden Volumen an Anleihen auch die schlechtesten Schuldner sind. Die größten Emittenten der Eurozone sind zum Beispiel Deutschland, Frankreich und Italien. „Und bei denen gibt es große Qualitätsunterschiede“, so König.

Bankanleihen stark vertreten

ETF-Anbieter iShares hat auf die Problematik reagiert, indem er eigene ETFs für acht Länder der Eurozone aufgelegt hat. So können sich Investoren besser aussuchen, welche Risken sie sich ins Depot holen wollen. Eine andere Möglichkeit sind ETFs auf Indizes, die bestimmte Emittenten ausschließen. So bilden die Anleihenindizes von Barclays Capital nur Rentenpapiere von Ländern mit einem guten Bonitätsrating ab.

Bemerkbar macht sich die Problematik auch bei Unternehmensanleihen. In vielen Indizes waren vor der Krise ausgerechnet Anleihen von Banken und Versicherungen stark vertreten. Der Index „iBoxx EUR Liquid Corporates“, der oft für Indexfonds auf Unternehmensanleihen verwendet wird, besteht fast zur Hälfte aus Anleihen von Finanzunternehmen. Diese haben sich während der Finanz- und später in der Schuldenkrise freilich nicht so gut geschlagen.

Ein Ausweg können Indizes sein, die Bankanleihen ausschließen. Doch auch dort kann es zu hoher Konzentration auf einzelne Sektoren kommen. Wichtig ist, den jeweiligen Index genau unter die Lupe zu nehmen. [Illustration: Jasmin Ofner]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2012)

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