Gemütlich knistert's im Ofen

Heizen. Kachelofen, Heizkamin oder doch ein frei stehender Schwedenofen?
Das ist auch eine Frage von Gewicht, Budget und Speicherkraft.

Selbst die beste Technik erfüllt nicht alle Wünsche: Elektronisch gesteuerte Heizanlagen sorgen in der kalten Jahreszeit rund um die Uhr für angenehme Wärme. Aber die richtige Temperatur allein ist vielen Menschen zu wenig. Denn als Ergänzung der Hightechanlagen boomen Kachelöfen, Heizkamine und Kaminöfen. Die milde Strahlungswärme des guten alten Kachelofens, das Knistern des brennenden Holzes, die lodernden gelbroten Flammen – das schafft Atmosphäre und macht es an Wintertagen zu Hause erst richtig behaglich.

Wobei solche Wohlfühlheizgeräte heute keineswegs Lowtech sind. Durch die Optimierung von Brennraum und Zügen sowie die Anpassung an die Verhältnisse vor Ort gelten sie beispielsweise nicht mehr als Feinstaubschleudern. Das behauptet Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Kachelofenverbands, und er verweist dabei auf das Verbot von Festbrennstoffzweitheizungen bei erhöhten Feinstaubwerten in Graz: „Von diesem Verbot sind Kachelöfen ausgenommen, weil sie eine so gute Verbrennung haben.“

Massiver Wärmespeicher

Ob ein Kachelofen oder ein anderer Holzofen für Behaglichkeit sorgt, hängt vom Budget, aber auch von technischen Kriterien ab. Der klassische Kachelofen ist im Prinzip ein richtiges Heizgerät. Er wird rund eine gute Stunde mit Holz beheizt und spendet dann für etwa zwölf Stunden Wärme. Dafür sorgen Schamottesteine, die die beim Verbrennen kurzzeitig auftretende Wärmeenergie aufnehmen und langsam an den Raum abgeben. Die große Speichermasse schlägt aufs Gewicht: Kachelöfen sind oft eine Tonne schwer, was mitunter eine Verstärkung der Fußbodenkonstruktion erfordert.

Der Kachelofen spendet wegen seines Aufbaus besonders wohlige Wärme, meinen die Experten, die sich – das haben verschiedene Untersuchungen bestätigt – auf Raumklima und Befinden positiv auswirkt. Eines bietet er jedoch nicht: die Faszination lodernder Flammen. Wer sich daran erfreuen will, muss zum Heizkamin greifen. Hier ist die Optik eines offenen Kamins mit einem keramischen Heizzug kombiniert. Gabriele Spirk, Marketingleiterin von Biofire, Österreichs größtem Hersteller von Kachelöfen und Speicherkaminen, verspricht auch für diese Produkte eine Wärmeabgabe für mindestens zwölf Stunden nach einer bis eineinhalb Stunden Heizen. Wer sich länger am Feuer begeistern will – kein Problem, meint Spirk: „Wenn die Speicherkapazität ausgenützt ist, kann natürlich weiter nachgelegt werden, die Wärme wird dann großteils über den Schornstein abgegeben.“

Kachelöfen und Heizkamine werden immer individuell geplant und vor Ort gebaut. Spezialisten dafür sind Hafner. Biofire bietet auf Wunsch auch Öfen für den Selbstbau. Eine Alternative stellen Kaminöfen dar, diese frei stehenden Öfen – auch Schwedenöfen genannt – wiegen nur 150 bis 200 Kilo, werden fertig angeliefert und einfach an den Rauchfang angeschlossen. Aufgrund des geringen Gewichts verfügen sie nicht über die Speicherfähigkeit eines gemauerten Ofens: Mindestens einmal pro Stunde müssen Holzscheite nachgelegt werden. Das Angebot reicht von 199-Euro-Kaminöfen im Baumarkt bis zu hochwertigen Modellen um ein Vielfaches. „Der Unterschied liegt in der Qualität, die sich letztlich auf die Haltbarkeit auswirkt“, meint Roland Wiltschnig, Mitinhaber von Feuerhaus, das hochwertige Kaminöfen anbietet. Ein guter Kaminofen halte 25 bis 30 Jahre. Um den Qualitätsunterschied zu erkennen, rät Wiltschnig: „Türen auf- und zumachen, Luftregler hin- und herschieben, klopfen und hören, wie sich dünne und dicke Stahlbleche anhören.“

Rücksicht bei der Planung

Kaminöfen sind Serienprodukte, sie werden entsprechend dem Bedarf an Heizleistung ausgewählt und eignen sich damit wie Kachelöfen und Heizkamine für den Einsatz in Niedrigenergie- und Passivhäusern. Hier wird minimale Heizleistung gewünscht. Wichtig für solche Einsätze ist zudem eine externe Zufuhr der Verbrennungsluft über einen eigenen Versorgungsschacht im Kamin oder Zuluftrohre im Fußboden. „Beim Neubau eines Hauses empfiehlt es sich schon in der Planung, einen Hafner zu kontaktieren und mit ihm über das Thema Kamin zu sprechen“, rät Schiffert. Vor der Anschaffung eines Holzofens sollte auch der Rauchfangkehrer kontaktiert werden. All diese Heizgeräte müssen nämlich bestimmten Regelungen punkto Wirkungsgrad, Emissionen und sogenannter Feuerungsanlagenverordnungen der Länder entsprechen. Andernfalls kann der Rauchfangkehrer ein Heizverbot verhängen. Und dann wäre der schöne Ofen nur noch Dekoration.

Was Sie beachten sollten beim . . .

Ofen mit Holzfeuer

Tipp 1

Richtiges Brennmaterial. Im Prinzip ist jedes Holz als Brennmaterial für Kachelofen und Co. geeignet. Weichholz hat aber eine geringere Energiedichte, man muss also volumsmäßig mehr Holz nachlegen. Wichtig ist der Feuchtigkeitsgehalt: Er sollte ca. 20 Prozent betragen. Mit einem um wenige Euro im Baumarkt erhältlichen Messgerät lässt sich der richtige Trocknungsgrad leicht messen.

Tipp 2

Feuer ohne Rost. Moderne Holzöfen kommen heute meist ohne Rost aus. Damit erfolgt eine nahezu vollständige Verbrennung des Heizmaterials. Je nach Verwendung des Ofens muss meist nur ein- bis zweimal im Jahr die Asche aus dem Ofen entfernt werden. Sie kann mit dem Hausmüll entsorgt werden, wobei das fast Vergeudung ist: Holzasche ist ein hervorragendes Düngemittel.

Tipp 3

Gutes Werkzeug. Wer mit Holz heizt, braucht einige Gerätschaften: Eventuelle eine Axt, um Holz zu zerkleinern, wenn man es nicht in der richtigen Größe anschafft. Einen Schürhaken und einen Ascheschaber, Besen und Schaufel, eventuell auch eine Blechplatte und einen Blechkübel für die Asche. Ein Tipp: Holz in einer Nische gestapelt kann ein schönes Stilelement sein.

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www.diepresse.com/meingeld

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