Gehobener Luxus: Wofür es ganz oben Extrapunkte gibt

Wie sie einst begonnen haben und was sie heute haben müssen.

Ihr Siegeszug begann mit der Erfindung des Fahrstuhls: Nachdem das Erreichen der obersten Stockwerke nicht mehr den Hausangestellten „vorbehalten“ und mit einigem Schweiß verbunden war, entdeckten auch die „Herrschaften“, dass der Blick ganz oben um einiges besser ist. Und mit dem wachsenden Aufkommen von Automobilen galt das bald ebenso für die Luftqualität. Als Allererste kam 1926 die amerikanische Frühstücksflocken-Erbin Marjorie Merriweather Post Hutton in Manhattan auf die Idee, sich ganz oben auf dem 14-stöckigen Haus, das ein Immobilienentwickler auf ihrem Grundstück erbauen wollte, ein Apartment errichten zu lassen.
Und da dieser Grund an keiner geringeren Adresse als an der Fifth Avenue lag, war der Entwickler gern bereit, den Wünschen der Dame mehr als entgegenzukommen – was schließlich mit einem dreistöckigen Penthouse inklusive 17 Bädern, zwölf Kaminen und einem Speisezimmer, das Platz für 125 Gäste bot, endete. Ungefähr zur gleichen Zeit ließ sich auch ein gewisser Herr Condé Nast, seines Zeichens Verleger, dessen Namen eines der bekanntesten internationalen Reisemagazine bis heute trägt, ein Penthouse bauen – ebenfalls an keiner schlechten Adresse, der Park Avenue. Zwar wird auch Condé Nasts Dachaufbau gern als das erste Penthouse überhaupt bezeichnet, die „New York Times“ geht allerdings davon aus, dass zu dieser Zeit bereits 20 bis 30 Bauten dieser Art auf den Dächern Manhattans thronten. Und auf die dort immer wieder gern geladenen Gäste der gehobenen Gesellschaft einen derartig positiven Eindruck machten, dass diese neue Wohnform bei den oberen Zehntausend des urbanen Lebens rasch ihren Siegeszug antrat. Heute gelten die Häuser auf dem Haus als eine der angesagtesten städtischen Wohnformen von Asien bis Südamerika, die auch in Österreich ganz oben auf der Preisskala der Luxusunterkünfte zu finden ist – auch wenn seit gut zwei Jahren zumindest in Wien die obersten Regelgeschoße der Altbauten ihnen wieder tüchtig Konkurrenz machen. Zu den Dingen, die den Wert steigern und Extrapunkte auf der Penthouse-Skala generieren, gehören dabei neben dem Ausblick vor allem möglichst viele Außenflächen auf der direkten Wohnebene in möglichst vielen Himmelsrichtungen sowie möglichst wenige Nachbarn, Schrägen und Wohnebenen.

Rundherum heraus

Und wenn sich auf der Terrasse rund um die Wohnebene noch ein Pool befindet, gibt es Extrapunkte. Solche dürfte das Design-Penthouse ganz oben auf einem Neubauprojekt in Döbling kassieren, das neben einer Wohnfläche von gut 300 Quadratmetern auch noch 55 Quadratmeter an Balkon- und weitere 170 Quadratmeter an Terrassenfläche zu bieten hat, die sich auf vier Außenflächen verteilen. Gewohnt wird hier in der Nähe des Türkenschanzparks auf zwei Ebenen, die untere erreicht man mit einem direkten Privatlift, der im Entree endet. Außerdem finden sich hier ein Salon, der Masterschlafbereich sowie zwei weitere Zimmer – die alle direkten Zutritt auf eine der Terrassen ermöglichen. Im oberen Stock wird dann in großzügigen Raumverhältnissen gewohnt, gegessen und gekocht – und durch endlose Fensterfronten der Rundumblick auf Wien genossen. Zusatzpunkte gibt es hier für das Fehlen von Schrägen und eine Raumhöhe von rund drei Metern. Zu haben ist der Penthouse-Luxus um 3,83 Millionen Euro, vermittelt wird er über Marschall Immobilien.

