Gold erlebt jetzt einen Zwischenfrühling

One kilogram gold bars are seen at the Korea Gold Exchange in Seoul
One kilogram gold bars are seen at the Korea Gold Exchange in SeoulREUTERS
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Schlechte Konjunktur und Aktienflaute treiben den Preis hoch, die Trendwende ist das aber wohl noch nicht.

Gold hat in den vergangenen Tagen ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Das ist auch kein Wunder, denn die internationale Konjunkturlage hat sich doch deutlich verdüstert. Aus China kommen immer bedrohlichere Signale vom Aktienmarkt, und auch die unterdessen zweifellos ziemlich luftig bewerteten Märkte in Europa und den USA sind in einen recht ausgeprägten Korrekturmodus geraten.

Damit ist die ursprünglich für September erwartete Zinswende in den USA in weite Ferne gerückt. Dass es noch im September zu einer auch nur leichten Zinsanhebung durch die Federal Reserve kommt, wird jedenfalls mit jedem Tag unwahrscheinlicher. Gold, das unter einer Zinsanhebung ordentlich gelitten hätte, wird damit wieder lukrativer. Die Prognosen, die das Edelmetall kurzfristig auf dem Weg zur 1000-Dollar-Marke oder gar darunter sahen, sind damit vorerst einmal Makulatur geworden.

Dass das die große Trendwende darstellt, darf allerdings bezweifelt werden. Das Kaufsignal, das der Goldpreis in der abgelaufenen Woche generiert hat, ist ein ausgesprochen kurzfristiges. Der Zeitpunkt, sich in größerem Ausmaß in physischem Gold zu engagieren, ist wohl noch nicht gekommen. Zumindest dann, wenn man das aus Anlagegesichtspunkten und nicht aus Krisenvorsorge tut.

Sehr langfristig gesehen hat Gold im Schnitt immer deutlich weniger Rendite gebracht als Aktien oder Anleihen. Wenn man also mit Renditeabsicht in den Goldmarkt geht, muss man sich den Einstiegszeitpunkt sehr genau aussuchen. Derzeit scheint ein solcher noch nicht in Sicht.

Kurzfristig wird sich allerdings an der Konjunkturfront und an der schwachen Verfassung der Aktienmärkte nichts ändern. Nicht ausgeschlossen also, dass der Goldpreis noch ein bisschen weitersteigt. Daran partizipiert man am besten in Form von Papiergold, vorzugsweise gehebelt. Man muss sich vor Augen halten, dass die Aufwärtsbewegung wahrscheinlich nicht allzu weit geht – und rechtzeitig wieder aussteigen.

Sehr lukrativ sehen derzeit Goldminenaktien aus. Etwa jene von Barrick Gold (ISIN CA0679011084). Sie schoss jetzt binnen weniger Tage von 6,50 auf 8,40 Dollar hoch und könnte demnächst den Zehner knacken. Der Grund: Die Goldproduzenten haben auf den Preisverfall mit Rationalisierungen reagiert und sind jetzt sehr gut aufgestellt. Allerdings gilt auch hier: Rechtzeitig wieder aussteigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2015)

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