Pools: Baden ist nicht alles, es geht auch um den Lifestyle

Naturstein, Fliesen und Mosaike machen den Edelstahlklassikern Konkurrenz.

In den vergangenen Jahren war die Devise eindeutig: Lang, schmal und aus Edelstahl hatte ein Pool zu sein, der im Luxusbereich etwas auf sich hielt. Schön langsam erobern aber auch andere Daseinsformen für das Schwimmbad ihre Berechtigung zurück, aus den unterschiedlichsten Gründen. Zum einen gibt es ganz handfeste Gründe, die jenseits aller Designideale für eine kompaktere Poolform sprechen können.

„Der Grund wird immer teurer und da ist eine kompaktere Form ganz einfach wirtschaftlicher“, weiß Hans Poinstingl, Geschäftsführer von Leidenfrost Pools. Was vor allem in Stadtgärten eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Aber auch, wenn das Budget wenig Grenzen kennt, erfreuen sich immer häufiger andere Spielarten des Pooldesigns neuer Beliebtheit, nicht zuletzt deshalb, weil auch bei den Materialien Edelstahl nicht mehr das Maß aller Dinge ist. „Zwar ist drei mal 20 Meter immer noch besser als fünf mal zehn Meter“, weiß Bernhard Kramer, Geschäftsführer von Kramer & Kramer Gartenarchitektur, „der Edelstahlpool ist aber ein bisschen auf dem Rückzug, der Trend geht wieder mehr in Richtung Naturpool.“

Und das bezieht sich nicht nur auf die Begeisterung für chemiefreie Wasseraufbereitungen, sondern vor allem auch auf die Materialien rund ums Schwimmbad. Hier sind laut Kramer derzeit Natursteinverkleidungen wieder schwer im Kommen, außerdem sind verspielte Elemente wie Glas- und Spiegelfliesen oder auch Mosaike 2015 äußerst angesagt.

Inspiration aus Arabien

„Solche Materialien sind sehr aussagekräftig und werden als viel wertiger empfunden“, so Kramer. Was sie fraglos auch sind, denn allein der intensive Planungsaufwand bei der Umsetzung von Mosaiken ist enorm. Vorbilder für die neuen Becken sind die prachtvollen Bilder, die sich in den Bädern des arabischen Raums finden, und ihren Besitzer als wohlhabend und kultiviert auszeichnen.

Denn nur zum Abkühlen sind die Becken auch in Österreich nicht immer gedacht. „Das Badengehen ist eine Komponente, aber sicherlich nicht die einzige“, so Kramer, auch der Lifestyle spiele für die Besitzer der Wasserstellen eine große Rolle.

Ein Thema, das sich mit dem Streben nach Schönheit oft gar nicht verträgt, für die Poolbesitzer der Republik aber immer wichtiger wird, ist die Sicherheit der Bäder. Zwar sieht es derzeit nicht so aus, als würden in Österreichs Gärten in absehbarer Zeit Zustände wie in einigen Staaten der USA herrschen, wo Zäune um jeden Pool vorgeschrieben sind, rücken dort doch die potenziellen Gefahren für Kinder und Haustiere immer mehr in den Fokus. Die gängigste Lösung sind derweil Schwimmbadabdeckungen, die aber bei aller Funktionalität nicht gar zu hässlich sein dürfen. „Kuppelabdeckungen entsprechen oft nicht den architektonischen Ansprüchen“, weiß Poinstingl. Oft genutzt werden auch unsichtbare Lösungen wie Alarmsysteme, auch Netze können für weniger unschöne Sicherheit als Zäune sorgen. Bei ganz robusten Budgets gibt es auch noch Lösungen, die Sicherheit und Badespaß für die ganz Kleinen verbinden: „Es gibt Systeme mit aufsteigenden Böden, mit denen ich den Pool in ein acht bis zehn Zentimeter tiefes Wasserbecken verwandeln kann“, weiß Kramer.

