Große Ansprüche für kleine Bewohner und ihre Eltern

Luxus für Familien. Gesucht wird viel Platz und die Nähe zu internationalen Schulen.

Wenn Mutter, Vater und die Kinder, eventuell auch noch die Großmutter, die Nanny und der Familienhund einen Platz zum Leben suchen, brauchen sie vor allen eines: viel Platz. Und der ist auch mit großen Budgets in Wien nicht immer leicht zu finden: „Vier Zimmer gibt es noch, fünf sind schon schwer, und sechs ganz problematisch“, bringt es Sandra Bauernfeind, Prokuristin und Leiterin Wohnimmobilien bei EHL-Immobilien auf den Punkt. Wobei es im Eigentum noch leichter sei, entsprechende Objekte zu finden, bei Mietwohnungen seien sechs Zimmer eine echte Challenge, da es sich für die Bauträger einfach nicht rechne, derartig große Objekte im High-End-Bereich zu bauen.

Große Ansprüche

Was gerade für Expatriates, die einen durchaus gewichtigen Teil der Klientel im Luxussegment ausmachen, eine Herausforderung bei der (Miet-)Wohnungssuche darstelle. Denn die Bedürfnisse von Familien sind in den vergangenen Jahren nicht gerade kleiner geworden. Da braucht es neben dem Elternschlafzimmer mit En-suite-Bad für jedes Kind ein eigenes Zimmer, und zumindest ein gemeinsames Kinderbad, lieber aber auch eines pro Kind.
Außerdem gern gesehen sind ein zusätzliches Spielzimmer und eine adäquate Unterbringung für die Nanny. „Das ist schon ein großer Vorteil, wenn es für die Nanny ein eigenes Zimmer oder am besten eine eigene kleine Einheit direkt in der Wohnung gibt“, so Bauernfeind, „alternativ kann aber in der Nähe eine kleine Wohnung angemietet werden.“
Außerdem stehen Außenbereiche jeder Art bei den Familien hoch im Kurs, solange sie für die Bedürfnisse des Nachwuchses adaptierbar sind. Dazu gehören einerseits Absicherungen beispielsweise für die Dachterrasse und den Aufgängen dazu, das Thema Schattenspender bekommt mit Kindern auch einen anderen Stellenwert. „Außerdem sollte mindestens genug Platz sein, um im Sommer ein kleines Planschbecken aufstellen zu können“, weiß Bauernfeind. Selbst das eleganteste Penthouse werde von Familien auf profane Aspekte hin angeschaut – etwa ob der Kinderwagen gut in den Lift passt, es einen Platz für die Fahrräder gibt und die Stiegen sich gut sichern lassen. „Wenn alles offen ist, schaut das zwar schön aus“, weiß Bauernfeind um die Realitäten, „aber bei einer hippen Treppe ohne Rückwand hinter den Stufen schwitzen Eltern ganz einfach.“

Internationale Schulen

Weshalb auch der Weg aus der Stadt hinaus immer noch ein Klassiker ist, sobald die Kinder da sind. Begehrt sind hier Gartenwohnungen oder ganze Häuser in den Wiener Grünbezirken 13, 18 und 19; eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielt im High-End-Segment immer auch die Nähe zu und die Anbindung an die internationalen Schulen. Zu den Nice-to-haves zählen bei den gehobenen Familienwohnsitzen dann natürlich der eigene Pool im Garten, „oft aber auch Dinge wie ein Extrazimmer, in dem der Flügel steht, wenn das Kind Klavierunterricht hat“, so Bauernfeind. Oder etwa ein Partyraum im Keller, in dem der Nachwuchs mit Freunden feiern oder seine Schlagzeugübungen abhalten kann. „So etwas findet sich aber natürlich eher bei Häusern“, betont die Maklerin.
Wenn es ans Einrichten der Kinderzimmer im Luxussegment geht, steht nach wie vor das Thema Ökologie im Mittelpunkt der elterlichen Aufmerksamkeit. „Das nimmt eher noch zu als ab“, weiß Nicola Daxberger, Geschäftsführerin des Nobelkinderzimmerausstatters Die Raumelfen. Ein anderes großes Thema sind derzeit Retromuster aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Allerdings beschränken sich diese Ausflüge in die psychedelischen Farbkombinationen eher auf Vorhänge, Kissen und andere Accessoires, „die Möbel selbst sind nach wie vor sehr nüchtern und straight, da ist vieles in Grau bis Dunkelgrau“, so Daxberger.

