Sicherheit: Schwere Hürden für Einbrecher

Schon mit einfachen Maßnahmen und technischen Vorkehrungen in Haus und Wohnung lässt sich das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, deutlich verringern.

Exakt 17.109 Österreich erlebten im Vorjahr bei der Heimkehr von ihrem Urlaub, von der Arbeit oder von einem Theaterbesuch eine höchst unangenehme Überraschung: In ihr Haus oder ihre Wohnung wurde eingebrochen. Betroffen davon sind nicht nur die Reichen und Schönen in den großen, uneinsehbar gelegenen Villen. Ganz im Gegenteil, meint Andreas Bandion, Leiter der Kriminalprävention in der Landespolizeidirektion Niederösterreich: „Die Täter schauen nicht auf die Pracht einer Villa. Sie spazieren durch Siedlungen und suchen sich Häuser aus, in die sich leicht eindringen können, etwa weil die Fenster gekippt sind.“ Ähnlich gehen sie in Wohnhausanlagen vor: Hier wird meist die Tür aufgebrochen, die den geringsten Wiederstand verspricht.

Das Ziel dieser Gelegenheitseinbrecher ist auch nicht die wertvolle Schmuck- oder Gemäldesammlung, sie suchen vielmehr Laptops, Tablets, Bargeld und alles, was sich leicht mitnehmen und verwerten lässt. Der entstandene Schaden ist trotzdem groß. Das Heim wird bei der schnellen Suche nach Beute oft verwüstet. In vielen Fällen hinterlässt ein Einbruch bei den Opfern psychische Beschwerden: Sie fühlen sich noch lang nach der Tat unsicher in den eigenen vier Wänden, viele werden von Ängsten oder Schlafstörungen geplagt, so lautet das Ergebnis einer Untersuchung in Deutschland.

Alles zusperren

Solche Probleme lassen sich durchaus verhindern – mittels gezielter Vorkehrungen gegen einen Einbruch. Viele Maßnahmen kosten nicht einmal Geld, sondern nur ein bisschen Mühe, erklärt Bandion: „Ein Haus oder eine Wohnung sollte immer einen bewohnten Charakter haben“, meint er beispielsweise. Mit Zeituhren gesteuerte Lichtspiele, Radio- und Fernsehgeräte oder Jalousien vermitteln diesen Eindruck.

Weitere Ratschläge des Experten sind ebenso leicht umzusetzen: Die Fenster sollten nicht gekippt, sondern immer vollständig geschlossen werden. Im Garten dürfen keine „Einbruchshilfen“ wie Leitern oder Werkzeuge herumliegen. Die rückwärtige Kellertür und die Tür von der Garage ins Haus sollten bei Abwesenheit ebenfalls immer abgesperrt sein. Diese Türen sollte man sich außerdem genauer anschauen. Oft sind es Blechtüren aus dem Baumarkt, die es dort komplett mit Schloss zu kaufen gibt. Das Problem: „Viele dieser Türen sind mit ein und demselben Schloss ausgestattet, dessen Schlüssel jeder Einbrecher mithat“, warnt Chefinspektor Bandion. Eine rasche Abhilfe – etwa vor der Urlaubsreise – bietet die Sicherung von innen durch eine stabile Stange, die mit zwei Haken in an beiden Seiten des Türstocks gut befestigten Ösen einfach eingehängt wird.

Beim Neu- oder Umbau eines Hauses empfiehlt der Experte der Polizei einbruchshemmende Fenster und Terrassentüren für das Erdgeschoß einzuplanen. Orientierung beim Kauf bieten dabei die Önormen und hier insbesondere die Önorm B 5338: „Ein wirklich sinnvoller Einbruchsschutz beginnt ab der Widerstandsklasse WK 3“, meint Bandion. Während sich normale Fenster oder Terrassentüren binnen Sekunden aufbrechen lassen, sind diese einbruchshemmenden Ausführungen so gesichert, dass der Täter etliche Minuten braucht, um sie zu öffnen. Das schreckt sie meist ab. Scheiben werden von Einbrechern, so die Erfahrung der Polizei, nur relativ selten eingeschlagen, da Täter Lärm und Verletzungsgefahr fürchten.

