Anleihen: Hohe Zinsen dank Nachrangigkeit

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Die Bawag zahlt ihren Sparern für ein einjähriges Sparbuch 0,25 Prozent Zinsen. Für eine Anleihe bietet sie hingegen 6,5 Prozent. Ein gutes Angebot auch für Privatanleger?

Wien. 0,25 Prozent. Diesen Zinssatz bekommt ein Sparer, wenn er sein Erspartes auf ein einjähriges Bawag-Sparbuch legt. Die Steuer ist dabei noch gar nicht abgezogen. Für ein Sparbuch mit zweijähriger Bindung bietet die Bawag nicht wesentlich mehr, nämlich 0,6 Prozent pro Jahr. Die realen Verluste nach Abzug der Inflation fallen da schon recht deutlich aus. Wer sich dieser Sparbuch-Enteignung entziehen will, muss sich unweigerlich nach Alternativen umschauen.

Liest man dann in diesen Tagen bei derselben Bank von einem Zinsangebot von 6,5 Prozent, ist das zumindest verlockend. Was steckt dahinter? Das Bankinstitut Bawag P.S.K. begibt eine Anleihe, die einen jährlichen Zins von 6,5 Prozent abwirft. Und das über zehn Jahre (ISIN: AT0000A13406). „Es ist ein Superangebot auch für Privatanleger, mit 1000 Euro kann man schon einsteigen“, sagt der Bankberater der Filiale im dritten Bezirk.

Auf den ersten Blick schaut das großartig aus. Bei näherer Betrachtung stellen sich zwei große Fragen. Erstens: Wie viel Gewinn bleibt dem Privatanleger tatsächlich übrig? Und zwar, wenn er die Steuer, alle Kosten und auch die Inflation abzieht. Zweitens: Welches Risiko geht der Anleger ein, wenn er sich auf diese attraktive Verzinsung einlässt? Zugegeben, bei 6,5Prozent in Zeiten einer extremen Niedrigzinsphase schrillen wohl bei manchen die Alarmglocken.

Ein Szenario: Der Anleger kauft Anleihen zum Nennwert von 3000Euro – mit der Absicht, sie tatsächlich zehn Jahre halten zu wollen. Vom jährlichen Zinsertrag kommen zunächst einmal weg: die Kapitalertragsteuer, die jährliche Depotgebühr, die Gebühren für das Verrechnungskonto. Unter dem Strich bleibt ein jährlicher Zinsertrag von rund 3,5 Prozent. Wenn der Kunde davon eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent abzieht, macht der reale Nettogewinn noch immer 1,5 Prozent aus. Wenn sich der Kunde zudem die Gebühren für das Verrechnungskonto (indem er ein entsprechendes Bawag-Konto mit beständig über 880 Euro Einlage hält) spart, erhöht sich der reale Nettogewinn auf rund zwei Prozent. Das ist in Zeiten wie diesen sehr passabel, keine Frage.

Bankinsolvenz wäre schlecht

Doch handelt es sich um eine „nachrangige“ Anleihe. Das heißt, wenn die Bawag P.S.K. pleitegeht, schaut es für die Anleger gar nicht gut aus. Dann werden – vereinfacht gesagt – viele andere Gläubiger zuerst bedient. Und erst wenn noch etwas übrig bleibt, bekommen die Inhaber der nachrangigen Anleihen etwas von ihrem Geld zurück. Im schlimmsten Fall schauen sie komplett durch die Finger. Kurzum: Die Anleihe-Anleger werden auch darauf hoffen müssen, dass es zu keiner neuerlichen Finanz-, Banken- oder Bawag-Krise kommt.

Nach den vielen Skandalen und Krisen wollen wohl so manche Anleger nicht vom Geschäftsgebaren einer Bank abhängig sein. Nur, die Alternativen sind leider sehr dünn gesät. Sichere Staatsanleihen wie jene von Österreich oder Deutschland sind zu teuer, wodurch deren läppische Erträge vergleichbar sind mit jenen der Sparbücher. Und auch die Anleihen (vermeintlich) sicherer ATX-Unternehmen sind nicht gewinnbringend. Ein Beispiel: Eine Anleihe der Strabag, eines der größten Baukonzerne auf dem Kontinent, wirft einen jährlichen Zins von 4,75 Prozent ab (ISIN: AT0000A0PHV9). Das ist ein ordentlicher Zinssatz – auf den ersten Blick. Ein Szenario: Ein Anleger kauft Strabag-Anleihen zum Nennwert von 5000 Euro und will sie bis Mai 2018 (also bis zum Laufzeitende) behalten. Das Problem: Damit er diese Anleihen bekommt, muss er einen Kursaufschlag von rund 500 Euro berappen. Dieses Geld bekommt er nicht mehr zurück, das drückt die Rendite nach unten.

Kursaufschläge drücken Ertrag

Und so kommt es, dass er in den viereinhalb Jahren einen Ertrag von nur rund einem Prozent jährlich (nach Abzug der Steuer und sämtlicher Kosten) erzielt. Zieht er die jährliche Inflation ab, ergibt das ein deutliches Minus von fast fünf Prozent bis 2018.

Bessere Ertragsaussichten bietet dagegen eine Anleihe des Ziegelkonzerns Wienerberger (ISIN: AT0000A100E2). Bis April 2020 erzielt ein Anleger damit einen jährlichen Ertrag (nach Steuer und Kosten) von über zwei Prozent. Damit kann er zumindest die Inflation abdecken. Natürlich nur, wenn das Unternehmen, das in einer sehr volatilen Branche tätig ist, seine Schulden zurückzahlen kann. (ker)

AUF EINEN BLICK

Anleihen. Eine nachrangige Anleihe der Bawag P.S.K. bietet Anlegern 6,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Da steigt man auch nach Abzug von Spesen, Steuern und Inflation positiv aus. Allerdings muss man hoffen, dass die Bank während der Laufzeit nicht pleitegeht. Generell werfen Unternehmensanleihen oft höhere Zinsen ab als Sparbücher, doch gibt es auch keine Einlagensicherung. Zudem schmälert mitunter ein hoher Kaufpreis die Rendite.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2013)


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