Sparzinsen: Längere Bindung lohnt sich kaum

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Für täglich fällige Sparbücher erhält man kaum noch Zinsen. Doch auch für einjährige Bindungen gibt es nur geringfügig mehr. Da ist Tagesgeld schon besser: Immerhin kann man darüber jederzeit frei verfügen.

Wien. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) scheint zu fruchten. Zumindest auf dem europäischen Geldmarkt. Also dort, wo sich die Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Die Zinssätze, die sich daraus ergeben, bestimmen zu einem großen Teil die Spar- und Kreditzinsen. Der Leitzins der Eurozone liegt seit Juni bei rekordniedrigen 0,15 Prozent. Und die Notenbank hat klargestellt, dass sie noch lang an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird.

Derzeit gibt es wieder eine klare Tendenz bei den Geldmarktzinsen: Sie gehen zurück. Zum Beispiel der Drei-Monats-Euribor, einer der wichtigsten Referenzzinssätze in der Eurozone. Vor etwas mehr als zwei Wochen hatte er noch bei über 0,2 Prozent notiert, heute macht der Drei-Monats-Euribor nur mehr 0,186 Prozent aus. Das ist eine gute Nachricht für die Kreditnehmer, zumindest für jene, die über ein variables Darlehen verschuldet sind.

Sehr magere Zinsen

Sie können sich Hoffnungen machen, dass die monatliche Zinsbelastung abnimmt. Anders dagegen ist die Gefühlslage bei den Sparern, ihnen drohen, wie schon in den vergangenen Monaten, weitere Zinskürzungen. Also noch weniger Sparzinsen, als es ohnehin gibt. Bei der Raiffeisenbank Niederösterreich-Wien sind es etwa für ein einjähriges Sparbuch nur noch 0,25Prozent p.a. Also praktisch nichts. Wenn ein Sparer heute 1000Euro auf das Raiffeisen-Sparbuch legt, macht er nach einem Jahr einen Zinsgewinn von 2,50Euro. Davon wird noch die Kapitalertragssteuer von 0,25 Prozent abgezogen. Im Endeffekt macht sein Netto-Zinsertrag 1,9 Euro aus– und das, nachdem das Geld ein ganzes Jahr bei der Bank gebunden war. Wenn der Sparer es unter das Kopfpolster gelegt hätte, hätte er zumindest jederzeit frei darüber verfügen und es bei Bedarf ausgeben können.

Bei anderen Filialbanken schaut es nicht besser aus. Bei der Erste Bank gibt es für eine einjährige Bindung 0,35 Prozent p.a.; bei der Bank Austria sind es lediglich 0,15 Prozent für eine Laufzeit von sechs Monaten. Schmerzhaft für die Sparer ist, dass die Geldentwertung nicht wie die Sparzinsen nachgelassen hat. Die Inflationsrate im Juli lag bei 1,8 Prozent. Mit einem einjährigen Sparbuch einer heimischen Filialbank erleidet man einen jährlichen Realverlust von rund 1,5 Prozent.

Wie schaut die Zinslage bei täglich fälligem Geld aus? Dort halten einige Direktbanken (etwa Vakifbank und Denizbank) den Zinssatz derzeit noch irgendwie über einem Prozent, die meisten Banken liegen jedoch deutlich darunter. Und die Tendenz zeigt weiter nach unten. So schnell werden die Zinsen in den nächsten Wochen und Monaten nicht steigen, das haben zumindest die europäischen Zentralbanker durchklingen lassen. Daher wäre es grundsätzlich ratsamer, sein Geld zu binden und sich einen Fixzinssatz zu sichern. Ist das wirklich sinnvoll?

Ein paar Euro Unterschied

Ein Beispiel: Ein Sparer legt 5000Euro auf ein Sparbuch der Erste Bank und sichert sich einen fixen Zinssatz von 0,35 p.a. Nach Abzug der Steuer bleiben ihm 13Euro nach einem Jahr übrig. Legt er die 5000 Euro stattdessen auf ein täglich fälliges Sparbuch der Bank Austria, bekommt er aktuell 0,125 Prozent. Wenn dieser Zinssatz ein Jahr auf diesem Niveau bleiben sollte, erzielt der Sparer einen Gewinn (nach Steuer) von etwas weniger als fünf Euro. Der Unterschied macht acht Euro aus.

Im schlimmsten Fall fällt der Tagesgeldzinssatz aber wohl auf 0,05 Prozent, dann läge der Zinsgewinn nach einem Jahr bei rund drei Euro. Der Unterschied zwischen dem Tagesgeld und dem einjährigen Sparbuch liegt demnach bei zwischen acht und zehn Euro bzw. bei zwischen rund 0,15 bis 0,2Prozent jährlich. Das sind schon sehr geringe Beträge.

Beim Tagesgeld hat der Sparer zumindest einen großen Vorteil: Er muss nicht ein Jahr zuschauen, wie die Inflation die Substanz seines Kapitals wegfrisst, sondern kann es unkompliziert ausgeben. (ker)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)


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