Gold: Das „barbarische Relikt“ glänzt wieder

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GERMANY-GOLD(c) APA/AFP/DEUTCHE BUNDESBANK (DEUTCHE BUNDESBANK)
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Mit einem Plus von 16 Prozent ist das Edelmetall Gold der große Gewinner des noch jungen Jahres. Auch die Aktien der Minenbetreiber ziehen kräftig an. Wie es weitergeht, ist aber unklar.

Wien.Nach zwei Monaten gibt es an den Märkten in diesem Jahr nur einen Sieger: Gold. Im Zuge wachsender Unruhe an den Börsen haben die Investoren den Goldpreis 2016 um 16 Prozent in die Höhe getrieben. Am Montag lag der Preis bei über 1230 Dollar, nachdem er vor zwei Wochen bereits auf rund 1260 Dollar geklettert war. Die übrigen Assets lassen eine derartige Performance bisher vermissen: US-Staatsanleihen sind um rund drei Prozent gestiegen, während der weltweite MSCI Aktienindex um 6,2 Prozent gefallen ist.

Der japanische Yen, die bisher stärkste Währung des Jahres, ist gegenüber dem Dollar um 6,5 Prozent gestiegen. Die plötzliche Rückkehr des Edelmetalls in die Portfolios der Anleger sind auch ein Beweis für die Schnelllebigkeit der Märkte. „Gold ist heuer bisher die größte Story“, sagte der Portfoliomanager Dan Denbow vom USAA Precious Metals & Minerals Fonds der Nachrichtenagentur Bloomberg. Denbow verwaltet 600 Millionen Dollar.

„Letzten Sommer haben die Leute Gold noch ein barbarisches Relikt genannt, und niemand hat sich dafür interessiert. Jetzt kommen langsam immer mehr Käufer in den Markt“, so Denbow. Das Zitat vom Gold als „barbarisches Relikt“ stammt ursprünglich vom berühmten britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Neben weiterhin starker physischer Nachfrage aus Indien, China und anderen asiatischen Ländern kehren auch die US-Anleger wieder in den Markt zurück und kaufen Anteile an sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) wie dem „SPRD Gold Shares“. Rund 4,5 Mrd. Dollar sind heuer in den ETF geflossen – laut Bloomberg mehr als in irgendein vergleichbares Produkt. Weltweit halten ETFs inzwischen wieder 1682,6 Tonnen Gold – nach einem Anstieg um rund 15 Prozent allein in diesem Jahr. Es ist eine Trendwende: Die Flucht der US-Investoren hat die Dollar-Goldpreise noch im Dezember auf ein Fünfjahres-Tief gedrückt. Aber auch an den Terminmärkten sind die Goldfans jetzt zurückgekehrt. Die Long-Positionen (Wetten auf einen steigenden Preis) sind netto in der vorvergangenen Woche um rund 32 Prozent gestiegen. Es war der achte Wochen-Anstieg in Folge, was der längsten Serie seit 2012 entspricht.

Auch in Euro steigt der Preis

Einige Analysten sehen sich jetzt gezwungen, ihre Goldpreis-Prognosen drastisch anzupassen. So hat Georgette Boele von der niederländischen Bank ABN AMRO ihr Preisziel für 2016 von 900 auf 1300 Dollar angehoben. Barnabas Gan, der laut Bloomberg genaueste Edelmetall-Prognostiker des vergangenen Jahres, glaubt, dass der Preis sogar auf 1400 Dollar steigen könnte – allerdings nur, wenn der Appetit nach Risiko an den Börsen weiter gedämpft bleibt. Grundsätzlich sei auch ein Rückzug des Preises auf 1000 Dollar denkbar. Das ist auch das Preisziel von Goldman Sachs für das laufende Jahr. Analyst Robin Bhar von Société Générale glaubt sogar an einen Rückgang des Preises auf 955 Dollar.

Für Europäer sind diese Preisziele aber nur von sekundärer Bedeutung. In Euro gemessen steigt der Goldpreis bereits seit Jänner 2014 wieder an. Am Montag kletterte der Preis auf 1132 Euro, so hoch wie seit der Loslösung des Schweizer Franken von der Euro-Bindung nicht mehr. Ein weiterer Gewinner der neu gefundenen Stärke im Gold sind die Aktien von Goldminen. Der HUI-Index, der die Aktien der 18 wichtigsten Goldschürfer abbildet, ist seit dem 19. Jänner um beachtliche 60 Prozent gestiegen. Weil der US-Dollar derzeit mit dem Goldpreis steigt, ist der Goldpreis in den lokalen Währungen der Minenbetreiber (etwa dem australischen Dollar oder dem südafrikanischen Rand) noch stärker gestiegen, während die Produktionskosten gleichzeitig gefallen sind. (jil/Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2016)

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