Immer mehr Bäume im Indexwald

(c) Clemens Fabry
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Lange vertrauten Anleger bei Indexfonds vor allem auf bekannte Namen wie den deutschen DAX, den amerikanischen S&P500 oder den Dow Jones Index. Nun erfinden Fondsgesellschaften immer öfter eigene Börsenbarometer.

Wien. Börsenbarometer wie den deutschen DAX, den amerikanischen S&P500 oder den Dow Jones Index kennt jeder Anleger. Es sind klingende Namen, weil sie in fast jeder Börsenberichterstattung vorkommen. Auch bei Indexfonds vertrauen die Anleger deswegen auf diese Indizes. Der weltweit größte ETF ist der auf den S&P 500 von SPDR, mit einem verwalteten Vermögen von über 96 Mrd. US-Dollar.

Exchange Traded Funds (ETF) sind Investmentfonds, die nicht aktiv verwaltet werden. Sie bilden einen Index eins zu eins nach, deswegen können sie sich auch nie schlechter entwickeln als der Markt. Bei aktiv verwalteten Fonds lauert genau dieses Risiko – und jenes, dafür auch noch hohe Gebühren zu bezahlen.

Bei herkömmlichen Aktienfonds liegen die Gebühren üblicherweise zwischen einem und zwei Prozent. Dazu kommt noch ein einmaliger Ausgabeaufschlag von drei bis vier Prozent. Um diese Gebühren zu rechtfertigen, muss der Fondsmanager den Vergleichsindex schon deutlich schlagen. ETF sind wesentlich günstiger: Der oben erwähnte S&P-500-Fonds von SPDR (ISIN: US78462F1030) hat eine jährliche Kostenquote von 0,1 Prozent.

Pimco startet ETF ohne Index

In den USA gehen jetzt immer mehr ETF-Anbieter dazu über, anstatt ausschließlich auf große Namen auch auf hausgemachte Indizes zu setzen. Der weltweit größte Indexfondsanbieter iShares hat dazu eine Genehmigung bei der US-Börsenaufsicht eingereicht. Die Fondsgesellschaft Pimco, die auf Anleihen spezialisiert ist, hat diese Woche derweil bekannt gegeben, bald mit einem ETF zu starten, der auf gar keinem Index mehr beruht.

Trend zur Gleichgewichtung

Bei der Deutschen Bank kann man schon jetzt ETFs auf hauseigene Indizes kaufen, wie jenen auf den Deutsche Bank Liquid Commodity Index (LU0292106167). In ihm sind 14 Rohstoffe versammelt, die in dieser Zusammensetzung in keinem anderen Index vorkommen. Auch bei der Commerzbank gibt es einen ETF auf einen selbst gemachten Index, den Commerzbank Commodity Index (LU0419741177). Darin sind 16 Rohstoffe versammelt, die zu gleichen Teilen gewichtet werden. Diese Gleichgewichtung habe den Vorteil, dass man kein Klumpenrisiko kauft, sagt Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer der Commerzbank-Tochter Comstage. Andere Rohstoffindizes seien zum Beispiel sehr öllastig.

Diese Gleichgewichtung findet sich mittlerweile immer öfter. Auch bekannte Indizes wie den S&P 500 gibt es in dieser Variante. Alle Aktien kommen dabei zum gleichen Teil in den Index bzw. den Fonds. Diese Variante sollte man wählen, wenn man skeptisch ist, ob Indexschwergewichte – im Fall des S&P 500 sind das zum Beispiel Apple und Exxon – weiterhin gut laufen werden. [i-Stockphoto]

Was Sie beachten sollten bei ... ETFs und Indizes

Tipp 1

Index verstehen. Wer einen Indexfonds kauft, sollte den Index, auf dem er beruht, gut verstehen. Die Anbieter sind verpflichtet, entsprechende Informationen zur Verfügung zu stellen. Eine gute Anlaufstelle sind ihre Internetseiten. Der Online-Broker Direktanlage.at bietet auch eine ETF-Datenbank, die nach verschiedenen Kriterien filtern kann.

Tipp 2

Variante wählen. Viele Indizes gibt es in mehreren Varianten. Bei der „marktkapitalisierten“ Gewichtung werden von jenen Unternehmen mehr Aktien gekauft, die an der Börse mehr wert sind. Dabei kauft man aber eher jene Aktien, die schon einen hohen Kurs haben. Bei der Gleichgewichtung entgeht man dieser Gefahr.

Tipp 3

Fondsarten. Bei ETFs gibt es zwei Arten: Die einen kaufen die Indizes, die sie abbilden, exakt nach. Synthetische ETF können hingegen auch vollkommen andere Werte im Portfolio haben. Möglich wird das durch Tauschgeschäfte. Für die Anleger bedeuten sie ein Ausfallrisiko von bis zu zehn Prozent, deswegen sind sie eher nicht zu empfehlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2012)

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