Wo Wohnen noch billig ist

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bei den Wohnungspreisen sind die regionalen Unterschiede enorm. Ganz Teures lässt sich nicht mehr so gut verkaufen wie noch vor einem Jahr.

Ob Wohnen leistbar ist oder nicht, hängt nicht zuletzt davon ab, wo man sucht. Will man Baugrund erwerben, so zahlt man in „sehr guter“ Döblinger Lage 1685 Euro pro Quadratmeter. Begnügt man sich mit „normaler Wohnlage“ (ohne exzellente verkehrsmäßige Anbindung) im steirischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld, findet man mit 22 Euro das Auslangen. Das geht aus dem jüngsten Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer hervor. Dieser beinhaltet tatsächliche Transaktionspreise und nicht bloß Angebotspreise, wie das in vielen Marktberichten von Maklerunternehmen der Fall ist. Österreichweit hat sich Baugrund demnach um 4,5 Prozent auf durchschnittlich 251 Euro verteuert.

Sehr Teures wurde billiger

Künftig könnte der Immobilienpreisspiegel auch für die Berechnung der Bemessungsgrundlage der Grunderwerbsteuer bei unentgeltlichen oder teilentgeltlichen Übertragungen herangezogen werden (mit einem bis zu 30-prozentigen Abschlag).

Neu errichtete Eigentumswohnungen sind um knapp zwei Prozent billiger geworden und kosten durchschnittlich 2513 Euro. Freuen kann sich, wer „sehr guten Wohnwert“ (mit Parkettboden, großer Terrasse und repräsentativer Architektur) in der Wiener Innenstadt kaufen will: Derlei Neubauwohnungen sind gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 3,2 Prozent billiger geworden und kosten „nur“ noch 9677 Euro pro Quadratmeter. In allen anderen Wiener Bezirken sind Neubauwohnungen teurer geworden. Das hat damit zu tun, dass die Nachfrage nach Wohnungen, die bis zu 350.000 Euro kosten, groß ist. „150.000 Euro treiben die Leute irgendwie auf, 200.000 Euro finanzieren sie mit Kredit“, erklärt Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in Wien. Darüber werde es schwierig. Wer sich 500.000 bis 800.000 Euro für eine Wohnung leisten kann, sei kaum bereit, Kompromisse einzugehen, wenn die Wohnung nicht seinen Vorstellungen entspricht. Deswegen stünden sehr teure Objekte oft länger leer.

Begnügt man sich als Käufer mit einer Erstbezugswohnung von „mittlerem Wohnwert“ im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld, kommt man mit 950 Euro pro Quadratmeter aus. Wesentlich billiger sind gebrauchte Wohnungen. „Einfachen Wohnwert“ (ohne Zentralheizung, Fenster mit Einfachverglasung) im Bezirk Waidhofen an der Thaya erhält man um 465 Euro und damit sogar um zwei Prozent billiger als noch vor einem Jahr. Im Schnitt sind gebrauchte Wohnungen jedoch teurer geworden und kosten österreichweit nun 1997Euro pro Quadratmeter.

Wer einen Mietvertrag neu abschließt, legt 7,1 Euro netto pro Monat und Quadratmeter hin. Dabei flossen nur solche Wohnungen in die Berechnung ein, für die keine gesetzlichen Mietobergrenzen gelten. Für sehr guten Wohnwert in der Wiener Innenstadt zahlt man 16,2 Euro netto pro Monat und Quadratmeter. Gibt man sich mit mittlerem Wohnwert zufrieden, wird man in Simmering, Meidling und Ottakring um 6,7 Euro fündig.

Pendler wohnen günstiger

Pendelt man aus Niederösterreich ein, wohnt man billiger. Für mittleren Wohnwert in Wien-Umgebung berappt man 6,3 Euro netto pro Quadratmeter. Ist einem Wien-Nähe unwichtig, und legt man auf gute Ausstattung keinen Wert, findet man in den Bezirken Horn und Waidhofen an der Thaya mit weniger als drei Euro das Auslangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2015)

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