Nachhaltige Geldanlagen: Alles andere als konventionell

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Nachhaltige Geldanlagen haben in Österreich zwar einen geringen Marktanteil. Der Bereich ist im vergangenen Jahr aber deutlich gewachsen.

Wien. Wer glaubt, dass Nachhaltigkeit immer etwas mit biologischem Essen und Solaranlagen zu tun haben muss, der irrt gewaltig. Besonders, wenn es um Geldanlage geht. Denn Nachhaltigkeit ist vor allem für viele institutionelle Investoren längst zu einem veritablen Geschäftsmodell geworden. Besonders in Österreich.

Hier sind es in erster Linie betriebliche Pensionsfonds, öffentliche Pensions-, und Vorsorgekassen, kirchliche Einrichtungen und Wohlfahrtsorganisationen, die sich des Themas angenommen haben. Ihr Anteil an nachhaltiger Geldanlage lag im Vorjahr bei 86 Prozent – er hat sich damit gegenüber 2012 merklich vergrößert. Österreichische Privatanleger stellten demnach 14 Prozent der Investoren. Anders in der Schweiz: Dort sind es 41 Prozent.

Ungeachtet dessen ist das Volumen ethischer Investments in Österreich im Vorjahr merklich gestiegen: Es kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel (27 Prozent) auf 7,1 Mrd. Euro. Bereits zum fünften Mal in Folge wurde damit ein neuer Rekord erzielt. Das geht aus dem Jahresbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen hervor. Damit liegt der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen in Österreich bei 4,5 Prozent – ein leichtes Plus gegenüber 2012. Im Vergleich zu konventionellen Geldanlagen ist der Wert freilich gering.

Im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) erhöhte sich das Investitionsvolumen weniger stark: In Summe wurden im Vorjahr 134,5 Mrd. Euro investiert, ein Plus von zwölf Prozent.

Ob die Investments nun „grün“ sind, oder nicht: Eines ist den Österreichern traditionellerweise immer wichtig: die Sicherheit. Kein Wunder, dass Veranlagungen in Staats-und Unternehmensanleihen auch im Vorjahr zunahmen. Sie kamen auf 82 Prozent. Aktien spielten eine geringe Rolle. Im Vergleich zu Deutschland ist das Spektrum der Assetklassen wesentlich geringer: Dort wird unter anderem auch zwischen Bankeinlagen und Venture Capital differenziert.

Wachstum bleibt hoch

Einen Trend kann das Forum Nachhaltige Geldanlage über alle drei Länder hinweg beobachten: Für viele Investoren wird es immer wichtiger, nicht in die Bereiche Streumunition und Antipersonenminen zu investieren. Abgesehen davon sind im Vorjahr zwei heimische Finanzakteure dazu übergegangen, Spekulationen auf Nahrungsmittel oder den Handel mit Agrarrohstoffen auszuschließen.

Die meisten Investoren bevorzugen in ihrer Anlagestrategie sogenannte Ausschlüsse. Das bedeutet, dass Unternehmen, Länder oder Branchen auf schwarzen Listen landen, wenn sie sich in gewissen Bereichen engagieren. Zu den verpönten Bereichen zählen etwa Waffen, Kernkraft, Tabak oder Pornografie. Von Veranlagungen in Firmen oder Staaten, die gegen internationale Normen und Standards verstoßen, lässt man hierzulande ebenfalls eher die Finger.

Für die kommenden drei Jahre erwarten die für die Studie befragten Marktteilnehmer auf dem heimischen Markt ein Wachstum von 44 Prozent. In den kommenden zehn Jahren, so die Prognose, sollte das Thema zudem auf dem Massenmarkt angekommen sein. Ende 2013 waren im deutschsprachigen Raum rund 380 Publikumfonds zugelassen, die ethische oder soziale Kriterien bei ihrer Veranlagung berücksichtigen.

Viele bezeichnen nachhaltige Geldanlagen als Augenauswischerei– da auf den ersten Blick zwar nach bestem Wissen investiert wird, sich bei genauerer Betrachtung aber auch „schlechte“ Firmen in „gute“ Fonds einschleichen können. Häufig wird zudem auch bewusst in vermeintlich „böse“ Unternehmen investiert, um gezielt Änderungen herbeizuführen. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2014)


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