Wie sich die Fonds für unsichere Zeiten rüsten

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sich Fonds fuer unsichere(c) dapd (Adam Berry)
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Europa leidet unter hoher Staatsverschuldung. Zinsen und Anleiherenditen sind auf Rekordtief. Investieren ist schwieriger geworden. "Die Presse" hat sich umgehört, welche Strategien Fondsmanager fahren.

Wien. Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums hat der US-Index Dow Jones kürzlich ein Allzeithoch erreicht. Ob das das Ende der Rallye oder erst ihr Anfang ist, weiß noch niemand: Erst in den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob Konjunktur und Unternehmen weiter positiv überraschen können oder nicht. Aktieninvestoren sollten sich die Rallye nicht entgehen lassen, sollten aber bereit sein, rasch die Reißleine zu ziehen. Anleihe-Investoren haben im Vorjahr von den sinkenden Renditen profitiert (solche bedeuten Kursgewinne für bestehende Anleihen). Dass die Renditen noch sehr viel tiefer sinken, ist aber unwahrscheinlich.

Dieses Umfeld stellt eine Herausforderung für Aktien- wie für Anleihe-Investoren dar. Auch Fondsmanager müssen sich Strategien überlegen, wie sie in solchen Zeiten bestehen können. „Die Ergebnisse der italienischen Wahl haben keinen Einfluss auf mein Portfolio“, sagte Thorsten Winkelmann, Fondsmanager des Allianz European Equity Growth, der den Österreichischen Fondspreis 2013 in der Kategorie Aktienfonds Europa erhalten hatte. Für den Preis, den „Die Presse“ gemeinsam mit „Fonds professionell“ vergab, wurde nicht nur die Performance berücksichtigt, sondern auch qualitative Kriterien. So sollte ermittelt werden, ob eine gute Performance Zufall war oder auf guten Managementleistungen beruhte.

Renditen dürften steigen

„Ich schaue mir einzig und allein die Unternehmen an“, sagt Winkelmann. Allen Negativschlagzeilen über die Schuldenkrise zum Trotz würden europäische Unternehmen – im Gegensatz zu den Staaten– hervorragend dastehen. Wenn ein Unternehmen seinen Sitz in den PIIGS-Staaten hat (Anm.: damit sind die Krisenländer Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien gemeint), sage das nichts darüber aus, wo das Unternehmen seine Umsätze erziele oder wie hoch das Risiko sei. Ein Beispiel sei die Zara-Mutter Inditex, ein spanisches Unternehmen, dessen Aktie im Gegensatz zum spanischen Leitindex im Vorjahr einen Höhenflug hingelegt hat.

Rentenfondsmanager stellen sich indes darauf ein, dass die Renditen wieder zu steigen beginnen (und damit die Kurse sinken). „Die Frage ist, wann das passiert“, sagt Markus Krygier, Deputy CIO von Amundi London und Spezialist für Anleihen. Eine Trendwende sei aber wahrscheinlich. Diese werde insbesondere dann eintreten, wenn sich die Konjunktur verbessere, der Risikohunger der Investoren zurückkehre und sie sichere Häfen wie US-Staatsanleihen verlassen.

Der US-Immobilienmarkt zeige bereits eine Trendwende nach oben an. „Die US-Konjunktur könnte heuer noch positiv überraschen“, meint Krygier. Um dafür gerüstet zu sein, setzt er auf Anleihen mit kurzer Laufzeit (bei ihnen hat es weniger schlimme Folgen, wenn die Renditen steigen), sogenannte „Spread-Produkte“, die bei höherem Risiko eine höhere Rendite versprechen als Staatsanleihen (etwa Unternehmensanleihen oder Emerging Market Bonds) sowie Währungsstrategien (Krygier rechnet etwa mit einem steigenden Dollar). Auch Brian Henry von Franklin Templeton Fonds sieht vor allem Chancen bei Anleihen mit kurzer Laufzeit. Ein Staat, der ihm besonders gefällt: Irland. Der Markt könnte heuer zu jenen mit der besten Performance zählen. Die politischen Akteure hätten viel unternommen, um die Perspektiven des Landes zu verbessern.

Luca Pesarini von Ethna Funds schließt indes nicht aus, dass die Renditen zehnjähriger Anleihen auf einem niedrigen Niveau verharren könnten, „wenn das politisch so gewollt ist“, wie der Fondsmanager sagt. Dafür müsse man nur einen Blick nach Japan werfen, wo die Zinsen für langfristige Schuldverschreibungen seit über einem Jahrzehnt bei unter zwei Prozent liegen.

Was Sie beachten sollten bei... Investmentfonds

Tipp 1

Performance. Vor der Auswahl sollte man sich die Performance des Fonds anschauen. Doch Vorsicht: Die Performance gibt primär Auskunft über die vergangene Entwicklung des Fonds und nicht über seine Zukunft. Je nachhaltiger und länger sich ein Fonds positiv entwickelt hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das auch in Zukunft tut. Doch sollte man sich auch über die Entwicklung der Branche oder Region informieren, in die der Fonds investiert.

Tipp 2

Kosten. Bei Fonds hat man einmalige Kosten beim Kauf (etwa Ausgabeaufschläge) sowie laufende Kosten (etwa für das Fondsmanagement). Die Ausgabeaufschläge (sie können bei Aktienfonds bis zu fünf Prozent ausmachen) sind aber Verhandlungssache. Bei Onlinebrokern sind sie von Haus aus niedriger. Wer die Managementkosten sparen will, kann auch zu einem börsegehandelten Fonds (ETF) greifen, der einfach einen Index nachbildet.

Tipp 3

Streuung. Fonds bieten eine größere Streuung und höhere Sicherheit, als wenn man in wenige einzelne Wertpapiere investiert. Doch gibt es auch unter den Fonds solche mit spezifischem Fokus (Themenfonds, die etwa auf erneuerbare Energien, Biotech oder Hochzinsanleihen fokussiert sind). Wer viel Geld hat, kann einen Teil auch in solche Fonds stecken. Wer wenig Geld hat, für den kommt eher ein Dachfonds (der in mehrere Fonds investiert) infrage.

Tipp 4

Auswahl. Neben reinen Performance-Vergleichen kann man auch qualitative Ranglisten hinzuziehen, etwa den Österreichischen Fondspreis. Grundsätzlich geben auch Berater Auskunft. Doch sollte man berücksichtigen, dass Bankberater gern die hauseigenen Fonds empfehlen, und externe Berater bisweilen solche Produkte bevorzugen, für deren Vermittlung sie eine hohe Provision erhalten. Besser ist, mehrere Empfehlungen einzuholen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)

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