Loden und Leder für die Kids

Außerdem im Kommen in den Kinderzimmern der gehobenen Art sind edel-strapazierfähige Materialien wie Nubukleder, Loden und Leinen für die Bezüge von Sitzgelegenheiten. Der ganz große Trend geht aber in Richtung kuschelig und fängt mit überdimensionierten Sitzkissen an: „Die gibt es jetzt rund und eckig in Größen von 90 mal 90 oder 90 mal 70 Zentimeter, sie sind super gefragt. Und dann ist alles im Kommen, was flauschig ist – von Decken über Teppiche bis zu Kinderbademänteln“, so die Einrichtungsexpertin, deren Kinderzimmerausstattungen normalerweise im fünfstelligen Eurobereich beginnen.
Mit dem jüngsten Hype um Briten-Prinz George, der kürzlich im Bademantel die Obamas begrüßt hat, habe der Trend allerdings weniger zu tun, lacht Daxberger, „dass plötzlich etwas ausverkauft ist, weil es ein Celebrity-Kind getragen oder in seinem Zimmer hat, kommt in Österreich eher nicht vor, da sind die Engländer und Amerikaner anders.“
Eine Gemeinsamkeit zu royalem Nachwuchs mit eingesticktem Wappen oder zumindest den Initialen auf Bademänteln oder Kopfpolstern sei aber sehr wohl der heuer wieder ausgeprägtere Wunsch nach Personalisierung. „Monogramme sind aktuell ein ganz großes Thema“, so Daxberger, „das reicht von der Wickelauflage über die Bettwäsche bis zum Mutter-Kind-Pass.“
Auf die Herstellung dieser personalisierten Kinderzimmer-Accessoires hat sich Claudia Euler-Rolle spezialisiert. Seit sieben Jahren fertigt sie in Wien personalisierte Produkte vom Kinderhandtuch bis zum Kopfhörnchen. „Dabei geht es um das Bedürfnis, ein Unikat zu schaffen“, kennt sie die Motive ihrer Kundschaft. Und so finden sich die gestickten Initialen vor allem auf Kopfpolstern, Türschildern oder der Bettwäsche, wenn diese beispielsweise ein Taufgeschenk sei. Bei Artikeln wie eigens angefertigten Wickelauflagen, Kleenexboxen oder der Alltagsbettwäsche seien dagegen eher Kriterien gefragt, etwa dass sie zu den Vorhängen passen. Denn schließlich werden diese durchaus auch für mehrere Kinder verwendet, „und sonst schläft der Georg in der Bettwäsche vom Philipp“, lacht Euler-Rolle. Da bietet sich dann eher eines der anderen populären Motive wie Kronen oder Marienkäfer für die Mädchen; Bären, Boote oder Autos für die Buben an. Ganz klassisch in Rosa oder Blau, Trendfarben hin oder her. (sma)

Raum für alle

Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche, Bad: Das Grundkonzept des Wohnens für Familien war im Luxussegment schon immer etwas großzügiger dimensioniert. Und die Ansprüche werden nicht geringer: Gefragt sind heute neben separaten Eltern- und Kinderbädern mindestens ein Zimmer pro Kind plus ein gemeinsames Spielzimmer. Darüber hinaus eine Wohneinheit für die Nanny – und wenn möglich ein Garten samt Pool.

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