Nachhaltige Geldanlage ist gar nicht so grün

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Viele wollen ihr Kapital sinnvoll veranlagen. Bei ethischen Investments ist das keine einfache Angelegenheit.

Wien. Von nachhaltiger Geldanlage wird zwar allerorts gesprochen. Doch unter Privatanlegern fristet sie nach wie vor ein Schattendasein– auch, wenn immer mehr Geld in diesen Bereich fließt. Hierzulande veranlagen vor allem institutionelle Investoren Geld nach bestimmten Kriterien. „Die Presse“ beantwortet die wichtigsten Fragen.

1Wie nachhaltig ist die nachhaltige Geldanlage?

Das kommt drauf an. Nachhaltige Fonds investieren auf Basis verschiedener Anlagekriterien. Manche Fonds agieren dabei nach dem sogenannten Ausschlussprinzip. Hier wird nicht in Firmen investiert, die beispielsweise etwas mit Waffen, Kinderarbeit oder Pornografie zu tun haben. Beim sogenannten Best-in-Class-Ansatz wird in ein Unternehmen investiert, das sich innerhalb seiner Branche am stärksten „bemüht“, nach ökologischen oder sozialen Standards zu agieren. Das kann freilich auch ein Atomkonzern sein. Michael Martinek, Vorstand der Bank Schellhammer& Schattera, sagt dazu: „Man muss bei dem Thema Pragmatik einfließen lassen.“ Freilich ist es auch möglich, dass bei nachhaltiger Geldanlage Waffeninvestments erst ab einem bestimmten Umsatzanteil ausgeschlossen werden. Ist dieser Anteil geringer, kann investiert werden.

2Bleibt bei nachhaltiger Geldanlage die Rendite auf der Strecke?

„Das Gerücht, dass man mit nachhaltiger Geldanlage kein Geld verdienen kann, hält sich hartnäckig“, sagt Martinek. Ein Vorurteil, das er so aber nicht bestätigen will. Und in der Tat: Ob sich „nachhaltige“ Aktien besser oder schlechter entwickeln, kommt auf den Betrachtungszeitraum an. Vergleicht man den Dow Jones Sustainability Index mit dem breiten MSCI All World Index, sieht man, dass sich beide Indizes in den vergangenen Jahren parallel zueinander bewegt haben. Zahlen des Sustainable Business Institute zufolge lag die Performance nachhaltiger Aktienfonds in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vorjahr bis zum dritten Quartal zwischen plus 120 und minus 31 Prozent.

3Wo kann man überhaupt

nachhaltige Fonds kaufen?

Mehr oder weniger jede Bank bietet zumindest einen nachhaltigen Fonds an. In Österreich hat sich vor allem die Kirchenbank Schellhammer & Schattera auf das Thema spezialisiert. Das Institut bietet neben seinen eigenen Fonds neuerdings auch 20 nachhaltige Fonds anderer Kapitalanlagegesellschaften an, da die Kunden vermehrt verschiedene Branchen, Regionen oder Anlageklassen nachfragen würden. Aus Martineks Sicht sind zwar viele Anleger an dem Thema interessiert. „Sie wissen aber nicht, wo sie sich hinwenden sollen.“ Häufig werden die Produkte in Banken nicht aktiv angeboten. Eine „Henne-Ei-Problematik“, sagt Martinek.

4Was ist den Anlegern bei nachhaltiger Geldanlage wichtig?

Eine Erhebung der deutschen Stiftung Warentest unter mehr als 1000 Befragten kam zu dem Ergebnis, dass ethische Aspekte bei nachhaltiger Geldanlage als wichtiger empfunden werden als ökologische. 79 Prozent sagen, bei ethisch-ökologischen Investments dürfe Geld keinesfalls in die Waffen- und Rüstungsindustrie fließen. 60 Prozent sprachen sich gegen Glücksspiel, Pornografie und Atomkraft aus.

Je sechs Prozent der Befragten lehnten es ab, Geld bei Herstellern von Verhütungsmitteln und Bergbaufirmen zu veranlagen. Wichtig war den Befragten hingegen, dass Geld für die Armutsbekämpfung (61 Prozent) eingesetzt wird, an Krankenhäuser fließt und für Bildung (47 Prozent) aufgewendet wird.

5Was denken die heimischen

Konsumentenschützer?

Die Arbeiterkammer (AK) vermisst bei heimischen Investmentfonds die Transparenz, wie sie kürzlich kritisierte. Bei einer Untersuchung von zehn nachhaltigen Investmentfonds kam man zu dem Schluss, dass Anleger in Emissionsprospekten und Rechenschaftsberichten nur mangelhaft auf Nachhaltigkeit hingewiesen werden. Kunden seien nicht darüber aufgeklärt worden, warum ein Fonds als nachhaltig eingestuft worden war. [ iStockphoto ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2014)


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