Mieten: Zimmeranzahl wichtig, Größe weniger

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THEMENBILD: WOHNEN, UMZUG, MIETENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Mieten über 1800 Euro lassen sich kaum erzielen. Wer sich eine solche Mietwohnung leisten könnte, kaufe eher.

Wien. Nachdem die Preise für Wohnimmobilien in Österreich seit 2010 um durchschnittlich 25 Prozent gestiegen sind (das zeigen Erhebungen des EU-Statistikamts Eurostat; in der gesamten Eurozone stagnieren die Preise), dürfte nun ein wenig Ruhe einkehren. Das glaubt zumindest Andreas Wollein, Vorstand beim Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI).

Deckel bei 300.000 Euro

Auch in Wien erwartet er eine „stabile, aber verhaltenere Nachfrage“. „Die Leute sind nicht mehr in Panik verfallen, zwanghaft in Immobilien investieren zu müssen.“ In Wien werden neue Eigentumswohnungen um durchschnittlich 4500 Euro pro Quadratmeter angeboten, gebrauchte um 3500 Euro. Dabei konzentriere sich die Nachfrage aber auf Wohnungen, die weniger als 300.000 Euro kosten. „Darüber hinaus wird es zunehmend schwerer, Abnehmer zu finden“, sagt Wollein.

Auch potenzielle Mieter interessieren sich weniger für den Quadratmeterpreis als für die Gesamtmiete, berichtet Sandra Bauernfeind vom Immobilienvermittler EHL. „Alles über 1800 Euro brutto pro Monat ist schwer vermietbar“, stellt sie fest. Denn, wer sich eine solche Mietwohnung leisten könnte, kaufe eher. Interessenten fragen auch eher nach der Anzahl der Zimmer als nach der Quadratmeterzahl.

Das bestätigt auch ÖVI-Experte Klaus Wolfinger – und übt Kritik an der Wohnbaupolitik. So sei es ein faktisches Kriterium für geförderten Wohnbau in Wien, dass Zimmer mindestens zehn Quadratmeter haben. Auch hielten Länder und Gemeinden an „unvernünftig hohen Stellplatzverpflichtungen“ fest, was die Bau- und Betriebskosten erhöhe. Diese „ungeschriebenen Gesetze und überholten Dogmen“ würden „teilweise aus paternalistischer Beharrlichkeit den Menschen Grundrisse vorenthalten, die deren wahre Bedürfnisse besser einlösen könnten“. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2016)


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