2700 Kleinanleger von "Goldprofessionell" zittern um ihr Geld

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Die Geschäftsführer der Österreich-Tochter, die ohne Banklizenz agierten, sollen untergetaucht sein. Ein Anwalt der Anleger rechnet mit 60 bis 70 Millionen Euro Schaden.

Für 2700 Kleinanleger in Österreich, Deutschland, der Schweiz und mehreren Balkanländern dürften ihre scheinbar lukrativen Investments in Gold- und Silber mit einem finanziellen Desaster enden. Insgesamt sollen die Sparer der Firma "Goldprofessionell Austria", eine Tochter der Schweizer Goldprofessionell, laut Medienberichten mindestens zehn Millionen Euro bezahlt haben. Das Geld dürfte jetzt weg sein.

Die Schweizer Aufsicht hat die nach englischem Recht gegründete Zürcher Gesellschaft bereits im Juni 2016 in den Konkurs geschickt. Die Salzburger Firma wurde laut FirmenCompass per 1. April "Mangels einer wesentlichen Voraussetzung" von Amts wegen gelöscht. Nach der Konkurseröffnung und einer Strafanzeige wegen Betrugs bestreiten die "Goldgräber" alle Vorwürfe. Die beiden Geschäftsführer der Firma "Goldprofessionell Austria" mit Sitz in Wals/Salzburg, Torsten K., ein Deutscher, und Mathias L., ein Steirer, seien untergetaucht, heißt es.

Geschäfte ohne Banklizenz

Laut den Berichten haben Hunderte monatlich 30 bis 100 Euro bei der Firma einbezahlt. "Die Geschäftsführer haben gesagt, das Gold ist da, er kann es nur nicht an die Kunden auszahlen, weil die Schweizer Behörden das Edelmetall beschlagnahmt haben", so eine Vermögensberaterin in der ORF-Sendung "Heute Konkret". Im Februar 2016 war schon den Schweizer Behörden aufgefallen, dass bei der Firma nicht alles stimmt, berichtet die "Krone".

"Meinen Mandanten wurde das Investment als bombensicher verkauft", sagt Anwalt Sven Thorstensen, der mehr als 200 geschädigte Anleger vertritt, laut einem "Kurier"-Bericht. Er geht davon aus, dass der Gesamtschaden zumindest 60 bis 70 Millionen Euro beträgt.

Die Geschäftsführer Torsten K. und Martin L. betrieben das Geschäft laut "Kurier" ohne eine nötige Schweizer Banklizenz. Fraglich sei, ob je in großem Stil Gold- oder Silberbarren angeschafft wurden. So hätte die Schweizer Konkursverwalterin in zwei Depots in Zürich nur Silber und Goldmünzen im Wert von 77.300 Euro gefunden. Auch bei einer Gesellschaft in Dubai sollen die Finanzjongleure ein Gold-Depot unterhalten haben. Doch der deutsche Anwalt Thomas Schulte stellte bei einem Lokalaugenschein im Februar 2015 fest, dass es sich dabei um eine Art Fata Morgana handelt. An der Adresse fand sich bloß "ein Mietbüro für virtuelle Dienstleistungen". "Einen Geschäftsbetrieb im klassischem Sinn hat es dort nie gegeben", stellte Schulte fest.

WKStA ermittelt

Seit Mittwoch ermittelt laut "Kurier" auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) im Fall "Goldprofessionel". Lautut Anwalt Julian Korisek, der mit einer Anzeige den Stein ins Rollen brachte, soll die Firma noch im Juni 2016 von österreichischen Kundenkonten Zahlungen auf das Salzburger Firmenkonto abgebucht haben - vier Monate nach dem die Schweizer Finanzaufsicht Finma den beiden Firmenchefs jegliche Tätigkeit in der Schweiz untersagte und öffentlich vor der Salzburger Tochterfirma warnte.

Laut Aktenlage verkauften die Goldzampanos Torsten K., ein Deutscher, und Mathias L., ein Steirer, vor allem einfachen Sparern scheinbar lukrative Investments in Gold- und Silber und das grammweise: Mit 30, 50 oder 100 Euro im Monat war man dabei. Die Laufzeit dieses dubiosen Ansparplans betrug sechs Jahre. Pro Monat gab es für die Kunden eine Bonusprämie von 9,5 Prozent auf jedes Gramm Gold.

(APA)

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