Kindheit de luxe. Von Nannysuiten, Kindertrakten und viel Platz im Grünen.

Luxus für Familien: Viel Freiraum, nahe Schulen und Grünflächen sind gefragt.

Groß und im Grünen soll es sein: „Familien suchen im Luxussegment entweder eine große Gartenwohnung oder ein Haus“, weiß Peter Marschall, Inhaber des gleichnamigen Immobilienunternehmens. Sind die Kinder erst einmal da, ist es in den meisten Fällen mit einer Dachterrasse nicht mehr getan: „Das sorgt eher für Stress, dass da jemand über die Brüstung fällt“, so der Makler. Neben dem ebenerdigen Zugang an die frische Luft sind vor allem die Größe und die Lage die ausschlaggebenden Kriterien in diesem Segment.

Schul- und Shoppingnähe

„Dabei spielt es eine große Rolle, dass die Infrastruktur stimmt“, so Marschall, und dazu gehört zum einen ein angenehmes Umfeld, das nicht zu weit weg von Shoppingmöglichkeiten und Restaurants liegt und zum anderen natürlich die Anbindung an gute Schulen. Bei Expatriates spielt vor allem die Erreichbarkeit der internationalen Schule eine große Rolle. „Hier ist zumindest eine Anbindung an den Privatbus, der die Kinder zur Schule bringt, oder die öffentlichen Verkehrsmittel wichtig“, so Marschall. Denn auch wenn mindestens zwei Autos in der Familie vorhanden sind und Kindermädchen oder Chauffeur den Nachwuchs zur Schule fahren können, wünschen sich die meisten Käufer eine gewisse Selbstständigkeit für die Kinder; und wenn diese nicht gegeben ist, macht das auch das schönste Haus nicht attraktiver.

Zu den gefragten Lagen, wenn es um das schöne Wohnen mit der Familie geht, gehören traditionell die Wiener Grünbezirke, allen voran der 19., dicht gefolgt vom 18. und 13. Bezirk. „Für manche Familien ist auch der 22. Bezirk wegen seiner Nähe zur internationalen Schule und der UNO attraktiv“, so Marschall, aber das seien im Luxussegment eher Ausreißer als die Norm. Und diese Bezirke haben traditionell ihren Preis: Häuser mit Garten gibt es in diesen Lagen zu Preisen zwischen drei und fünf Millionen Euro – nach oben offen, versteht sich. Für Wohnungen müssen hier mindestens 6000 bis 9000 Euro pro gehobenem Wohnquadratmeter investiert werden.

Und von diesen braucht es eine Menge: „Bei Wohnungen ist eine Wohnfläche von 200 Quadratmetern aufwärts gefragt, bei Häusern sind es Größenordnungen zwischen 300 und 500 Quadratmetern“, so Marschall. Denn neben dem Platz für die Familie braucht es eine Wohneinheit mit zumindest eigenem Bad und WC, besser noch eigener Kochgelegenheit, für die Nanny; idealerweise hat dieser Bereich einen eigenen Eingang und kann unabhängig von den Familienräumlichkeiten betreten werden. Selbst der Nachwuchs ist inzwischen eine deutlich komfortablere Unterkunft gewohnt als noch eine Generation zuvor.

Schlafen und spielen extra

„Meist haben die Kinder nicht nur ein Zimmer“, weiß Nikola Daxberger, Geschäftsführerin der Raumelfen, die sich auf die Einrichtung hochwertiger Kinderzimmer spezialisiert haben. „Solange sie noch sehr klein sind, haben sie oft ein gemeinsames Schlaf- und ein separates Spielzimmer“, so Daxberger. Sobald das älteste Kind zur Schule geht, hat jedes sein eigenes Zimmer, außerdem steht meist noch ein weiteres Spielzimmer zur Verfügung. Und auch die Zeiten, in denen die Kleinen im Bad der Eltern zum Zähneputzen auf einem Schemel standen, sind lang vorbei. Ein eigenes Kinderbad gehört im High-end-Bereich inzwischen genauso zum Standard wie das En-suite-Bad bei den Elternschlafzimmern.

