Gewerbeimmobilien als Geldquelle

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Bei Immobilienaktien stand lange Zeit vor allem das Thema Wohnen im Fokus. Jetzt könnten Büros, Einkaufszentren und Co. für einen weiteren Renditeschub sorgen.

Wien. Die ersten Nachwehen der US-Wahlen an den Weltbörsen sind ausgestanden. Dennoch wird der überraschende Wahlausgang vermutlich über Monate hinweg für Verunsicherung sorgen. Ein derartiges Umfeld spricht daher für eine Veranlagung in relativ sichere, hoch qualitative Investments. „Und dazu zählen europäische Immobilienaktien“, sagt Florian Rainer, Fondsmanager des Wiener Privatbank European Property.

Seiner Ansicht nach sind die Unternehmen in einem fundamental attraktiven Marktumfeld tätig und liefern verlässliche, attraktive Cashflows. Genau deshalb kam für viele Anleger ein Immobilieninvestment auch zunehmend als Anleihenersatz infrage. Im Herbst hatten die Renditen auf den westlichen Bondmärkten jedoch ein gutes Stück zugelegt, als erste Sorgen um mögliche US-Zinserhöhungen aufflackerten. Fix verzinste Produkte wurden dadurch attraktiver, Immobilienfinanzierungen jedoch teurer.

Deshalb kam es bei europäischen Immobilienaktien im September zu einem kräftigen Minus. Dieses war größer „als auf dem breiten europäischen Aktienmarkt“, sagt Helmut Kurz, Leiter Immobilienaktien bei Ellwanger & Geiger. Diese Sorgen dürften nun nach dem Wahlsieg Trumps verflogen sein: Dieser habe die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Dezember geschmälert, meint Alexander Adrian von der Schoellerbank. Fed-Chefin Janet Yellen habe in den vergangenen Monaten häufig betont, dass neben den Arbeitsmarktdaten und der Inflation globale Rahmenbedingungen die Zinsschritte beeinflussen würden. „Trump stellt nun eine gewisse Unsicherheit dar.“

Chancen in Irland und Spanien

Allerdings dürfte sich laut Rainer innerhalb des europäischen Immobiliensektors so etwas wie eine Sektorrotation abzeichnen. So seien Wohnimmobilien vor allem in Deutschland bereits gut gelaufen, während die Preisentwicklung bei Gewerbeimmobilien, etwa bei Büros und Einkaufszentren, nachhinkt. Dieser Bereich ist weit konjunktursensibler, zudem steigt der Wohnbedarf in vielen Ballungszentren. Eine Aufholjagd könnte daher allmählich einsetzen. Die Frühindikatoren in Deutschland „deuten derzeit auf ein Anspringen der Wirtschaft hin“, sagt Rainer.

Nicht ohne Grund ist etwa die S-Immo die größte Position in seinem Fonds. Das Unternehmen setzt den Schwerpunkt auf Gewerbeimmobilien, allen voran in Berlin und in Wien, aber auch in einigen Hauptstädten in Ost- und Südosteuropa. Dabei verweist Rainer auf einen weiteren Punkt: „In Osteuropa zieht die Wirtschaft ebenfalls an. Das kommt insgesamt Aktien an der Wiener Börse zugute.“

Doch Rainer sieht auch anderswo interessante Chancen, etwa beim Büromarkt in Dublin, da die irische Hauptstadt die Brexit-Auswirkungen zu spüren bekommt. Zahlreiche Unternehmen möchten ihren Sitz von London nach Dublin verlegen, um weiterhin innerhalb der EU zu agieren. Davon könnten laut Rainer etwa die irischen Unternehmen Green Reit sowie Hibernia Reit profitieren. Auch Spanien biete ein interessantes Umfeld, nachdem die Regierung nun arbeiten könne. Das biete eine gewisse Sicherheit. Die Gesellschaft Merlin Properties, die auf gewerbliche Immobilien spezialisiert ist, ist die viertgrößte Position im Fonds.

Noch für Unsicherheit sorgen könnte das Referendum in Italien, sagt Menno Sloterdijk, Fondsmanager des Parvest Real Estate Securities Europe. Auch hier ist der größere Teil des Fonds in Gewerbeimmobilien investiert, etwa in die französischen Einkaufzentrenbetreiber Klépierre und Unibail. Das verdeutlicht, dass Immobilienaktien zwar großteils mit stetigen Cashflows locken, aber die Anleger dennoch ein Aktienrisiko haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2016)

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