Mechanisch absichern

Fenster und Terrassentüren lassen sich auch nachträglich absichern, berichtet Herbert Maté vom Sicherheitsunternehmen Evva: „Bereits um 50 bis 60 Euro pro Fenster gibt es zusätzliche mechanische Absicherungen, die das Aufhebeln erschweren.“ Wichtig ist es, vor dem Weggehen zu überprüfen, ob diese Verriegelungen auch tatsächlich abgesperrt sind. Sie müssen einzeln mit Knopfdruck verriegelt werden. Automatische Lösungen über ein Bussystem, mit dem sich von der Eingangstür aus alle Öffnungen verriegeln lassen, kämen extrem teuer.

Für die Haus- und Wohnungseingangstür empfiehlt Maté als Mindestausstattung ein hochwertiges Zylinderschloss. „Mit einem Balkenriegel- und Zusatzkastenschloss kann die Sicherheit erhöht werden“, meint er. Um sich einen dicken Schlüsselbund zu ersparen, können alle Schlösser mit demselben Zylinder ausgestattet werden. Wichtig sei, so Maté, dass alle Arbeiten an Sicherheitsanlagen von einem Fachmann durchgeführt werden.

Ein guter mechanischer Einbruchsschutz ist der erste Schritt. Zusätzliche Sicherheit bringt eine Alarmanlage. Die Experten empfehlen den Griff zu einem Qualitätsprodukt: „Sie sollte nur von einem konzessionierten Unternehmen nach der Richtlinie ÖVE R2 installiert werden“, rät Bandion. Im Alarmfall ist es sinnvoll, wenn nicht nur eine laute Sirene losheult, sondern automatisch auch ein Wachtdienst oder die Polizei verständigt werden.

Fehlalarm ist teuer

Dass Sparen bei der Alarmanlage ins Auge gehen kann, bestätigt die deutsche Stiftung Warentest: Die fünf zuletzt getesteten Alarmanlagensets zum Selbsteinbau fielen allesamt durch. Das Risiko von falsch eingebauten Anlagen ist nicht nur, dass Einbrecher sie leicht außer Gefecht setzen können. Fehlalarme, bei denen die Polizei anrückt, können auch ins Geld gehen: Die Behörde stellt für die falsche Alarmierung oft weit über 100 Euro in Rechnung. Teuer wird es für jene, die ohne Rücksprache mit der Polizei einfach die Notrufnummer einprogrammiert haben.

Besonders wirkungsvoll – und gratis – ist nach Ansicht der Sicherheitsexperten der sogenannte soziale Einbruchsschutz: „Wer auf Urlaub fährt, sollte es den Nachbarn mitteilen, sie bitten, dass sie den Postkasten leeren und von Zeit zu Zeit schauen, ob alles in Ordnung ist“, meint Maté. Sieht man verdächtige Personen in einer abgelegenen Siedlung herumschleichen, kann man sie ohne Weiteres fragen, was sie hier tun, meint Bandion. Vor Heldentaten rät der Chefinspektor allerdings stark ab: „Ertappte Einbrecher dürfen auf keinen Fall aufgehalten werden, besser, man bringt sich in Sicherheit und alarmiert die Polizei.“

Was Sie beachten sollten beim . . . Einbruchschutz

Tipp 1

Garagentür absperren. Fernbediente Garagentore sind oft nicht verriegelt und daher leicht aufzubrechen. Deshalb sollte sich zwischen Garage und Haus eine stabile Tür mit gutem Schloss befinden, die bei längerer Abwesenheit abzusperren ist. Urlauber sollten dem Einbrecher auch nicht (unfreiwillig) ein Fluchtfahrzeug anbieten: Autoschlüssel und Fahrzeugpapiere deshalb unbedingt an einem sicheren Ort im Haus verstecken.

Tipp 2

Die eigene Sicherheit geht vor. Einbrecher bevorzugen Wohnungen und Häuser, in denen sich offensichtlich niemand aufhält. Falls es doch passiert, dass man während eines Einbruchs im Haus ist: Zuallererst auf die eigene Sicherheit achten, sich in einem Zimmer einsperren, sofort die Polizei verständigen, Lichter aufdrehen, viel Lärm machen und so tun, als ob noch andere im Haus wären. Auf keinen Fall den oder die Täter an der Flucht hindern.

Tipp 3

Guten Rat gibt es umsonst. Experten-beratung muss nicht immer Geld kosten: Die Spezialisten des kriminalpolizeilichen Beratungsdienstes kommen auf Wunsch ins Haus und führen eine individuelle Risikoanalyse durch. Auf diese Weise lassen sich sicherheitstechnische Schwachstellen eines Hauses oder einer Wohnung aufspüren und Abhilfemaßnahmen treffen. Die Beratung ist kostenlos und vor allem auch produktneutral. Anmeldung unter T 059 133.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)

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