Ausgezeichnete Abdeckung

Für ein anderes System, mit dem Pools sicher verschlossen werden können, wurde jüngst ein österreichisches Unternehmen mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet: Der oberösterreichische Produzent Armstark konnte für seine Pool-Lounge nicht nur den Golden-Wave-Innovationspreis entgegennehmen, sondern wurde auch beim deutschen Red Dot Award lobend erwähnt. Die preisgekrönte Lösung ist eine hochwertige Abdeckung für Wasserbecken vom Whirlpool bis zum zwölf mal sechs Meter großen Becken, die automatisch über die Wasserfläche fährt und diese vollkommen abschließt. Wobei die Kindersicherung eher ein netter Nebeneffekt ist. Die eigentlichen Assets des Produkts bestehen in der Reduzierung des Energieverbrauchs, da eine spezielle Nanotechnologie eine besondere Isolierung ermöglicht. Und in der hohen Belastbarkeit der Lounge: Bis zu 320 Kilo pro Quadratmeter verträgt das Deck – womit es sich als Zusatzfläche über dem Pool nutzen lässt wie eine Terrasse. „Die Belastbarkeit erlaubt es, beispielsweise einen Belag aus Naturstein draufzulegen“, erklärt Armstark-Verkaufsleiter Johann Schmid, auch Terrassenmöbel und Kübelpflanzen fahren per Knopfdruck samt dem Deck über das Becken. Was die Anlage besonders für die Besitzer kleinerer Gärten interessant macht, die damit wahlweise einen Pool mit kleinem Loungebereich oder eine Terrasse ohne Wasser, aber mit mehr Platz genießen können.

Ist beides gegeben, stehen die Gartenbesitzer vor der klassischen Frage, wie und wo das Wasserbecken denn platziert sein soll. „Das muss zum Haus passen“, vertritt Kramer seine Meinung zu diesem Thema, „bei einem ultramodernen kann das Wasser direkt bis zum Glas reichen, bei eher klassischen Immobilien ist es meist besser, man löst es los“, so der Gartenarchitekt. Bei dieser Variante, die derzeit einen Gegentrend zum Pool quasi als Erweiterung des Wohnzimmer bildet, geht es laut Kramer vor allem darum, den Eindruck massiver Verbautheit rund ums Becken zu verhindern und diese fast randlos im Gras zu versenken.

Beliebter bei den Käufern ist aber noch die Nah-dran-Variante: „Die Pools rücken immer näher an das Haus heran“, berichtet Poinstingl, „und werden oft in die Terrassen integriert.“ Was auch dazu führt, das die Becken im Winter nicht mehr abgelassen, sondern weiterbetrieben würden.

Lichtblick im Winter

„Die Leute wollen das ganze Jahr das Gefühl haben, man könnte jederzeit baden gehen“, so Poinstingl. Aber auch, wenn die Außentemperaturen den Besitzer beim Gedanken an ein Bad eher frösteln lassen als freuen, kann das Becken zur anheimelnder Atmosphäre beitragen: Durch die mittlerweile unendlichen Beleuchtungsmöglichkeiten der LED-Technologie kann der Pool auch im Winter ein warmes Strahlen vor das Wohnzimmerfenster zaubern. Ganz egal, ob er nun lang, schmal und aus Edelstahl oder klein, kompakt und aufwendig gefliest ist. (sma)

INFO

Nach den schlicht-edlen Pools der vergangenen Jahre wächst das Interesse an Naturschwimmteichen sowie chemiefreien Varianten des klassischen Pools zunehmend. Überdies ist wieder mehr Dekoration gefragt, wie etwa mit Mosaiken. Sicherheitsvorkehrungen werden von Herstellern unterschiedlich gelöst: etwa mit anhebbaren Böden, um die Wassertiefe zu verringern. Oder mit Überdeckungen auf Schienen, die man auch als Terrasse nutzen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2015)

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