Was bringt das Bausparen noch?

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THEMENBILD-PAKET: SPARPAKET/BAUSPAREN/BANKEN/ZUKUNFTSVORSORGEAPA/BARBARA GINDL
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Anlage. Die Kunden bekommen für variable Bausparer nur mehr 0,5 Prozent Mindestzinssatz. Die Zinserträge werden noch geringer. Bausparen hat trotzdem seine Berechtigung.

Wien. Das musste ja kommen. Nun ist auch die S-Bausparkasse der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erlegen. Sie musste zuletzt den Mindestzinssatz für den variablen Bausparer reduzieren– von 0,75 auf 0,5 Prozent. Andere Bausparkassen wie Raiffeisen oder Wüstenrot hatten bereits zuvor die Bausparzinsen auf 0,5 Prozent gesenkt.

Es ist ein neuerlicher Rückschlag für die volkswirtschaftlich wohl sinnvollste Sparanlage. Schon Jahre zuvor hatte das Parlament die staatliche Bausparprämie von drei auf 1,5Prozent gestutzt. Zudem mussten die Bausparkassen in den vergangenen Jahren die Zinsen senken. Heute gibt es nur mehr einen Mindestzinssatz von 0,5 Prozent. Die Allgemeine Bausparkasse (ABV) bietet noch 0,75 Prozent. „Das könnte bald nach unten gehen“, warnt ein ABV-Berater am Telefon.

Das sind keine rosigen Aussichten. Man kann es dennoch mit Humor sehen: Der Bausparer sei nicht sexy, aber Österreichs liebste Sparform, sagten Josef Schmidinger und Ernst Karner kürzlich. Ersterer ist Chef der S-Bausparkasse, Letzterer Chef der S-Wohnbaubank. Das klingt fast wie der Berliner Bürgermeister, Klaus Wowereit, der seine Stadt als „arm, aber sexy“ bezeichnet.

Zurück zur S-Bausparkasse: Wenn ein Kunde heute einen variablen Bausparer abschließt, bekommt er weiterhin den garantierten Zinssatz für das erste Jahr von drei Prozent. Aber danach geht es steil bergab, im Folgejahr wird er sich wohl oder übel mit der Mindestverzinsung zufriedengeben müssen. Die S-Bausparkasse sei damit am Ende der Fahnenstange angelangt, „unter null können wir nicht“, sagt Schmidinger.

Effektive Verzinsung: 1,2 Prozent

Was heißt das für den Kunden? Ein Szenario: Er schließt heute einen Bausparvertrag ab und zahlt jährlich 1200 Euro ein. Im ersten Jahr erhält er die versprochene Verzinsung von drei Prozent. Danach gehen die Zinsen rapide nach unten, die jährliche Verzinsung der S-Bausparkasse orientiert sich am sogenannten Eurozinssatz Swap (drei Jahre). Das ist ein Geldmarktzinssatz und zeigt an, welche fixen Zinssätze die Banken bereit sind, für eine Laufzeit auf drei Jahre zu zahlen.

Von diesem Zinssatz werden dann noch einmal 1,25 Prozentpunkte abgezogen – womit sich schlussendlich die Bausparverzinsung für das nächste Jahr ergibt. Die schlechte Nachricht für den Kunden: Derzeit notiert der Swap-Zinssatz bei rund 0,4 Prozent. Damit ist klar, dass der Kunde wohl in mittelfristiger Zukunft nur den Mindestzinssatz von 0,5 Prozent erhält. Wir nehmen an, dass er erst im vierten und im fünften Jahr einen höheren Zinssatz von einem Prozent pro Jahr bekommt und dass der Zinssatz im sechsten und letzten Jahr 1,5 Prozent ausmacht.

Was bleibt dem Kunden netto nach den sechs Jahren übrig? Also inklusive der jährlichen Bausparprämie von 18 Euro und abzüglich der Steuer und der Kontoführungsgebühren? Die effektive Verzinsung macht in diesem Fall knapp 1,2 Prozent aus. Hätte die Mindestverzinsung noch 0,75 Prozent betragen, dann würde die jährliche Rendite auch nur etwas über 1,2 Prozent liegen. Das macht also keinen großen Unterschied. Der Fixzinsbausparer von Wüstenrot bzw. der S-Bausparkasse würde etwas mehr einbringen– fast 1,25 Prozent jährlich (nach Kosten und Steuern, inklusive Prämie).

Die Inflation können die Anleger damit nicht ganz abdecken. Denn diese ist in Österreich so hoch wie in keinem anderen EU-Land. Im Juni machte sie 1,9 Prozent im Jahresabstand aus. In den sechs Jahren häufen die Kunden mit einem Bausparer einen realen Verlust von etwa fünf Prozent an.

Die gute Nachricht: Auch bei den Bauspardarlehen gehen die Zinsen nach unten. Die S-Bausparkasse hat die Zinssatzuntergrenze von aktuell 2,50 auf 2,25 Prozent gesenkt. (ker)

Aktien

AktieUnternehmensanteil (Anteil an einer Aktiengesellschaft), der oft an der Börse gehandelt wird. Aktien werfen langfristig meist mehr als Anleihen ab. Doch bergen sie auch Risken.

AusfallrisikoAuch Aktien unterliegen einem Ausfallrisiko, nämlich dann, wenn die Aktiengesellschaft pleitegeht. Die Aktionäre gehen dann im Normalfall leer aus. Bei sogenannten Blue Chips (häufig gehandelten Aktien weltweit agierender Konzerne) ist dieses Risiko derzeit aber meist viel geringer als bei Anleihen angeschlagener Firmen oder mancher Staaten.

KursrisikoRisiko, dass der Kurs fällt, dass einem also keiner mehr den Preis zahlen will, den man selbst ursprünglich bezahlt hat. Ein Kursrückgang kann bei Aktien sehr rasch erfolgen. Oft erholt sich der Kurs wieder. Eine Garantie, dass man je wieder seinen Einstiegskurs erhält, gibt es aber nicht.

LiquiditätsrisikoRisiko, dass man gerade keinen Käufer findet, wenn man die Aktie verkaufen will– zumindest keinen, der einen fairen Preis zahlen will. Für Kleinanleger, die große, viel gehandelte Aktien halten, ist dieses Risiko relativ gering.

VolatilitätKursschwankungen, denen eine Aktie unterliegen kann. Einen langfristig orientierten Anleger sollte es zwar wenig stören, wenn der Kurs zwischenzeitlich einknickt und sich dann wieder erholt. Will man genau dann verkaufen, wenn der Kurs im Keller ist, muss man sich jedoch mit dem geringen Preis begnügen– oder warten.

WährungsrisikoHat man Aktien in fremder Währung, unterliegt man auch einem Währungsrisiko: Wenn die fremde Währung zum Euro nachgibt, werden etwaige Kursgewinne geschmälert oder ganz aufgefressen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)


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