Devisenfonds: Mensch schlägt Computer

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Von Managern gesteuerte Fonds haben im ersten Halbjahr auf die Geldpolitik der Notenbanken besser reagiert, als Computer-Algorithmen.

Während die US-Notenbank Federal Reserve die Absicht signalisierte, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, sagten die Notenbanker in Europa und Japan, dass ihre Volkswirtschaften weiterhin Unterstützung benötigen. Diese divergierende Geldpolitik der Notenbanken hat dazu geführt, dass die Volatilität von Währungen und Zinsen auf das höchste Niveau seit mindestens einem Jahr gestiegen ist. Das schafft einen Nachteil für Computer- Algorithmen, die auf etablierte Handelsmuster und Korrelationen angewiesen sind. Die Folge: Devisenfonds, die für ihre Handelsentscheidungen Computermodelle einsetzen, haben in diesem Jahr bis Ende Juni 0,7 Prozent zugelegt. Dagegen kommen Fonds, die Menschen investieren lassen, auf ein Plus von 2,3 Prozent. Das ist der größte Unterschied beim Anlageertrag seit 2008, wie die jüngsten Daten von Parker Global Strategies LLC zeigen.

„Die Zentralbanken sind zu Insiderhändlern am Devisenmarkt geworden. Das ist ein Paradigmenwechsel, den systematische Händler nicht so gut aufnehmen können wie fundamentale Händler", erklärt Richard Olsen. Der Gründer von Olsen Ltd. in Zürich entwickelt seit 1986 Modelle für den Devisenhandel. Für Olsen liegt der Vorteil der computergesteuerten Systeme darin, dass die Entscheidungen nicht durch menschliche Emotionen beeinträchtigt werden. "Ein Mensch hat keine unabhängige Denkweise", so Olsen. "Ein Händler, der auf einem Gewinn sitzt, beurteilt die wirtschaftliche und politische Lage und die Marktsituationen anders als ein Händler, der auf einem Verlust sitzt. Und ein Händler, der nach einer langen durchzechten Nacht einen Kater hat, urteilt auch anders."

"Qaunts" seit den 1990er Jahren im Vormarsch

Computergesteuerte systematische Fonds, auch "Quants" genannt, haben seit den 1990er Jahren an Beliebtheit gewonnen. Sie sind heute sogar verbreiteter als der herkömmliche Devisenhandel nach menschlichem Ermessen. Bis zu diesem Jahr haben die Quants auch besser abgeschnitten. Von 43 Devisenfonds, die Parker Global beobachtet, werden 27 von Computermodellen gesteuert. Seit die Beratungsgesellschaft 1986 mit der Sammlung der Daten begann, haben diese Fonds einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 10,7 Prozent eingebracht, im Vergleich zu einem Plus von 8,6 Prozent für Fonds, die von Managern gesteuert werden.

Die systematischen Fonds seien im zweiten Quartal von den Signalen der Fed, die geldpolitische Lockerung zurückfahren zu wollen, auf dem "falschen Fuß" erwischt worden, sagt Caio Natividade, Leiter Quantitative Analyse Devisen und Rohstoffe bei der Deutsche Bank AG, dem weltgrößten Devisenhändler. „Die meisten systematischen Fonds haben ein großes Volumen, so Natividade. "Wenn es eine signifikante Veränderung des Markt- Sentiments gibt, können diese Fonds ihre Positionen nicht so schnell anpassen."

Quants

Das Investieren mit Hilfe von Quants geht auf die 1960er Jahre zurück. Damals setzte Edward Thorp, ein Mathematik- Professor am Massachusetts Institute of Technology, die Wahrscheinlichkeitstheorie ein und wettete zuerst im Spielkasino beim Blackjack und später an der Wall Street.

(Bloomberg)

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