Stagnieren die Mieten, oder sind sie Preistreiber?

Politdebatte. Laut Immobilienpreisspiegel haben sich die Mieten seit einem Jahr nicht verteuert, laut Statistik Austria sind sie stark gestiegen. Grund sind unterschiedliche Berechnungen. Anlass für Streit bietet das allemal.

Wien. Mieter- und Eigentümervertreter schenkten einander auch in der Vorwoche nichts, als der Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer präsentiert wurde (siehe Grafik und Artikel oben). Dieser hatte zutage gefördert, dass die Mieten seit dem Vorjahr nicht gestiegen sind. Wer einen Mietvertrag neu abschließt, muss im österreichweiten Schnitt 7,1 Euro netto pro Monat und Quadratmeter zahlen– so viel wie vor einem Jahr. Dabei wurden allerdings nur Mieten berücksichtigt, die frei vereinbart werden können, nicht hingegen Altbaumieten, für die gesetzliche Obergrenzen gelten.

„Die Behauptung, dass die Mieten stark steigen, ist nicht haltbar“, meint Georg Edlauer, Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer.

Die Statistik Austria macht indes Mieten als einen der stärksten Preistreiber aus. Von Mai 2014 bis Mai 2015 sind sie ihren Berechnungen zufolge um fünf Prozent gestiegen. In die Berechnung fließen allerdings nicht nur Neuabschlüsse, sondern auch bestehende Mietverträge sowie gesetzlich geregelte Mieten ein. Zwischen 2010 und 2014 haben sich die Mieten inklusive Betriebskosten um 15 Prozent verteuert, ohne Betriebskosten betrug das Plus gar 17 Prozent. Für private Hauptmietwohnungen zahlt man demnach 6,1 Euro netto pro Monat und Quadratmeter, um 21Prozent mehr als 2010. Für Genossenschaftswohnungen zahlt man 4,4 Euro (plus elf Prozent) und für Gemeindewohnungen 3,9 Euro netto (plus 13 Prozent).

Neuverträge heben den Schnitt

Hier treiben die neuen Mieten den Schnitt nach oben. Hat jemand einen 30 Jahre alten Mietvertrag, zahlt er durchschnittlich 2,8 Euro netto. In privaten Mietverhältnissen beträgt dieser Wert sogar nur 2,5Euro. Hat man den Mietvertrag kürzer als zwei Jahre, legt man durchschnittlich 5,9 Euro netto hin, in privaten Mietverhältnissen sind es 6,8 Euro– und damit mehr.

Edlauer erklärt das mit dem Auslaufen günstiger Altverträge: Kommen diese Wohnungen saniert wieder auf den Markt, hebe das den Schnitt. Doch steige auch die Wohnqualität. Die Arbeiterkammer forderte in einer Aussendung indes wieder einmal „klare Mietobergrenzen“ und ein Eindämmen von Befristungen. Geht es nach der Arbeiterkammer, sollte man nur noch befristen dürfen, wenn man Eigenbedarf hat (und die Wohnung etwa für Kinder oder Enkel braucht). (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2015)

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