Größter Goldfonds auf Krisenniveau

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Rohstoffe. Inflation ist weit und breit keine zu sehen. Das drückt den Preis des Edelmetalls.

New York. Investoren wetten derzeit darauf, dass der Preisrutsch bei Gold noch nicht beendet ist. Die Bestände im größten börsenotierten Fonds, der mit dem Edelmetall Gold unterlegt ist, sind auf das niedrigste Niveau seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers gefallen. Die Goldbestände im sogenannten SPDR Gold Trust ETF sind in der Vorwoche um 0,3 Prozent auf 738,8 Tonnen gesunken. So gering war das Volumen seit September 2008 nicht mehr.

Der Einbruch beim Ölpreis und der Ausstieg der US-Notenbank Federal Reserve aus den Anleihekäufen haben die Attraktivität von Gold als Schutz vor Inflation verringert.

Das Edelmetall selbst nimmt Kurs auf den ersten jährlichen Preisrückgang seit 1998. Bis Ende 2012 ist der Goldpreis zwölf Jahre lang nur gestiegen. Insbesondere nach dem Zusammenbruch von Lehman und der nachfolgenden Krise auf den globalen Märkten nahmen die Goldkäufe zu. Nicht zuletzt, weil die Zentralbanken die Geldmenge erhöhten. Von Dezember 2008 bis Juni 2011 kletterte der Goldpreis um 70 Prozent.

Steigernder Dollar belastet

Sechs Jahre später sind die US-Aktienkurse auf Rekordstände geklettert und zu der galoppierenden Inflation ist es ebenfalls nicht gekommen. Auf diese haben einige Goldinvestoren aber gesetzt.

„Die ganze These, dass die Finanzwelt am Ende ist, hat sich nicht bewahrheitet“, sagt Peter Jankovskis, Co-Chief Investment Officer bei OakBrook Investments. „Sorgen über eine Inflation sind aus dem System verschwunden. Es werden wahrscheinlich noch mehr Investoren aus Gold aussteigen, wenn der Aktienmarkt weiterhin immer neue Höhen erklimmt.”

An der New Yorker Warenterminbörse Comex sind die Dezember-Terminkontrakte für Gold um bis zu 1,9 Prozent auf 1145,60 Dollar je Unze gefallen. Der niedrigste Wert seit April 2010. In diesem Jahr hat sich Gold um 4,4 Prozent verbilligt und notiert bei rund 1147 Dollar. Auf Eurobasis notiert der Preis bei rund 914 Euro.

Die Vermögenswerte des SPDR Goldfonds sind in diesem Jahr um 7,4 Prozent gesunken. Investoren verkaufen, da die US-Notenbank Kurs auf die erste Zinserhöhung seit 2006 nimmt. Der Bloomberg-Dollar-Spot-Index kletterte in dieser Woche auf ein Fünfjahreshoch. Ein steigender Dollarkurs verringert typischerweise die Attraktivität von Gold. Das Edelmetall wirft Gewinne nur durch steigende Preise ab.

Die Bestände in den globalen Gold ETPs sind im bisherigen Jahresverlauf um 119,4 Tonnen auf 1643,4 Tonnen abgeschmolzen. 2013 radierte ein Abfluss von 869,1 Tonnen mehr als 73 Mrd. Dollar an Wert bei den Fonds aus. Mit 2632,5 Tonnen hatten börsenotierte Indexfonds im Dezember 2012 ein Rekordvolumen erreicht. Sie besaßen mehr Gold als Frankreich und Italien zu dieser Zeit. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2014)

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