Wohnungen werden teurer, das aber langsamer

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Die Preisanstiege bei zentralen Eigentumswohnungen schwächen sich ab. Wohnungssuchende weichen auf Einfamilienhäuser im Speckgürtel aus und treiben dort die Preise hoch. Auf dem Land will kaum jemand wohnen.

Wien. Die gute Nachricht für Wohnungssuchende: Wohnen verteuert sich zwar, aber nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Jahren. Schossen die Angebotspreise für Wiener Eigentumswohnungen im Jahr 2011 noch um 17 Prozent hoch, so betrug der Anstieg in den vergangenen zwölf Monaten zwei Prozent. Das geht aus dem jüngsten Immobilienpreisspiegel von Immobilien.net hervor. Die Zeiten des steilen Wachstums sind vorerst einmal zu Ende. Indes zieht die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wieder an. „Viele sagen sich: Wenn Wohnungen so teuer sind, dann kaufe ich gleich ein Haus“, erklärt Patrick Schenner, Geschäftsführer von Immobilien.net. Österreichweit kletterten die Preise für Häuser seit dem Vorjahr um drei Prozent und damit stärker als für alle anderen Arten von Wohnimmobilien. Für gebrauchte Häuser zahlt man österreichweit im Schnitt 2076 Euro pro Quadratmeter, für neue 2406 Euro. Die teuersten Neubauhäuser gibt es im Bundesland Salzburg mit durchschnittlich 3578 Euro. Die teuersten gebrauchten Häuser stehen in Wien mit 4088 Euro. In der Bundeshauptstadt sind übrigens alte Häuser deutlich teurer als neue (3504 Euro). Das habe mit der Lage zu tun, sagt Schenner. Im Stadtzentrum gibt es kaum Platz, neue Häuser zu errichten. Solche entstehen vor allem in Randbezirken und können preislich nicht mit den Villen in Döbling, Währing oder Hietzing mithalten.

Mieten: Ruhe vor dem Sturm

Bei den Mieten hält sich der Anstieg noch im Zaum. Derzeit werden gebrauchte Wohnungen österreichweit um durchschnittlich 9,32Euro netto pro Monat und Quadratmeter feilgeboten, das ist ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Neubauwohnungen betrug der Anstieg 0,81 Prozent auf zehn Euro. Dabei könnte es sich allerdings nur um eine Ruhe vor dem Sturm handeln, meint Schenner. Da die Eigentumspreise bis 2013 kräftig angezogen haben, die Bautätigkeit gering sei und der Zuzug in die Städte groß, müsse man damit rechnen, dass die Mieten irgendwann nachziehen. Vor allem in den Ballungszentren.

Es gibt allerdings Gegenden in Österreich, wo selbst Eigentum von Jahr zu Jahr billiger wird. Dazu zählen Bezirke wie Gmünd, Horn, Krems-Land und Amstetten. Ein gegenläufiger Trend zu ländlichen Gegenden zeigt sich im Speckgürtel, also in der Peripherie von Wien oder Graz. Dieser wächst. St. Pölten zählt dank der guten Verkehrsanbindung längst zum Speckgürtel von Wien. Die Preise für gebrauchte Häuser kletterten dort in den vergangenen zwölf Monaten um 15 Prozent auf 1673Euro pro Quadratmeter. So billige Domizile findet man in Wien kaum noch. Gebrauchte Wohnungen im billigsten Bezirk Simmering kosten 2246Euro. Immerhin drei Viertel aller alten Wohnungen werden dort um mehr als 2025 Euro angeboten. Generell gab es zuletzt bei einst billigen Bezirken wie Simmering, Favoriten, Meidling oder Margareten starke Preisanstiege.

Wer viel Geld hat und sich eine Neubauwohnung in der Innenstadt leisten will, findet zu 50 Prozent Angebote von 14.913 Euro pro Quadratmeter aufwärts. Jede vierte Neubauwohnung im ersten Bezirk kostet mehr als 17.338 Euro pro Quadratmeter. Damit ist die Wiener Innenstadt teurer als jene von München– obwohl München insgesamt bei den Eigentumspreisen die Nase vorn hat. In der bayerischen Metropole liegen die Eigentumspreise je nach Lage zwischen 3001 und 6799Euro. In Wien (ausgenommen Innenstadt) liegen sie zwischen 2246 und 6685 Euro.

Berlin ist billiger als Wien

Bei den Mieten ist Wien mit Quadratmeterpreisen zwischen acht und zwölf Euro billiger als München und Hamburg. In München zahlt man zwischen 10,4 und 16,6Euro, in Hamburg zwischen 6,4 und 14,5 Euro. (Innerhalb der einzelnen Lagen kann es immer Ausreißer geben.) Deutlich billiger ist Berlin: Dort mietet man zwischen 5,2 und 10,9 Euro und kauft zwischen 1134 und 3360 Euro.

Was Sie beachten sollten bei .. Immobilien

Tipp1

Günstig kaufen. Nicht überall wird Wohnen teurer. In den Bezirken Horn, Krems-Land oder Gmünd kann man sich derzeit mit billigeren Eigentumswohnungen und Häusern eindecken als vor einem Jahr. Anders sieht es in Lagen mit guter Verkehrsanbindung aus. In St. Pölten gab es zuletzt zweistellige Preisanstiege bei Häusern und Eigentumswohnungen.

Tipp2

Wertsteigerung. Immobilien zu kaufen, um auf eine Wertsteigerung zu spekulieren, ist keine gute Idee mehr. Die Preise für Wiener Eigentumswohnungen steigen zwar noch, aber längst nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Mit einem Kauf zu warten, bis sie billiger werden, kann ebenfalls danebengehen: Mit Preisrückgängen rechnet kaum jemand.

Tipp3

Vorsorgewohnungen. Viele Anleger kaufen Wohnungen für ihre Altersvorsorge. Ob sich das rechnet, hängt nicht nur vom Kaufpreis ab, sondern auch von der Miethöhe, die den Annahmen zugrunde liegt. Ist diese in Relation zu vergleichbaren Wohnungen zu hoch, ergibt sich nur optisch eine schöne Rendite. Tatsächlich lässt sich diese oft nicht erzielen.

Tipp4

Mieter. In Altbauwohnungen findet das Mietrechtsgesetz volle Anwendung (mit Mietobergrenzen und striktem Kündigungsschutz). In Neubauwohnungen gelten weniger strenge Mietobergrenzen, in Einfamilienhäusern zudem ein lockerer Kündigungsschutz. Umso wichtiger sind bei solchen Mietverhältnissen die Bestimmungen im Mietvertrag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2014)


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