Was sich auf dem Wiener Markt auch bei robusten Budgets gar nicht immer so leicht finden lässt: „Viele historische Villen aus dem 19. Jahrhundert, wie beispielsweise in der Cottage, sind zwar sehr repräsentativ, haben aber nur zwei Bäder für alle Schlafzimmer“, so Marschall. Eine Ausstattung, die sie ohne entsprechende Adaptionen an internationale Familien nur schwer verkäuflich machen.

Baddesign für die Kleinen

Sind die entsprechenden sanitären Bereiche aber erst einmal gefunden, werden hier kaum Kosten und Mühen gescheut, sie kindgerecht zu gestalten – auch wenn es nur für ein paar Jahre ist. Längst verkaufen sich einst für Kindergärten entwickelte Spezialbäder auf dem Privatsektor, so hat beispielsweise Laufen mittlerweile eine komplette Kollektion für diese Klientel auf den Markt gebracht. „Wir haben mit dem Designer Andreas Dimitriadis eine eigene Badserie entwickelt, bei der nicht einfach nur Standardwaschbecken und Toiletten tiefer aufgehängt werden“, erklärt Melanie Berger, Marketing-Manager für Laufen Austria. Vielmehr haben die bunten Objekte keine scharfen Kanten und völlig ebenmäßige Oberflächen, zudem lassen verschiedene Buchten rund um den Waschtisch Platz für mehrere Benutzer – die ob der Tiefe der Becken auch nicht zu leicht über den Rand hinauspritscheln können. Und der Sitz auf dem in 35 Zentimetern Höhe angebrachten WC ist mit Griffen so konzipiert, dass auch Toilettenanfänger hier Erfolgserlebnisse haben können. Sind die Kids dann aus dem Anfängeralter herausgewachsen, steht der Umbau in ein Jugendbad an – „denn die haben ihre ganz speziellen Bedürfnisse“, so Berger. An der Befriedigung dieser wird zumeist nicht gespart – weder im Bad noch in den Schlaf- und Spielzimmern.

Ab 10.000 Euro aufwärts investieren Kunden, die sich von den Raumelfen ein Kinderzimmer einrichten lassen, besonderer Wert wird dabei verstärkt auf die Herkunft der Materialien gelegt. „Die Kunden fragen immer genauer nach, woher die Sachen kommen, welche Hölzer verwendet, wie diese verarbeitet wurden und ob dort auch wieder aufgeforstet wurde“, erzählt Daxberger. Am gefragtesten seien dabei europäische Produkte, wobei sich allerdings nicht alles aus europäischer Herstellung organisieren lässt. „Webstoffe oder Teppiche produziert fast niemand in Europa“, so Daxberger, „aber da wird dann immer mehr hinterfragt, ob die Dinge sozial verträglich produziert sind.“

Eine Nachfrage, auf die sich inzwischen einige Produzenten von Edelspielzeugen und -materialien spezialisiert haben. „Wir arbeiten etwa mit dem britischen Hersteller Le Toy Van zusammen, der Puppenhäuser und Holzspielzeug in einer Werkstätte in Indonesien erzeugt, in der Mütter arbeiten, während ihre Kinder betreut werden.“ Vermutlich unter deutlich weniger großzügigen Umständen als die Bewohner der Kinderbäder und Spielzimmer, aber zumindest unter besseren Bedingungen als viele ihrer Altersgenossen. (sma)

INFO

Mit einem oder zwei Kinderzimmern ist es nicht mehr getan, wenn es um die Bedürfnisse von Familien im Luxussegment geht. Neben dem Wunsch nach viel Platz und einem Garten sind ein Schlafzimmer pro Kind plus einem gemeinsamen Spielzimmer und Kinderbad heute Standard. Außerdem gefragt: ein eigener Bereich für die Nanny, gern auch mit eigenem Eingang.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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