Umfrage: Keine einzige Anlageform kann überzeugen

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Fragt man die Österreicher, welche Sparformen sie für interessant halten, fällt ihnen dazu so wenig ein wie lange nicht mehr. Ein Grund sind die niedrigen Zinsen. Doch auch das Vertrauen gegenüber der Finanzbranche ist geschwunden.

Wien. Magere Sparbuchzinsen, turbulente Aktienmärkte, ein fallender Goldpreis und Lebensversicherungen, bei denen man nach mehrjähriger Laufzeit kaum mehr herausbekommt, als man einbezahlt hat– die Wahl des richtigen Sparprodukts war schon einmal leichter. Und wohl auch vergnüglicher.

Jeder zehnte Österreicher hält derzeit überhaupt keine Anlageform für attraktiv. Und auch der Rest kann sich für weit weniger Sparmöglichkeiten begeistern als noch vor wenigen Jahren. Das geht aus dem vierteljährlich erhobenen GfK-Stimmungsbarometer für Spar- und Anlageformen hervor, für das jährlich 18.000 Österreicher befragt werden.

Sie sollten angeben, welche der folgenden Möglichkeiten (Bausparvertrag, Sparbuch, Aktien, Fonds, Grundstücke, Gold, Lebensversicherungen, private Zusatzpensionen, Zukunftsvorsorge und Sparstrumpf) sie für interessant halten. Mehrfachnennungen waren möglich– es machten nur weniger Menschen von Mehrfachnennungen Gebrauch als bei früheren Befragungen. Addiert man die Nennungen, so ergab sich zuletzt ein Wert von 270 Prozent. Vor drei Jahren waren es 360 Prozent.

Als Gründe für die schwindende Begeisterung für jedwede Sparform sieht Ursula Swoboda, Leiterin von GfK Austria Financial Services, das aktuell niedrige Zinsniveau sowie „Wissensdefizite“. Speziell bei Aktien und Anleihen werde die eigene Kompetenz als mangelhaft gesehen. Die liebsten Anlageformen der Österreicher sind aber ohnehin seit Jahren Bausparvertrag und Sparbuch. Doch auch sie haben zuletzt deutlich an Zuspruch verloren. Nur noch 38 Prozent können sich für Bausparverträge erwärmen, 32 Prozent für das Sparbuch.

Teures Gold war beliebter

Die Begeisterung für Grundstücke hat sich von ihrem Hoch aus dem Jahr 2012 ebenfalls deutlich entfernt– auch wenn sie zuletzt wieder leicht gestiegen ist. Das deckt sich auch mit den Beobachtungen zahlreicher Makler: Nach den starken Preisanstiegen der vergangenen Jahre verteuern sich Immobilien nur noch langsam.

Auch Gold hat sich im Beliebtheitsranking leicht erholt, doch konnten sich 2012 um rund 50 Prozent mehr Menschen für das glänzende Edelmetall erwärmen als zuletzt – obwohl sie wesentlich mehr dafür ausgeben mussten. 2011 markierte der Goldpreis ein nominelles Allzeithoch bei mehr als 1900 Dollar je Feinunze. Derzeit pendelt er zwischen 1200 und 1300 Dollar. Mit dem Rückgang des Preises ist auch die Begeisterung der Anleger geschwunden.

Tresor als „sicher“ gesehen

Generell dürften die schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre Mitschuld am wachsenden Misstrauen gegenüber einst beliebten Sparformen tragen. Marketagent.com hat 1000 Österreicher befragt, warum Sparprodukte heute unattraktiv seien. Drei Viertel nannten die niedrigen Zinsen als Grund, gefolgt von der Geldabwertung durch Inflation. Die Hälfte gab an, weniger Geld zum Sparen zu haben. Doch auch das Vertrauen der Finanzbranche hat gelitten: Fast jeder Zweite hält Sparprodukte deshalb für unattraktiv, weil er den Finanzunternehmen nicht vertraut oder weil es Fehlspekulationen von Finanzunternehmen gegeben habe.

Da beschützt man sein Geld lieber selbst: Für die „sicherste“ Sparform halten die Befragten denn auch das Sparschwein: 40 Prozent geben an, dass das Geld zu Hause oder im Tresor „sehr sicher“ sei. Die Geldentwertung wird demnach als geringeres Sicherheitsrisiko gesehen als potenzielle Haircuts oder Enteignungen.

Trotz Einlagensicherung von bis zu 100.000 Euro pro Person halten nur jeweils 30 bis 40 Prozent Tagesgelder, Konten und Sparbücher für „sehr sicher“. Festgeld, also Sparformen mit Laufzeit, vertraut man sogar geringfügig weniger als dem Edelmetall Gold. Völlig abgeschlagen in der Gunst der Anleger rangieren schließlich Wertpapiere: 6,2 Prozent halten sie für „sehr sicher“. (b.l.)

AUF EINEN BLICK

Sparbuch und Bausparvertrag sind der Österreicher liebste Anlageformen. Doch auch sie haben deutlich an Beliebtheit verloren. Derzeit bekommt man für täglich fälliges Geld in Einzelfällen bis zu 1,4 Prozent (vor Abzug der Kapitalertragssteuer), bei den meisten Filialbanken ist es jedoch deutlich weniger. Das kann nicht einmal die – derzeit ebenfalls geringe – Inflation aufwiegen.

Als der Goldpreis im Herbst ein Allzeithoch erklommen hatte, entdeckten die Österreicher ihre Liebe zu dem glänzenden Edelmetall, die 2012 ihren Höhepunkt erreichte. Mit dem Rückgang des Goldpreises ist auch die Begeisterung wieder geschwunden. Aktien haben sich seit der Finanzkrise nicht mehr erholt und grundeln derzeit bei prozentuell einstelligem Zuspruch herum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2014)


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