Studie: Wohnen ist teuer, aber noch leistbar

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreich verzeichnet europaweit die stärksten Preisanstiege bei Wohnungen, zeigt eine Deloitte-Untersuchung. Bei der absoluten Preishöhe und der Leistbarkeit liegt das Land im Mittelfeld.

Wien. Neue Eigentumswohnungen in Wien sind im Vorjahr erneut teurer geworden, und zwar um neun Prozent, wie aus einer Deloitte-Untersuchung hervorgeht. 16 Länder (vor allem europäische sowie Russland und Israel) wurden unter die Lupe genommen. Unter 14 verglichenen Hauptstädten verzeichnete Wien die zweithöchsten Zuwächse. Als Ursache sehen die Studienautoren die hohe Nachfrage, auch wegen der krisenbedingten Flucht von Anlegern in Immobilien. Dennoch sei Wohnen in Wien vergleichsweise gut leistbar.

Absolut betrachtet rangiert die österreichische Bundeshauptstadt mit Quadratmeterpreisen von knapp unter 4000 Euro im Mittelfeld. Teurer als Wien sind London (in der Innenstadt zahlt man durchschnittlich umgerechnet 10.000 Euro), Paris, Jerusalem oder Moskau, aber auch Nichthauptstädte wie München oder Hamburg. In Rom oder Turin muss man für eine neue Wohnung etwa gleich tief in die Tasche greifen wie in Wien. Billiger sind neben den meisten osteuropäischen Hauptstädten auch Berlin, Brüssel oder Amsterdam.

Hoher Rabatt für Altbau

Österreichweit zogen die Preise im Vorjahr um sieben Prozent an, auch das lag deutlich über dem Schnitt. In den krisengebeutelten Ländern Italien und Spanien haben sich neue Wohnungen hingegen verbilligt. Immerhin: In Spanien sind die eigenen vier Wände nun leichter leistbar als hierzulande.

Die Leistbarkeit hängt zum einen davon ab, wie teuer Wohnungen absolut betrachtet sind, aber auch davon, wie hoch das Einkommen im Land ist. Um sich in Österreich eine neuwertige 70-Quadratmeter-Wohnung leisten zu können, muss man 5,6 Bruttojahresgehälter bezahlen. Italiener und Franzosen müssen mehr als sieben Jahresgehälter für eine vergleichbare Wohnung ausgeben, Briten acht, Russen zehn, Israelis zwölf. Leichter leistbar als in Österreich sind neue Wohnungen etwa in Dänemark, Deutschland– aber auch in Spanien und Portugal.

Nun die gute Nachricht für Österreicher: Wer nicht unbedingt auf eine neuwertige Wohnung Wert legt, sondern auch mit einer älteren vorliebnimmt, zahlt um 37 Prozent weniger als für eine neue. Dieser Unterschied ist nur in Deutschland (41) und Ungarn (49 Prozent) größer. Wer in Spanien nach einer günstigen älteren Wohnung Ausschau hält, erhält im Schnitt nur sieben Prozent „Rabatt“ verglichen mit einer neuen Wohnung. In Großbritannien und Portugal kosten Altbauwohnungen sogar etwas mehr als neue. Aufs Land zu ziehen rechnet sich vor allem für Moskauer und Münchner: Moskauer Preise liegen um 265 Prozent über dem russischen Schnitt, Münchner Preise um 216 Prozent über dem deutschen. In Wien beträgt der Aufschlag zum Rest des Landes 50 Prozent.

Deutsche mieten lieber

Leistbar oder nicht– in fast allen Ländern gibt es mehr Haushalte, die in den eigenen vier Wänden leben, als solche, die in einer Mietwohnung logieren. Eine Ausnahme stellt hier Deutschland dar: Dort kommen auf 1000 Bewohner 250 Mieter- und nur knapp über 200 Eigentümerhaushalte. Auch in Dänemark, Österreich und Frankreich ist der Mieteranteil relativ hoch. In Osteuropa sowie in Italien, Spanien und Portugal wohnt hingegen der Großteil der Bevölkerung in der eigenen Immobilie.

AUF EINEN BLICK

In europäischen Großstädten muss man laut dem jüngsten „Property Index“ von Deloitte Real Estate zwischen 10.000 Euro (London) und knapp über 1000 Euro (Budapest) pro Quadratmeter bezahlen, wenn man Wert auf Neubau legt. Wien liegt mit Preisen von knapp unter 4000 Euro im Mittelfeld. Sparen kann man, wenn man mit einem Altbau vorlieb nimmt. Der Abschlag im Vergleich zu einer Neubauwohnung ist in Ungarn, Deutschland und Österreich besonders hoch. In Großbritannien sind alte Wohnungen teurer als neue.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2014)

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