Dollar drückt den Goldpreis, Münzen bleiben aber ein Renner

EUROPAS GROeSSTE GOLDMUeNZE 'BIG PHIL' IN WIEN AUSGESTELLT
EUROPAS GROeSSTE GOLDMUeNZE 'BIG PHIL' IN WIEN AUSGESTELLTAPA/HANS KLAUS TECHT
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Trotz Krieg und Terror bleibt der Preis auf Sechsjahrestief. Gründe sind der harte Dollar und die Zinswende.

Wien. Die Erholung war kurz und fiel mit einem Prozent auch nur gering aus: Gold glänzt nicht mehr so wie früher – und wird offenbar auch nicht mehr als sicherer Hafen in Krisenzeiten gesehen. Eigentlich hat es ja heuer auch abseits der jüngsten Terrorattacken in Paris und der aktuellen Russland/Türkei-Krise genügend Anlass zur weltpolitischen und -wirtschaftlichen Sorge gegeben: Das Griechenland-Drama ist bei Weitem nicht vorbei – und auch die Erholung Chinas steht nach dem Börsencrash noch auf wackeligen Beinen.

Und dennoch: Der Goldpreis dümpelt mit knapp 1070 Dollar auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2010 dahin – ohne Aussicht auf eine Besserung. Im Gegenteil: Investmentbanken, allen voran Goldman Sachs, schließen nicht aus, dass der Preis für eine Unze (31,1 Gramm) die psychologisch wichtige Marke von 1000 Dollar durchstoßen könnte – nach unten, versteht sich.

Diese Schwelle wurde erstmals 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite und der folgenden Finanz- und Wirtschaftskrise überschritten. Banker stellten sich damals förmlich an, um dem Edelmetall glänzende Zeiten zu prognostizieren. Da war auch von 2300 Dollar für eine Feinunze die Rede. Bis 1900 Dollar hat es der Goldpreis dann auch geschafft, im September 2011 erreichte er diesen Rekordwert. Danach war es aber vorbei.

Wer sich also von der Euphorie hat hinreißen lassen und in Gold bzw. Goldindexfonds (ETFs) investierte, der musste herbe Verluste einstecken. Denn gerade Letztere verzeichnen hohe Abflüsse meldet Bloomberg, was bedeutet, dass auch institutionelle Investoren sich von Gold distanzieren. ETFs verzeichnen ein Sechsjahrestief ihrer Bestände.

Ein Hauptgrund für den Preisverfall ist der starke Dollar. Gold wird in Dollar gehandelt. Der Greenback profitiert von den deutlich besseren US-Konjunkturdaten, die wiederum eine erste Zinserhöhung in den USA wahrscheinlich machen. Mit steigenden Zinsen wird eine Anlage in Gold weniger attraktiv, zumal das Metall keine Erträge und auch keine Dividende abwirft.

Der teilweise starke Anstieg der Aktienmärkte, der einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrückt, und weitere Abflüsse aus den Goldfonds (ETFs) haben wohl negative Auswirkungen auf den Goldpreis, heißt es daher in einer aktuellen Einschätzung der Commerzbank.

Fed-Entscheidung abwarten

Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank, sieht das ähnlich: Die Tiefstände seien auf den Exodus bei Futures und börsengehandelten Produkten zurückzuführen, der wiederum auf die anhaltenden Unsicherheiten einer möglichen Zinswende der Fed zurückgehe. „Gold wird in den kommenden Wochen weiter sensibel auf Daten und Schlagzeilen zur US-Zinswende reagieren. Bis wir Klarheit bezüglich der Fed-Sitzung am 16. Dezember haben, verfügen Goldpapieranleger über wenige Anreize zu reinvestieren“, sagt Hansen. „Wird die Marke von 1075 Dollar pro Feinunze unterschritten, wird der Markt das Tief aus dem Juli 2010 um 1045 Dollar in den Blick nehmen.“

Vom niedrigen Preis profitieren indes die Prägeanstalten: Die Münze Österreich verkaufte bis Ende September schon 1.000.004 Unzen Gold – im Gesamtjahr 2014 waren es 910.000. Das heißt, dass man an den Wert von 2008 (1.535.900) herankommen könnte. Den absoluten Verkaufsrekord verbuchte die Münze im Krisenjahr 2009, als 2.083.300 Unzen den Eigentümer wechselten. „Der World Gold Council hat im zweiten Quartal 2015 einen Anstieg der Nachfrage in Europa von 14 Prozent zum Vergleichszeitraum 2014 erhoben, in Österreich betrug der Zuwachs sogar 28 Prozent“, sagt Münze-Sprecherin Andrea Lang.

Sie verweist zudem darauf, dass Anleger hierzulande eher den Goldpreis in Euro im Auge behalten sollten – und da sei es mit einem Preisanstieg von Jänner bis Oktober von zwölf Prozent recht gut gelaufen. Prinzipiell sei Gold eine langfristige Anlage.

AUF EINEN BLICK

Der anhaltende niedrige Goldpreis verursacht herbe Kursverluste. Investmentbanken schließen nicht aus, dass der Preis sogar unter die Marke von 1000 Dollar fällt. In Euro ist der Preis je Feinunze allerdings seit Jahresbeginn bis Oktober um zwölf Prozent gestiegen. Von niedrigen Preis profitieren aber die Prägeanstalten: Die Münze Österreich hat heuer bis Ende September bereits 1.000.004 Feinunzen verkauft – im gesamten Vorjahr waren es 910.000. Man schließt daher nicht aus, im Gesamtjahr 2015 an die Marke von 2008 (1.535.900 Unzen) heranzukommen. Immerhin steht ja noch das Weihnachtsgeschäft bevor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2015)

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