Designermöbel inklusive

Den Bonus in der Kategorie „keine Schrägen“ bekommt auch das Penthouse im vierten Wiener Gemeindebezirk, das derzeit auf dem Palais Mommsen zwischen dem Belvedere und dem Erste-Campus fertiggestellt wird. Auf dem Dach des denkmalgeschützten Hauses entstehen auf 275 Quadratmetern Wohnfläche fünf Zimmer und drei Bäder, die von den Architekten und Designern von Who Cares?! entwickelt wurden. Vollständig rundherum gehen die Außenflächen hier zwar nicht, aber 97 Quadratmeter Terrassen in drei Himmelsrichtungen lassen jetzt auch kein Höhlengefühl in den großzügig verglasten Räumen aufkommen.
Angeboten wird das Penthouse inklusive Designermöblierung, bei der vor allem der an einen überdimensionalen Weinkühlschrank erinnernde deckenhohe Schuhschrank bei manchen Extrapunkte lukrieren dürfte. Ganz sicher gibt es diese aber dafür, dass es sich hier um keine Maisonette, sondern um ein Penthouse auf einer Ebene handelt. Ausgerufen sind für die Wohnung 2,95 Millionen Euro, vermittelt wird sie über Engel & Partner.

Alleinstellung

Eine Menge Gutpunkte auf der Penthouse-Skala bekommt ein Objekt im Grazer Stadtteil Geidorf: Ganz allein auf dem Dach thronend mit 360-Grad-Ausblicken – inklusive des so begehrten Schlossbergblicks – und umlaufenden Terrassen samt Whirlpool steht die Wohnung in fußläufiger Entfernung zum Grazer Hauptplatz zum Verkauf. Im Inneren wird auf 245 Quadratmetern auf einer Ebene gewohnt, die sich auf drei Schlafbereiche jeweils mit En-suite-Bad sowie einen geräumigen Wohn-Ess-Koch-Bereich verteilen. An der frischen Luft gibt es mit 210 Quadratmetern fast noch einmal die gleiche Fläche an Terrassen. Vermittelt wird das Penthouse über Herzog Immobilien, die Kosten liegen bei 1,4 Millionen Euro.

Blick auf Altstadt

Extrapunkte für den Blick bekommt auch ein Penthouse in Salzburg am Josef-Mayburger-Kai – nämlich auf das Wasser, die Altstadt und den Gaisberg. Gewohnt wird im zweiten und dritten Obergeschoß eines 2006 erbauten Hauses an der Salzach auf insgesamt knapp 160 Quadratmeter, die sich auf vier Zimmer und zwei Bäder verteilen. Im oberen Stockwerk befinden sich der Wohn-Ess-Bereich und die Küche – in großzügig verglasten Räumen, von denen aus sich eine der beiden je 50 Quadratmeter großen Südwest-Terrassen betreten lässt. In der darunterliegenden Etage befinden sich das Master-Schlafzimmer und die Kinderzimmer sowie Teil zwei der insgesamt 100 Quadratmeter an Terrassenfläche. Beide Etagen sind einerseits durch eine Treppe verbunden, lassen sich aber auch getrennt per Lift über das Stiegenhaus betreten. Angeboten wird das Penthouse über Finest Homes by Elisabeth Rauscher, der Preis beträgt 1,374 Millionen Euro. (SMA)

Was zählt

Dass keiner mehr darüber wohnen darf ist klar, und auch, dass der Blick etwas können muss. Aber wenn es um Penthouses im echten Premiumsegment geht, zählen Zusatzkriterien. Zu den Dingen, von denen man gar nicht genug haben kann, gehören gerade Wände, Terrassen auf einer Wohnebene und ein privater Liftzugang. Gar nicht zu wenig kann es dagegen bei der Zahl der Nachbarn, Geschoße und Schrägen geben.

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