Immobilienfonds: Drei Mio. Euro Gewinn in vier Minuten

Holländische Immobilienfonds waren in Österreich ein Renner.
Holländische Immobilienfonds waren in Österreich ein Renner.(c) REUTERS
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Durch geheime Zwischenverkäufe sollen Anleger, die ihr Geld in MPC-Immobilienfonds investiert haben, geschädigt worden sein.

Wien. Holländische Immobilienfonds waren in Österreich einst ein Renner. Sie wurden von zahlreichen Banken vermittelt. Ein großer Vertriebspartner war Raiffeisen, aber auch die Erste Bank und Sparkassen waren dabei.

Die Banken erhielten dafür hohe Provisionen. Sie verteilten Hochglanzbroschüren und luden Kunden zu Informationsveranstaltungen ein. Der Zweck der MPC-Holland-Fonds war der Erwerb von holländischen Immobilien. Die angegebene Laufzeit betrug rund zehn Jahre. Durch Vermietung sollten laufende Mieterträge erwirtschaftet werden. Den Anlegern wurden jährliche Ausschüttungen von sieben Prozent in Aussicht gestellt. Zunächst lief alles gut. „Doch dann versiegten die Geldflüsse bei einigen der Fonds. Besorgte Kunden wurden mit plausibel klingenden Ausreden vertröstet, als sich im Hintergrund die Pleite und damit der Totalverlust der Investments bereits abzeichneten“, kritisiert der Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Am Ende soll nicht nur ein Teil des Gelds weg gewesen sein. „Die Anleger wurden zudem aufgefordert, bereits erhaltene Ausschüttungen zurückzuzahlen“, so der VKI. Laut Angaben des VKI soll MPC bei 17.000 bis 18.000 Anlegern in Österreich mit verschiedenen Produkten in Summe 270 Millionen Euro eingesammelt haben. Aber nicht alle Fonds haben Probleme. Der Vertrieb lief über eine Tochtergesellschaft, die damals MPC Münchmeyer Petersen Capital Austria AG hieß.

„Ein bemerkenswertes Muster“

Weil hunderte Beschwerden eingelangt waren, reiste ein VKI-Team nach Holland und ließ die Kaufverträge von mehreren Dutzend Immobilien von MPC-Holland-Fonds im Grundbuch ausheben. „Dabei stießen wir auf ein bemerkenswertes Muster“, sagt VKI-Rechtsexperte Peter Kolba.

Die Bürohäuser hatten am gleichen Tag, kurz bevor sie vom jeweiligen Immobilienfonds erworben wurden, bei demselben Notar bereits einmal den Besitzer gewechselt. „Durch diese geheimen Zwischenkäufe wurden Anleger in Millionenhöhe geschädigt“, behauptet der VKI. So wurde ein Bürogebäude in Rotterdam für 31,35 Millionen Euro vom Holland-Fonds mit der Nummer 53 erworben. Zwei Minuten zuvor hatte eine Firma namens Hanzevast die Liegenschaft um 30 Millionen Euro gekauft. Binnen zwei Minuten hat sich das Bürohaus für den Fonds um 1,35 Millionen Euro verteuert.

Das gleiche Bild zeigte sich bei den anderen beiden Gebäuden, die in den Besitz des Holland-Fonds 53 übergingen. „Unterm Strich hatte Hanzevast in vier Minuten einen Gewinn von 2,975 Millionen Euro eingestrichen. Die Anleger mussten knapp drei Millionen Euro mehr investieren, als die Immobilien offensichtlich wert gewesen wären“, so der VKI.

Der bei den Zwischenverkäufen erzielte Profit ging an ein Firmenimperium namens Hanzevast in den Niederlanden. Deren Mastermind soll laut VKI gleichzeitig als Direktor der MPC Holland tätig gewesen sein und damit eine fragwürdige Doppelrolle eingenommen haben. In den von den österreichischen Banken verteilten Hochglanzprospekten wurden die Zwischenverkäufe verschwiegen.

Der VKI erstattete nun Strafanzeige und bietet Anlegern an, sich als Privatbeteiligte einem möglichen Strafverfahren anzuschließen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

MPC bestreitet alle Vorwürfe

Die Firma MPC bestreitet alle Vorwürfe: Die Immobilien des Fonds Holland 53 „wurden von externen Dritten erworben. In die Vorgänge im Einflussbereich des Voreigentümers war die Geschäftsführung des Fonds Holland 53 nicht involviert“, heißt es in einer Stellungnahme.

Den Anlegern sei kein Schaden entstanden. Grundlage für den Ankauf der drei Bestandsimmobilien in Rotterdam, Delft und Utrecht durch die Fondsgesellschaft im Jahr 2004 seien unabhängige Wertgutachten gewesen. Die Gutachten seien zum Ergebnis gekommen, dass die Kaufpreise dem damaligen Marktniveau entsprochen haben. Erst die spezielle Marktsituation in den Niederlanden infolge der Wirtschaftskrise habe zu einer Schieflage einiger Fonds geführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2014)

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