Weltspartag: Der Tag des traurigen Sparschweins

(c) FABRY Clemens
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Wer sich zum Weltspartag am Mittwoch attraktive Angebote sichern will, wird enttäuscht sein. Angesichts einer historischen Niedrigzinsphase haben die Banken kaum etwas zu bieten.

Wien. Es wirkt fast so, als wäre der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ihr heuriges Weltspartagsangebot ein bisschen unangenehm. Über mehrere Absätze erklärt sie in einer Mitteilung zunächst, dass der Uniqa-Tower zwei Nächte lang in Schwarz-Gelb erstrahlen wird („Eine Hommage an die fleißige Sparbiene Sumsi“) und dass ihre Mitarbeiter am heutigen Weltspartag neben der Staatsoper gemeinsam frühstücken werden. Weit unten heißt es dann trocken: „Bis 2. November 2012 bietet Raiffeisen in den Filialen ein Sparbuch mit der Laufzeit von 24 Monaten und der Verzinsung von 1,625 Prozent fix an.“

1,625 Prozent für eine Laufzeit von zwei Jahren: Das ist kein großes Geschäft für Sparer. Unter Berücksichtigung der Inflation von zuletzt 2,7 Prozent ergibt sich selbst vor Abzug der Kapitalertragssteuer (25 Prozent) ein klarer Kaufkraftverlust. Bei der Konkurrenz schaut es nicht besser aus: Die Bank Austria zahlt für das „Künstlersparbuch“ 1,1 Prozent über 18 Monate Laufzeit. Als Trost ist auf dem Büchlein Gustav Klimts Gemälde „Nixen“ abgebildet.

Erste mit Smartphone-App

Die Bawag hat an einigen Stellen an der Zinsschraube gedreht und zahlt Inhabern eines Girokontos auf einem Kapitalsparbuch nun 1,125 Prozent anstatt 1,0 Prozent für ein Jahr fix. Neukunden, die ein Girokonto eröffnen, erhalten ebenfalls etwas bessere Konditionen bei Sparbüchern.

Die Erste Bank hat heuer komplett darauf verzichtet, mit Zinsprodukten um Einlagen zu werben. Dafür geht sie mit einer Anwendung (App) für Smartphones ins Rennen, die ihren Kunden das Sparen per Knopfdruck ermöglichen soll. Einmal eingeloggt, können dort einzelne Beträge schnell und einfach auf ein Sparkonto der Erste Bank überwiesen werden. Etwa „wenn man z. B. bewusst beim Einkaufen auf etwas verzichtet“, wie das Institut vorschlägt.

Freilich sind die Banken nicht allein daran schuld, dass die Zinsen im absoluten Tief verharren. Schließlich wird der Leitzins von den Notenbanken bewusst niedrig gehalten, um die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Und natürlich auch, um den Regierungen den Schuldenabbau zu erleichtern. Viele Länder sparen sich wegen der niedrigen Kupons ihrer Anleihen gerade eine Menge Geld – dazu gehört neben Deutschland auch Österreich.

Ein Blick in die Statistik der Oesterreichischen Nationalbank zeigt jedoch auch, dass die Kreditzinsen seit Jahresbeginn weniger stark gefallen sind als die Sparzinsen. In dieses Horn bläst zum Weltspartag die Arbeiterkammer: „Die Sparzinsen sind zu niedrig“, beschwert sie sich in einer Mitteilung. Die Konsumentenschützer der Arbeitnehmervertretung fordern neben einer Anhebung der Sparzinsen auch einfachere Produkte. Sparbücher dürften kein falsches „Mascherl“ tragen, sondern müssten auch wirklich Sparbücher und Sparkonten sein, „also einfach und überschaubar“. Produktkombinationen aus Sparbuch und Aktienfonds seien keine sicheren Spareinlagen.

Das Sparbuch ist unangefochten

Laut AK liegen die Zinsen bei täglich fälligen Sparbüchern derzeit zwischen 0,0625 und 2,1 Prozent, im Schnitt sind es 0,125 Prozent. Etwas mehr können Sparer bei Direktbanken lukrieren. Diese verfügen über kein Filialnetz und haben deswegen geringere Kosten. Im Schnitt zahlen sie 1,3 Prozent, am meisten (2,1 Prozent für Neukunden) gibt es bei Direktanlage.at.

Wer sein Kapital bindet und größere Beträge auf einmal zur Seite legen kann, kann sich höhere Fixzinsen sichern. Hier sind die Unterschiede zwischen den Banken recht groß. Für ein Sparbuch mit einem Jahr Laufzeit gibt es zwischen 0,5 und 1,75 Prozent, am meisten zahlen wiederum die Onlinebanken. Wer auch nur eine Chance haben will, die Inflation zu schlagen, muss sein Geld schon 60 Monate lang binden. Dann zahlt die Autobank zumindest 3,07 Prozent. Je nach dem, wie sich die Teuerung entwickelt, kann es aber auch damit zu einem Kaufkraftverlust kommen.

Von dem miesen Umfeld lassen sich die Österreicher jedoch nicht abhalten und scheffeln ihr Geld weiter aufs Sparbuch. Sowohl im Jahr 2011 als auch im ersten Halbjahr 2012 flossen mehrere Milliarden Euro auf Sparbücher. Bei riskanteren Anlagen greifen die Österreicher höchstens zu Anleihen, Aktien sind eher unbeliebt.

Was Sie beachten sollten bei... Sparprodukten

Tipp 1

Vergleichen. Diese alte Weisheit gilt beim Sparen ganz besonders. Die Konditionen ändern sich sehr oft, weswegen sich Kunden auf den neusten Stand bringen sollten, bevor sie ein Sparkonto eröffnen. Wer auf persönliche Betreuung keinen Wert legt, wird kaum Qualitätsunterschiede bei den Angeboten feststellen. Vergleiche gibt es etwa bei bankenrechner.at und bankkonditionen.at.

Tipp 2

Einlagensicherung. Die österreichische Einlagensicherung haftet für Spareinlagen in Höhe von 100.000 Euro. Voraussetzung ist, dass das Institut auch Mitglied bei der heimischen Einlagensicherung ist. Das ist meistens auch der Fall – unter Umständen kann es sein, dass die eine oder andere Direktbank einer ausländischen Einlagensicherung angehört. Im Zweifel hilft nachfragen.

Tipp 3

Abzüge beachten. Wenn es darum geht, Sparangebote zu bewerten, sollten immer auch die Inflation und die Kapitalertragsteuer berücksichtigt werden. So wird aus einem Zins von drei Prozent schnell ein Angebot, mit dem man unterm Strich verliert. Da reicht es schon, wenn die Inflation über 2,25 Prozent liegt. Zuletzt stiegen die Preise laut Statistik Austria im Jahresvergleich um 2,7 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2012)

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