Noch können sich Bausparer bei zwei Bausparkassen einen jährlichen Fixzins von zwei Prozent sichern – aber nicht mehr lange. Denn die Nettoerträge werden bald sinken.
[Wien/ker] Es hat einen guten Grund, warum Bausparen bei den Österreichern so beliebt ist. Denn die Kosten von Bausparprodukten sind transparent und relativ gering. Zudem ist der Zinsschlüssel einfach nachzuvollziehen. Von Lebensversicherungen, der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge und den meisten Fonds kann man das nämlich nicht behaupten.
Nicht zuletzt waren die Nettoerträge bei den Bausparverträgen auch recht ordentlich, vor allem während der Finanzkrise. Aber: Die derzeit extrem niedrigen Marktzinsen gehen auch an den heimischen Bausparkassen nicht spurlos vorüber. Und das wird demnächst auch die Fixzins-Angebote treffen.
Die ABV hat den Anfang gemacht und die jährliche Fixverzinsung von zwei auf 1,75 Prozent gesenkt. Ein Indiz dafür, dass es bei den anderen Anbietern auch bergab gehen wird. Aktuell bekommt man bei Wüstenrot und der sBausparkasse noch zwei Prozent. „Ob es das ganze Jahr über noch die zwei Prozent geben wird, traue ich mich nicht zu versprechen", sagt ein Berater der sBausparkasse am Telefon. Bei Wüstenrot ist man da schon konkreter: „Lange wird es diesen Zinssatz nicht mehr geben. Der wird schon bald reduziert", sagt eine Beraterin.
Die Verantwortlichen des Verbrauchsportals Durchblicker.at gehen davon aus, dass die fixen Bausparzinsen schon im ersten Quartal um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte reduziert werden. Welche Folgen hat das in der Praxis?
Nehmen wir den Fall an, dass die fixe Verzinsung ab nun nicht mehr zwei Prozent pro Jahr, sondern nur noch 1,5 Prozent beträgt. Ein Neukunde zahlt ab jetzt jährlich 1200 Euro ein. Nach sechs Jahren hat er nicht rund 7670 Euro auf dem Konto wie bisher, sondern nur noch rund 7570 Euro. Also um 100 Euro weniger.
Zinssatz sichern
Die effektive Verzinsung beträgt dann nur noch rund 1,4 Prozent jährlich. Und nicht mehr 1,8 Prozent wie aktuell. Kosten und Steuern sind bei dieser Kalkulation bereits berücksichtigt. Die staatliche Prämie wurde mit 18 Euro jährlich hinzugerechnet. Wer jetzt einen Bausparvertrag abschließt, bekommt nur noch 1,5 Prozent jährlich vom Staat als Zuschuss. Vor dem 1. April 2012 lag die staatliche Prämie bei höchstens 36 Euro.
Noch ist es nicht zu spät, sich eine Zwei-Prozent-Verzinsung zu sichern. Das ist vor allem für jene attraktiv, die über einen längeren Zeitraum mit niedrigen Marktzinsen rechnen. So wie es etwa Finanzwissenschaftler Josef Zechner tut. Im „Presse"-Interview verwies er kürzlich auf eine Studie der US-Finanzforscher Carmen Reinhart und Vincent Reinhart.
Demnach könnten die Zinsen zehn Jahre lang deutlich unter der Inflationsrate liegen. Das ist ein starkes Argument dafür, die Zinsen jetzt noch auf zwei Prozent abzusichern. Zum Vergleich: Bei einem jährlichen Sparbuch gibt es derzeit im besten Fall einen Zinssatz von 1,75 Prozent. Und zwar bei der Vakifbank.
Wann wirft ein Sparbuch über sechs Jahre (eingezahlt werden jährlich 1200 Euro, das Sparkonto wird jedes Jahr umgeschichtet) mehr ab als ein Bausparer? Wenn die Sparbuchzinsen von derzeit 1,75 Prozent jährlich um 0,25 Prozentpunkte steigen, macht man netto mehr Ertrag als mit einem Fixzins-Bausparer. In der aktuellen Situation sind derlei steigende Sparbuchzinssätze aber anzuzweifeln und auch nicht zu erwarten.
Flaute bei variablen Zinsen
Auch bei variablen Bausparverträgen droht eine lange Phase der Zinsflaute. Zwar bekommt ein Anleger für das erste Jahr einen attraktiven Einstiegszinssatz von 3,5 bis vier Prozent. Danach orientiert sich die jährliche Verzinsung aber an den Marktzinsen.
Für die Kunden könnte das bedeuten, dass sie über Jahre nur noch einen Mindestzinssatz von einem Prozent jährlich erhalten. Im absolut schlimmsten Fall gibt es diesen Mindestzins (nach Ablauf des ersten Jahres) über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg. Mit anderen Worten: Die effektive Verzinsung würde dann netto nur noch 1,2 Prozent pro Jahr ausmachen.
Die Teuerung ist dabei allerdings noch nicht berücksichtigt. Wenn man jedoch eine jährliche Inflationsrate von zwei bis 2,5 Prozent annimmt, fällt der reale Verlust für den Bausparkunden schon deutlich aus.