Währungen: Euro als Reserve weniger beliebt

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Die europäische Gemeinschaftswährung hat einen Anteil von 24,4 Prozent an den Reserven der Notenbanken und des IWF. Der Abstand zum US-Dollar hat sich vergrößert.

Frankfurt. Der Euro bleibt nach dem US-Dollar die zweitwichtigste Reservewährung. Sein Anteil an den weltweiten Währungsreserven nimmt aber weiter ab. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch in Frankfurt mitteilte, hatte die Gemeinschaftswährung Ende vergangenen Jahres einen Anteil von 24,4 Prozent an den Reserven der Notenbanken und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Das ist fast ein Prozentpunkt weniger als ein Jahr zuvor. Damit setzt sich ein Negativtrend für den Euro fort, der Mitte 2010 mit Ausbruch der Euro-Schuldenkrise begann.

Der Anteil des US-Dollar an den Währungsreserven blieb laut EZB gemessen zu festen Wechselkursen stabil bei 61 Prozent. Der japanische Yen legte das zweite Jahr in Folge zu und kam auf einen Anteil von 3,9 Prozent. Der Yen lag erstmals seit 2006, dem letzten Jahr vor Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, wieder fast gleichauf mit dem britischen Pfund. Dessen Anteil an den Weltwährungsreserven lag Ende 2013 bei 4,0 Prozent und damit auf dem Niveau von 2012.

Insgesamt hielten die Notenbanken am Stichtag 31. Dezember 2013 Devisen im Gegenwert von umgerechnet 11,7 Billionen Dollar (8,6 Billionen Euro)– ein neuer Rekord. Allerdings wird von den Statistikern nur gut die Hälfte der Reserven erfasst, da zahlreiche Zentralbanken nicht veröffentlichen, wie sich ihre Währungsreserven zusammensetzen – so etwa die chinesische Zentralbank.

Laut EZB blieb die Attraktivität des Euro als Parallelwährung in Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas hoch. Besonders beliebt war die Gemeinschaftswährung laut EZB in Rumänien, Polen, Bulgarien und der Türkei. Auch in Litauen nutzten viele Bürger schon kurz vor dem Beitritt des baltischen Landes zur Eurozone im Jänner bereits den Euro. Zudem floss zwischen Jänner und Dezember 2013 wieder deutlich mehr Kapital in den Euroraum, etwa in die Aktien- und Anleihenmärkte. Diese Entwicklung stärkte nach Auffassung der EZB die Bedeutung des Euro.

Schuldenkrise schadet Euro

In europäischen Regierungs- und Bankenkreisen wird mittlerweile der Dollar als Weltleitwährung immer lauter infrage gestellt. Das hängt vor allem mit den zuletzt drakonischen Strafen für europäische Banken zusammen, die von der US-Justiz verhängt worden sind. Zuletzt sorgte die 6,6-Mrd. Euro-Strafe der französischen BNP Paribas für Aufregung. Der Bank wurde vorgeworfen, mit Ländern Geschäfte getätigt zu haben, die US-Sanktionen unterliegen. Das Problem: Geschäfte mit Ländern wie dem Iran, Sudan, Kuba oder Myanmar sind in der EU erlaubt. Da diese Geschäfte allerdings allesamt in US-Dollar abgewickelt werden, kann die US-Justiz eingreifen.

Prompt forderte der französische Finanzminister Michel Sapin, dass der Euro öfter zur Abrechnung internationaler Geschäfte verwendet werden sollte. Auch in der Deutschen Bundesbank regt sich Unmut. Denn deutsche Banken stehen ebenfalls im Visier der US-Behörden. Dem Vernehmen nach droht der Commerzbank eine Strafzahlung in Höhe von 600 Mio. Euro. Aktuell laufen in den USA unzählige Ermittlungsverfahren, unter anderem gegen die Bank-Austria-Mutter UniCredit.

Schon 2007 mahnte der damalige US-Notenbankchef Alan Greenspan, der Euro könnte den Dollar als Weltreservewährung ablösen. Dann kam die europäische Schuldenkrise. Heute scheint die Vormachtstellung des Dollar zementiert zu sein. „Viele Investoren sehen den Euro als weniger sicher als den Dollar an, weil es eine Zentralbank, aber 18 nationale Finanzpolitiken gibt“, sagte ein hochrangiger Banker in Frankfurt. (Reuters/red).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)

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