Niemand will derzeit Goldmünzen

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Der Goldpreis fällt schon seit Jahren, die Nachfrage nach physischem Gold hat sich aber lang relativ gut gehalten. Nun ist in den USA der Münzenabsatz gefallen.

New York. Im September 2011 hat der Goldpreis einen Rekordstand von 1921 Dollar markiert. Inzwischen kostet eine Feinunze des glänzenden Edelmetalls nur noch etwa 1175 Dollar. Doch Goldmünzen waren selbst in Zeiten eines rückläufigen Goldpreises stets vergleichsweise gefragt.

Nun ist in den USA der Absatz von Goldmünzen eingebrochen. Beim Bullion Trading LLC-Shop in New York sind die Absätze mit Münzen aus Edelmetallen im Mai um 35 Prozent gesunken. Die weltgrößte zentrale Münze, US Mint, hat im Mai den schwächsten Absatz der Goldmünzen American Eagle seit acht Jahren verzeichnet. Ähnliche Signale kommen aus Australien. Laut einer Prognose von TD Securities wird die Nachfrage für Edelmetallmünzen weltweit auf den niedrigsten Stand seit 2008 fallen.

Der Goldpreis selbst ist seit etwa zwei Jahren in einem Bärenmarkt gefangen. Sorgen um eine stärkere Inflation haben sich als übertrieben erwiesen, der Dollar ist wieder erstarkt. Überdies lässt die Nachfrage für Gold zur Verwendung in der Schmuckindustrie zunehmend nach – im ersten Quartal um fünf Prozent, wie das World Gold Council im Mai mitteilte. Die weltweite Goldnachfrage werde in diesem Jahr um zwölf Prozent auf 220 Tonnen fallen, den niedrigsten Wert seit 2008, erwartet Bart Melek, Leiter Rohstoffstrategie bei TD Securities in Toronto.

Nicht alle sind pessimistisch

„Was wir beobachten, kommt einer kompletten Kapitulation gleich“, sagt der leitende Investmentstratege Rob Haworth von U. S. Bank Wealth Management in Seattle. Nach der Finanzkrise haben viele spekuliert, dass das Nullzinsniveau in den USA den Dollar schwächen und die Inflation anfachen würde. Beides trat nicht ein; der Dollar erholte sich kräftig, und fallende Preise für Energie und Lebensmittel dämpften die Inflation.

Wenn die Zinsen in den USA wieder steigen, könnte das Goldinvestments nochmals unattraktiver machen, denn anders als etwa Anleihen kann Gold Rendite ausschließlich über seine Preissteigerungen generieren. Nur rund sechs Prozent des globalen Goldhandels wird über Münzen abgewickelt, schätzt die britische Bank Barclays. Dabei werden insbesondere Kleinanleger von Goldmünzen angesprochen, denn sie bieten eine einzigartig niedrige Stückelung.

Nicht alle sind pessimistisch in Bezug aus den Goldpreis. Die Bank of America erwartet heuer einen Durchschnittspreis von 1248 Dollar und für 2016 ein Ansteigen auf 1338 Dollar. Die US-Notenbank Fed werde keinen aggressiven Leitzinsanstieg vornehmen, hieß es. Auch HSBC Securities und die Commerzbank erwarten wieder höhere Goldpreise. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2015)

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