Baugeschichte: Die Sonne ins Haus holen

Einfamilienhaus im Süden von Wien, ein Jahr nach Baustart. Mit den Gewerken haben die Besitzer Glück gehabt. Auch die Gestaltung entspricht ihren ursprünglichen Wünschen.

„Der größte Wunsch meines Mannes ist es, dass es so günstig wie möglich wird. Mein größter Wunsch ist, dass alles glattläuft und dass wir nicht in der Fernsehdoku ,Pfusch am Bau‘ landen“, meinte Katharina Helm im Februar vergangenen Jahres angesichts ihrer Baustelle in Tribuswinkel („Die Presse“ berichtete). Alles gut gegangen, kann sie im Nachhinein bestätigen. Auch die veranschlagte Bauzeit von acht Monaten wurde um keinen Tag zusätzlich ausgereizt – obwohl es einen Altbau wegzureißen galt. Noch vor Weihnachten konnte die vierköpfige Familie Helm in ihr hübsches Haus mit der originellen Dachform einziehen. Und es sieht fast so aus, als hätten sie schon länger als erst zwei Monate darin gewohnt. „Es hängen zwar noch ein paar ,russische Luster‘ herum, und die Bücher sind noch alle in Schachteln, aber die Kinder nehmen ein Haus gleich in Beschlag“, erzählt Helm.

Selbst koordiniert

Ob sich die Dinge so realisieren ließen, wie geplant? Weitgehendst. „Nur einmal hatten wir etwas Pech. Die Baufirma vergaß, bei der Holzriegelkonstruktion im ersten Stock eine notwendige Folie einzuziehen – mit dem Argument, dass sie das auf den Baustellen in Wien auch nicht machen würde. Sie musste dann nachträglich eingezogen werden,“ schildert Helm.

Die Entscheidung, mit Baumeister Klaus Beron zu arbeiten, der an den entscheidenden Punkten für die Qualitätsabnahmen zuständig war, aber die Gewerke sonst selbst zu koordinieren, haben die Bauherren nicht bereut. Franz Helm und sein Schwiegervater Heinz Glatz schauten jeden Tag auf der Baustelle vorbei, und manchmal legten sie auch Hand an.
Unten nimmt ein großer Wohnraum mit Küche die meiste Fläche ein. Dahinter befindet sich ein Arbeitszimmer für die Journalistin und Texterin. Auch der Technikraum für die kontrollierte Wohnraumlüftung musste im Erdgeschoß untergebracht werden, weil die Helms auf einen teuren Keller verzichteten und das Haus auf einer Bodenplatte steht.

Zirbe, Eiche, Naturstein

Nicht gespart wurde bei den Fenstern, die bis zu sechs Meter lang sind. „Wir haben uns gegen Kunststofffenster und für dreifachverglaste Holz-Alu-Fenster entschieden.“ Damit es oben so hell und luftig wirkt wie unten auf der Wohnebene, ließen die Helms zusätzliche Lichtkuppeln einbauen – „wir wollten so viel Sonne wie möglich ins Haus holen“. In der ersten Etage gelang es, zwei eigene Bereiche zu schaffen, das Elternzimmer und die beiden Kinderzimmer verfügen jeweils über ein Bad. Zudem gibt es für die Großen einen kleinen Schrankraum.

Worauf sie besonderen Wert legten, war möglichst viel Zirbenholz im Schlafzimmer, zumal es positive Eigenschaften auf das Befinden haben soll. Die meisten Möbel hatten sie bereits, wenige Stücke mussten neu angeschafft werden. Insgesamt ist der Eindruck gemütlich und modern, von Naturtönen und Naturmaterialien bestimmt. Einziger farblicher Knaller ist das in einem dunklen Türkis ausgemalte Stiegenhaus, ein schöner Akzent.

Bei vielen Dingen haben sich Katharina und Franz Helm schnell entschieden, etwa, dass sie so baubiologisch wie möglich bauen wollten und auf die übliche Dämmung mit Styroporplatten verzichten wollten. Manche Entscheidung aber hat etwas länger gedauert, wie etwa die Wahl der Küchenplatte – ein Naturstein. Oder des Fußbodens und des Belags der Treppe. „Wir hatten viele Holzmuster herumliegen und haben sie immer wieder in unterschiedlichem Licht betrachtet. Es ist dann ein weiß geölter Eichendielenboden geworden.“ Die Fliesen sind im Übrigen schlammfarben, dass man auch nicht jeden Tapps des fünften Mitbewohners sieht: Hund Tara. Wegen ihm gibt es im Erdgeschoß auch eine Dusche – zum Pfotenwaschen, wenn er zu wild mit den Kindern im Garten herumtollt.

Stichwort Garten: Der ist die nächste Baustelle der beiden Neotribuswinkler. Den Sitzbereich hat Franz Helm schon mit Woodplastic-Elementen selbst verlegt, aber jetzt braucht es eben noch einen Zaun, Bäume, Beete und viel Platz zum Spielen für die beiden Kleinen. Und den Hund.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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