Franken-Schuldner: Zu früh gefreut?

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Währungsanalyse. Der Euro hat zum Schweizer Franken nur ein zwischenzeitliches Hoch hingelegt. Der Yen bleibt die weitaus bessere Spekulationswährung für Kredite.

Wien/Ker. So schnell kann es gehen. Monatelang ist der Euro-Franken-Kurs vor sich hingedümpelt. Bis die europäische Gemeinschaftswährung im vergangenen Mai binnen weniger Wochen auf knapp 1,26 Franken und damit auf ein Zwei-Jahres-Hoch angestiegen ist. So stark hat sich der Euro schon lange nicht erholt. Da haben sich schon viele österreichische Kreditnehmer die Hände gerieben. Schließlich gibt es noch aushaftende Franken-Kredite mit einem Volumen von rund 30 Mrd. Euro. Wenn der Euro zum Franken an Wert gewinnt, dann reduziert sich auf der Gegenseite die (Buch-)Kreditschuld der Franken-Darlehen.

Von Anfang bis Mitte Mai hat sich somit die Kreditschuld eines solchen Darlehens (zum Gegenwert von 100.000 Euro) um rund 3000 Euro verringert. Nicht schlecht – aber leider nicht nachhaltig. Der Wert des Euro ist seither wieder gefallen und notiert derzeit bei knapp 1,23 Franken. Eine Trendwende ist daher noch nicht in Sicht. Vielmehr war es ein zwischenzeitliches Euro-Hoch, das durch die Notenbanken angefeuert wurde.

Erhöht die SNB die Kursuntergrenze?

Im Zuge der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken tendieren Investoren zu mehr Risiko und lassen sich aus sicheren Häfen wie dem Schweizer Franken herauslocken. Aber auch nur so lange, bis die nächste negative Meldung aus der Realwirtschaft oder den europäischen Schuldenländern kommt. Dann setzen sie schnell wieder auf sichere Währungen. Das war zuletzt beim Franken wieder sichtbar.

Die Franken-Kreditnehmer müssen also damit rechnen, dass sie noch länger auf hohen Schulden sitzen bleiben. Für einen endfälligen Franken-Kredit, der Anfang 2000 zum Gegenwert von 100.000 Euro aufgenommen wurde, müsste der Kreditnehmer aktuell 130.000 Euro zurückbezahlen. Man kann aber zumindest hoffen, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) die Kursuntergrenze von 1,2 auf 1,25 Euro/Franken erhöht. Zumindest hat SNB-Präsident Thomas Jordan eine solche drakonische Maßnahme bisher als mündliches Druckmittel benutzt.

Fulminant hat sich der Euro seit Jahresbeginn zum japanischen Yen entwickelt. Um rund 13 Prozent hat der Wert der Gemeinschaftswährung zugenommen. In den vergangenen Wochen ist dem Höhenflug jedoch die Luft ausgegangen. Die Meldung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den ohnehin auf Rekordtief liegenden Leitzins so bald nicht mehr reduzieren wird, wird die Yen-Darlehensnehmer allerdings freuen. Somit ist die Gefahr, dass der Euro zum Yen wieder nachhaltig verlieren könnte, deutlich geringer. Und daher ist der Yen-Kredit bisher ein gutes Geschäft gewesen.

Hohe Kursgewinne bei Yen-Krediten

Eine Rückblende: Wer sich Anfang 2000 im japanischen Yen zum Gegenwert von 100.000 Euro verschuldete, steht heute mit einer Kreditschuld von nur mehr rund 84.000 Euro da – ein enormer Kursgewinn. In der Zwischenzeit hat sich der Schuldner im Vergleich zum Euro mehr als 34.000 Euro an Kreditzinsen erspart. Unter dem Strich steht er somit mit 50.000 Euro im Plus.

Und es könnte noch besser kommen. Die Regierung in Tokio und die Bank of Japan machen kein Geheimnis daraus, dass sie den Yen weiter schwächen wollen, um die Exporte anzutreiben und um Inflation zu erzeugen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass der Euro abermals zu einem kleinen Höhenflug ansetzen könnte. Ein Szenario: Der Euro steigt auf 140 Yen. Dann machen die Schulden des vorhin erwähnten Yen-Kredits nicht mehr 84.000 Euro aus. Sondern nur noch 77.000 Euro.

Kurzum: Der Yen ist bisher die weitaus bessere Spekulationswährung für eine Finanzierung. Und nichts anderes als eine Spekulation ist derzeit ein Kredit in fremder Währung. Denn um die Zinsersparnis, die der Franken und der Yen in den vergangenen Jahren gebracht haben, geht es nicht mehr. Die Zinsen in der Eurozone sind nämlich auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie in der Schweiz und in Japan. Ein Vergleich: Der Euribor (3 Monate), einer der wichtigsten Referenzzinssätze der Gemeinschaftswährung, liegt bei 0,2 Prozent. Das schweizerische Pendant, der Franken-Libor (3 Monate), notiert bei rund 0,02 Prozent. Der Unterschied macht daher läppische 0,18 Prozentpunkte. Oder mit anderen Worten: Bei einem endfälligen Franken-Darlehen (zum Gegenwert von 100.000 Euro und einer Zinsmarge von 1,5 Prozent) erspart sich der Kreditnehmer im Vergleich zur Euro-Finanzierung gerade einmal 15 Euro pro Monat. Also fast gar nichts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2013)


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