Sparen: Hohe Zinsen, niedrige Rendite

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Die Sparzinsen sinken immer weiter, die Banken locken mit alternativen Zinsprodukten. Diese werfen nach Abzug der Steuern aber auch wenig ab.

Wien/Ker. Mit dem Rückgang der Marktzinsen ist es noch nicht vorbei. Das wird auch die Zinsen auf den Sparbüchern neuerlich unter Druck bringen. Dazu reicht ein Blick auf den Drei-Monats-Euribor. Das ist ein Referenzzinssatz im Euroraum und gibt an, zu welchem Zins sich die Banken einander kurzfristig Geld leihen. An den Euribor-Zinssätzen orientieren sich die Zinsen von vielen Sparbüchern oder Krediten. Mittlerweile notiert der Drei-Monats-Euribor bei nur mehr 0,35 Prozent.

Wenn nun die Sparbuchzinsen so niedrig sind– sollen Privatanleger auf alternative Zinsprodukte der Banken setzen? Oder doch auf traditionelle Anlageformen? „Die Presse“ schaut sich einige der Angebote genauer an.

• Da gibt es etwa den „Sommerfloater“ der Erste Bank (ISIN: AT000B007190). Das ist eine Anleihe mit variabler Verzinsung. Mit einem Vorteil: Die Verzinsung hängt zwar vom Drei-Monats-Euribor ab, beträgt aber mindestens zwei Prozent jährlich. Das ist in Zeiten wie diesen attraktiv. Was schaut aber am Ende für den Anleger netto heraus?

Ein Szenario: Der Anleger kauft sich fünf Anleihen, dafür muss er 5090 Euro bezahlen (am Ende der Laufzeit im Juli 2018 bekommt er aber nur 5000 Euro zurück). Der Drei-Monats-Euribor liegt derzeit bei nur 0,35 Prozent. Das heißt, aktuell macht die Verzinsung der Anleihe zwei Prozent pro Jahr aus. Wir nehmen an, dass der Euribor in den nächsten zweieinhalb Jahren bei unter zwei Prozent liegt. Dann steigt er an. In den folgenden drei Jahren liegt er bei drei Prozent, im letzten Jahr der Laufzeit bei 3,5 Prozent. Der Nachteil bei dieser– wie bei jeder anderen– Anleihe sind die Kosten. Es fallen etwa jährliche Depotspesen an. Das drückt die Rendite nach unten.

Grafik: Die Presse

Am Ende bleiben reale Verluste

Im Endeffekt wird der Anleger eine jährliche Nettorendite von unter 1,5 Prozent erzielen (dabei wurde auch berücksichtigt, dass die jährlichen Kuponzahlungen auf einem Sparbuch angelegt werden). Wenn man eine Inflation von zwei Prozent jährlich hat, erleidet man einen realen Verlust.

• Auch bei einem „Bausparer“ genießt der Anleger eine Mindestverzinsung, und zwar von einem Prozent. Leider sind die Bausparprodukte von niedrigen Marktzinsen viel stärker betroffen als etwa der oben genannte Sommerfloater. Im Gegenzug bekommt man (steuerfreie) staatliche Prämien von bis zu 18 Euro jährlich. Ein Szenario: Der Anleger zahlt jährlich (für sechs Jahre) in einen variablen Bausparvertrag der Raiffeisen Bausparkasse ein. In Summe legt er 7200 Euro an. Das Zinsszenario ist ähnlich wie beim Sommerfloater. Die Zinsen für das jeweils folgende Anlagejahr ergeben sich, indem vom 12-Monats-Euribor gegen Ende des Jahres noch 1,3 Prozentpunkte abgezogen werden. Derzeit notiert der Euribor bei unter einem Prozent.

Dünner Ertrag mit „Kletterzinsen“

Wie nehmen hier an, dass der Zinssatz ab dem dritten Jahr deutlich ansteigt. Die jährliche Bausparverzinsung macht somit im ersten Jahr 3,5 Prozent aus (fix), dann zwei Jahre ein Prozent, dann zweimal 1,7 und im letzten Jahr 2,2 Prozent. Das Ergebnis: Der Anleger erzielt nach sechs Jahren einen effektiven Zinssatz von rund zwei Prozent jährlich (nach Steuern und Kosten).

• Die Bawag bietet ein „Kletterzinssparbuch“ an. Bis zu fünf Prozent bekommt man da, heißt es. Die Laufzeit beträgt sechs Jahre, die anfänglichen jährlichen Zinssätze hat die Bawag zuletzt reduziert. Im ersten Jahr bekommt man hier nun 0,5 Prozent Zinsen, dann ein Prozent, dann 1,5 Prozent. Im vierten Jahr sind es drei Prozent, im fünften Jahr vier Prozent und im letzten Jahr die versprochenen fünf Prozent. Was bleibt am Ende übrig? Wenn man jetzt 5000 Euro einzahlt, hat man in sechs Jahren etwas weniger als 5600 Euro auf dem Konto (nach Steuern). Das entspricht dann einer jährlichen Rendite von unter zwei Prozent. Auch mit diesem Produkt wird man das Geld nur schwer vor einem Kaufkraftverlust schützen können.

Was Sie beachten sollten bei... Sparprodukten

Tipp 1

Variable Anleihe. Die Erste Bank bietet eine Anleihe mit einer Mindestverzinsung von zwei Prozent an („Sommerfloater“). Das scheint im derzeit niedrigen Zinsumfeld eine attraktive Anlagemöglichkeit zu sein. Jedoch muss man auch Kosten und Kapitalertragsteuer berücksichtigen. Dann bleibt nach den sechs Jahren eine jährliche Rendite von unter 1,5Prozent übrig.

Tipp 2

Bausparer. Beim „Bausparer“ gibt es eine Mindestverzinsung von einem Prozent. Hier ist man noch stärker von den niedrigen Marktzinsen betroffen als bei einer Mindestverzinsung von zwei Prozent, dafür gibt es aber eine jährliche staatliche Prämie. Wenn die Zinsen ansteigen, kann der Anleger mit Glück in sechs Jahren eine effektive Verzinsung von zwei Prozent jährlich erzielen.

Tipp 3

Alternative Sparbücher. Bei der Bawag gibt es das sogenannte „Kletterzinssparbuch“ mit bis zu fünf Prozent Zinsen, wie es in der Werbung heißt. In der Praxis ergibt sich für den Sparer in den sechs Jahren eine jährliche Nettorendite (nach Steuern) von unter zwei Prozent. Auch hier wird man einen realen Kaufkraftverlust nur schwer vermeiden können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2012)

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