Bauspareinlagen knacken 20-Mrd.-Marke

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Trotz niedriger Zinsen wurden 2013 wieder mehr Bausparverträge abgeschlossen. Wer eine Finanzierung will, geht aber lieber zur Bankenkonkurrenz.

Wien. Im Jahr 2012 versetzte die Entscheidung der Bundesregierung, die Bausparprämie zu halbieren, einer der liebsten Anlageformen der Österreicher einen Dämpfer: Die Zahl der neu abgeschlossenen Bausparverträge fiel um acht Prozent auf 907.702. Inzwischen ist die Prämie noch immer nicht höher als maximal 18 Euro im Jahr (bei einer jährlichen Einzahlung von 1200 Euro), die Zinsen bewegen sich am jeweils untersten Rand.

Doch wurden im Vorjahr wieder mehr Bausparverträge abgeschlossen. Mit 938.868 Abschlüssen gab es ein Plus von 3,2 Prozent zum Jahr davor. Die gesamte Anzahl der Bausparkonten fiel zwar um 0,67 Prozent auf 5.090.189. Nicht jeder ausgelaufene Vertrag wurde offenbar verlängert. Doch übersprang die Summe der Bauspareinlagen erstmals die 20-Milliarden-Euro-Marke: 20,346 Mrd. Euro liegen auf heimischen Bausparkonten, zum Vorjahr ist das ein Plus von 1,94 Prozent.

Bausparverträge haben in der Regel eine Laufzeit von sechs Jahren. Häufig hat man die Wahl zwischen fixen und variablen Zinsen. Die fixen Zinsen liegen derzeit meist in der Gegend zwischen 1,25 und 1,3 Prozent (ohne Prämie, aber auch vor Abzug der Kapitalertragsteuer). Bei den variablen Angeboten gibt es im ersten Jahr mitunter fette Zinsen von bis zu 3,6 Prozent, die den Abschluss versüßen sollen. In den Folgejahren bewegen sich die Zinsen dann in einer Bandbreite: Das untere Ende liegt etwa bei 0,5 oder 0,75 Prozent, das obere bei vier oder 4,25Prozent. Derzeit bewegen sich die Zinsen in der Nähe oder an der unteren Grenze.

Gold verliert im Beliebtheitsranking

Den Österreichern scheint das bewusst zu sein: Wie eine Spectra-Umfrage zeigt, haben sowohl das Sparbuch als auch der Bausparvertrag in den vergangenen Jahren an Ansehen bei den Anlegern verloren– zumindest in der Theorie. Hielten vor einem Jahr noch 47 Prozent der Befragten das Sparbuch für ein lohnendes Investment, waren es im vergangenen Dezember nur noch 37 Prozent. Ebenso viele finden den Bausparvertrag interessant. So unbeliebt war der Bausparvertrag in der Theorie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Auch werden beide klassischen Sparformen erstmals von den Grundstücken und Immobilien geschlagen: 39 Prozent finden solche als Geldanlage interessant. Gold hat übrigens nach dem Preisrückgang des Vorjahres dramatisch in der Anlegergunst verloren: Sprachen Ende 2012 noch 28 Prozent dem glänzenden Edelmetall zu, so waren es ein Jahr später nur noch 18 Prozent.

Bauspardarlehen weniger gefragt

Nicht nur in der Theorie, sondern tatsächlich scheint das Bauspardarlehen, also die Finanzierung durch eine Bausparkasse, an Attraktivität zu verlieren: Im Vorjahr haben die vier heimischen Institute (ABV, Raiffeisen Bausparkasse, S-Bausparkasse und Wüstenrot) neue Finanzierungen in Höhe von 2,38 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Das bedeutet zum Jahr 2012 ein Minus von 20 Prozent.

Von 2008 bis 2012 stellten die Institute in keinem Jahr weniger als drei Mrd. Euro an Neufinanzierungsgeldern bereit. Doch es werden nicht nur weniger Darlehen neu vergeben: Im Vorjahr war erstmals seit Jahren das Volumen der gesamten Ausleihungen (also aller noch ausstehenden Darlehen) leicht rückläufig. Konkret schrumpfte es von 19,3 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 19,1 Mrd. Euro im Jahr 2013.

Wüstenrot-Generaldirektorin Susanne Riess, die derzeit Vorsitzende des Arbeitsforums Österreichischer Bausparkassen (AÖB) ist, erklärt den Rückgang mit den Niedrigzinskonditionen bei den klassischen Geschäftsbanken. Bauspardarlehen haben eine Mindestverzinsung, die mit etwa 2,2 bis drei Prozent derzeit oft über den Kreditangeboten der Geschäftsbanken liegt. Der Vorteil der Bauspardarlehen, der Zinsdeckel von sechs Prozent, scheint in Zeiten wie diesen wenig attraktiv. Das System sei nicht geschaffen für eine Zinslandschaft wie diese, räumte Manfred Url von der Raiffeisen Bausparkasse ein. Doch werde dieses Umfeld nicht ewig bestehen. Bei höheren Zinsen würden auch Bauspardarlehen wieder gefragt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2014)


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