Fondsmanager schlagen den Markt nur selten

(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Ein Dachfonds kann nur so gut sein wie die Titel, in die er investiert. Eine Auswahl zu treffen ist dabei gar nicht so einfach, wie Hakan Semiz weiß. Er wirft den größten Teil potenzieller Zielfonds aus dem Portfolio.

Wien. In einem Jahr sind sie besser, in einem anderen schlechter als der Markt: Fondsmanager. Ob Glück oder Können dafür ausschlaggebend ist, daran scheiden sich die Geister.

Lag im Jahr 2014 die Quote derjenigen, die mit ihren global angelegten Aktienfonds den Gesamtmarkt schlugen, bei nur rund 16 Prozent, sah die Bilanz im Vorjahr schon wieder etwas anders aus. 2015 schafften es immerhin 34 Prozent der Manager globaler Aktienfonds, eine bessere Performance als der Gesamtmarkt zu erzielen. Das geht aus Daten des Analysehauses Morningstar hervor.

Wer sich die Performance von Fondsmanagern über einen längeren Zeitraum hinweg ansieht, dürfte jedoch enttäuscht werden. Dieser Ansicht ist zumindest Hakan Semiz, Partner beim Schweizer Asset-Manager Swisspartners. „In fünf Jahren schaffen es nämlich nur zehn Prozent der Fonds, den Markt zu outperformen.“ Als Dachfondsmanager sieht sich Semiz genau an, welche Fonds er sich ins Depot legt. Ihre Entwicklung entscheidet immerhin darüber, wie gut oder schlecht sein Dachfonds abschneidet. Dachfonds sind Fonds, die Anteile anderer Fonds halten.

Risiko-Ertrags-Verhältnis zentral

Eine geeignete Auswahl zu treffen ist dabei gar nicht so leicht. Und so kommt es, dass Semiz 70 Prozent aller Fonds, die sich die meiste Zeit schlechter entwickelt haben, aussortieren muss. Die übrig gebliebenen Fonds werden dann noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Nun fallen weitere 20 Prozent weg.

Es sind keine Animositäten, die Semiz von einem Fonds fernhalten. „Es ist reine Mathematik und Statistik“, wie er sagt. Nur das, was auch den Kriterien entspreche, hat die Chance, Teil des Dachfonds-Portfolios zu werden. Ein Kriterium ist beispielsweise, dass ein Fondsmanager in einem Zeitraum von drei Jahren ein relativ überdurchschnittliches Risiko-Ertrags-Verhältnis aufrechterhalten muss. Nicht ausschlaggebend ist allerdings, ob ein Fonds stets den ersten Platz in seiner Kategorie erzielt.

Für seinen Schwellenland-Dachfonds SSF Emerging Markets Opportunities hat Semiz noch keinen österreichischen Fonds im Depot. Es würden zwar ab und zu welche auf seinem Investment-Radar auftauchen. Doch habe sich noch kein Produkt gefunden, das über einen längeren Zeitraum hinweg den Anforderungen des Dachfonds gerecht wurde. Die Top-Positionen des Dachfonds stellen derzeit unter anderem die Gesellschaften Schroder oder Hermes.

Dass Fondsmanager oft keine bessere Performance erzielen können, hat für Semiz unterschiedliche Gründe. Zum einen werde zu wenig auf das Risiko-Ertrags-Verhältnis bei einer Investition geachtet. Zum anderen sei es nicht sinnvoll, hauptsächlich auf Einzeltitel-Geschichten zu setzen, weil eher „Länder den Ton angeben“. Wenn daher jemand von Stock Picking spreche, müsse man kritisch sein. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fondsmanager immer alle richtigen Aktien im Depot hat.“

Gerade in den vergangenen Jahren habe sich die Marktdynamik an den Börsen stark verändert. Deshalb sei es als Fondsmanager wichtig, sich stets auf dem Laufenden zu halten und viel zu lesen. Bloß die Ausbildung zu absolvieren reiche für diesen Job nicht mehr aus. Es würden aber vielfach Leute trotz mangelnder Erfahrung an Portfolios gelassen.

Zwar habe jede Fachkraft einmal ein unterdurchschnittliches Jahr, aber generell sei der Anteil derjenigen, die überdurchschnittlich gut seien, gering. Die Fondsindustrie sei davon nicht ausgenommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2016)

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