Geldpolitik: Euro-Notenbanken behalten ihr Gold

EZB-Neubau in Frankfurt am Main
EZB-Neubau in Frankfurt am Main(c) APA/dpa/Boris Roessler (Boris Roessler)
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Die Europäischen Zentralbanken bekennen sich erneut zu Gold als „wichtigem Element der Währungsreserven“. Goldverkäufe soll es in den nächsten fünf Jahren nicht geben.

Frankfurt/Wien. Die europäischen Zentralbanken des Euroraums sowie die Schweizerische Nationalbank und die Schwedische Reichsbank haben ein neues Gold-Abkommen unterzeichnet und sich darauf geeinigt, in den nächsten fünf Jahren keine „bedeutenden“ Goldverkäufe mehr zu machen. Das Abkommen („Central Bank Gold Agreement“ ) ist das vierte dieser Art, es gilt ab Ende September dieses Jahres.

Die Euro-Zentralbanken verfügen gemeinsam über die größten Goldreserven der Welt (ca. 10.000 Tonnen) – obwohl sie diese in den Jahren vor der Euroeinführung leicht reduziert hatten. Das erste Goldabkommen im Jahr 1999 hat diese Verkäufe stark gedrosselt. Die Schweiz alleine verfügt über 1050 Tonnen Gold (zum Vergleich: Österreichs Anteil am europäischen Gold ist 280 Tonnen, Schweden verfügt über 125 Tonnen.)

Europa hat 10.000 Tonnen

Weltweit gehören die Zentralbanken seit spätestens 2010 zu den Nettokäufern von physischem Gold – nachdem sie in den vergangenen vierzig Jahren auch Gold verkauft hatten. „Nettokäufer“ heißt, dass die Zentralbanken dem Markt insgesamt mehr Gold entziehen als ihm zuzuführen. Vor allem die asiatischen Zentralbanken in Ländern, deren Goldreserven noch gering sind, gehören zu den Käufern. Der „Normalzustand“ über die letzten zwei Jahrhunderte war aber ein System, in dem die Zentralbanken netto immer Gold zugekauft haben. Es existieren den Schätzungen der seriösen Experten zufolge rund 170.000 Tonnen Gold auf der Welt – rund 30.000 davon sind im Besitz der Zentralbanken.

Davon hält das Eurosystem alleine 10.000 Tonnen, das US-Schatzamt hat rund 8000 Tonnen und China offiziell nur 1000 Tonnen – wobei das Reich der Mitte in Wahrheit längst über viel größere Reserven verfügen dürfte – diese aber nicht preisgibt. Der Goldpreis tendiert seit Monaten seitwärts – bei rund 1300 Dollar. Die Ukraine-Krise hat den Preis für eine Feinunze kurzfristig in Richtung 1400 Dollar geschickt – seitdem ist der Preis aber wieder gefallen. Sein bisheriges Allzeithoch markierte Gold im Jahr 2011 bei rund 1900 Dollar.

Das vierte Goldagreement sieht keine Höchstgrenzen für Goldverkäufe vor, wie sie in den vorangegangenen Abkommen üblich waren. Experten verstehen das als Zeichen, dass es auch in den nächsten fünf Jahren keine Gold-Verkäufe durch Euro-Zentralbanken geben wird – abgesehen von geringen Mengen an Gold, das für die Prägung von nationalen Goldmünzen benötigt wird.

Marktverwerfungen vermeiden

Die Zentralbanken bekennen sich in dem Agreement auch zur Bedeutung des Edelmetalles im modernen Währungssystem. „Gold bleibt ein wichtiges Element der globalen Währungsreserven“, heißt es. Und weiter: „Die Unterzeichner des Abkommens werden ihre Goldtransaktionen weiterhin koordinieren um Marktverwerfungen zu vermeiden.“

Einige Goldexperten sehen in dem ersten Abkommen aus dem Jahr 1999 einen wichtigen Startschuss für den Goldbullenmarkt, der 2011 (scheinbar) zu Ende gegangen ist. In dieser Zeit stieg der Goldpreis um mehrere hundert Prozent in einem Marktumfeld, in dem plötzliche Goldverkäufe durch die Zentralbanken ausgeschlossen waren. Zuletzt wurde spekuliert, ob Zypern einen Teil seiner rund zehn Tonnen Gold verkaufen könnte, um den Staatsfinanzen aus der Krise zu helfen – Derartiges ist aber nie geschehen.

Nationale Goldvorräte gelten in der Regel als die „Eiserne Reserve“, deren Verkauf von der Bevölkerung selten gutgeheißen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2014)

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